Dieses Wochenende wird die St. Johanns-Vorstadt wieder zum Zentrum für urbane Kunst. An der «Artyou» treffen Tattoos aus Frankreich auf Basler Graffiti-Bilder oder gesellschaftskritische Comic-Kunst aus Leipzig.
Ein Triptychon ist ein dreigeteiltes Gemälde mit christlichen Motiven und einklappbaren Seitenteilen. Die grossen Exemplare sind oft Teil eines Flügelaltars. Und sie werden ausschliesslich an Feiertagen aufgeklappt. Heute ist so ein Feiertag – zumindest für die regionale Urban-Art-Szene. Heute nämlich wird der Ackermannshof in der St. Johanns-Vorstadt im Rahmen der 7. Artyou – Urbane Kunst Basel zur temporären Kunst-Kirche – dank dem Doppel-Triptychon, welches das deutsche Duo Doppeldenk auf einem grossen Altar im Herzen der Ausstellung platziert hat. Inklusiv Kerzen, Samt-Bezug und Kirchenbänken zum hinknien.
Vom Motiv her unterscheiden sich die beiden Klappbilder allerdings markant von den Kirchengemälden: Auf der farbenfrohen Seite werden süsse Comic-Figuren, Einhörner und Regenbogen mit dem Thema Atomenergie kombiniert; gegenüber hängt das wesentlich düsterere Triptychon mit schwarzen Robotern und nackten Menschlein im Käfig – die beiden erinnern stark an Adam und Eva.
Ganz klar, die Bilder symbolisieren Hölle und Himmel wobei dieser nicht wegen der Sonne strahlt. Es ist offensichtlich, dass dieses Triptychon 2011 im Jahr des Fukushima-Unglücks entstand. «Wir nutzen das Kindlich-Naive für happige Themen und Gesellschaftskritik», erklärt Doppeldenker Andreas Glauch.
Natürlich ist das Duo aus Leipzig im Ackermannshof nicht alleine unterwegs. Für Spektakel dürfte heute Donnerstagabend an der Vernissage (ab 18 Uhr) vor allem der französische Tattoo-Künstler Tin-Tin sorgen: Er beweist an menschlichen Leinwänden, warum er es mit seinen hyper-realistischen, japanisch inspirierten Tattoos zu weltweiter Bekanntschaft gebracht hat. Wer sich kein Tattoo stechen lassen will, kann sich ein preiswertes Stück Tin-Tin fürs Handgelenk kaufen – der Franzose hat drei von fünf Uhren der «Swatch & Art Collection» gestaltet, die an der Artyou präsentiert wird.
Insgesamt neun Künstler, beziehungsweise Kunstkollektive, sind dieses Jahr dabei. Das sind vier weniger als 2011, dafür werden nun grössere Werke gezeigt, wie Co-Organisator Philipp Brogli erklärt. Er ist mehr als zufrieden mit Umfang, Timing und Ort der Artyou – auch wenn ihn viele zu Grösserem ermuntern würden. Neben den sechs internationalen Teilnehmern, sind 2012 mit dem Kollektiv Cicolupo und den Graffiti-Künstlern Jers & Aley zwei Basler Teams am Start.
Während die beiden Sprayer noch immer am liebsten im Verborgenen agieren, rühren die Cicolupo Jungs (welche an dieser Stelle auch schon Thema waren) mit der grossen Kelle an: Ihr aus Altmetall zusammengeschweisstes Zwei-Meter-«Face» kostet stolze 29 Riesen. Erfrischend, dass die Basler zwischen all den klingenden Namen so selbstbewusst daherkommen. Oder ist das ein Marketing-Gag? Wie auch immer, das Riesen-Gesicht beeindruckt und ist am Ausstellungs-Eingang sicher nicht falsch platziert. Das andere Ende der preislichen Fahnenstange markiert die «Artyou Edition» für 99 Franken. Dabei handelt es sich um einen auf 79 Stück limitierten Siebdruck des Ausstellungsplakats, welches von der Tessiner Nevercrew entworfen wurde.
Ebenfalls eine Premiere ist die diesjährige «Artyou-Wall», mit welcher der Pariser Sprayer Alëxone bereits unter der Woche für die Ausstellung Wirbel machen sollte. Missverständnisse zwischen Organisatoren und Denkmalschutz minderten allerdings die Strahlkraft der Aktion erheblich: Das völlig verschmierte IWB-Traffohaus am vielbefahrenen Allschwilerplatz war den Behörden so schützenswert, dass der Graffiti-Künstler kurzfristig auf ein Gebäude an der weniger belebten Hegenheimerstrasse ausweichen musste. Lustige Randnotiz: Die Wand musste zuerst von lästigen Schmierereien befreit werden – dank der vom Kanton subventionierten Anti-Graffiti-Aktion «Spray-Out» war die Säuberung für einen Bruchteil der Kosten zu haben. Wem das Freiluft-Werk von Alëxone zu abgelegen ist, kann sich noch bis Sonntag im Ackermannshof in seinen verschlungenen Bildwelten verlieren.
Artyou – Urbane Kunst Basel. 20. – 23. September 2012, Ackermannshof, St. Johanns-Vorstadt 19-21. Künstler: Alëxone Dizac (FR), Morten Andersen (DK), Cicolupo (Basel), Doppeldenk (DE), Jers & Aley (Basel), Bruno Santinho (POR), Tin-Tin (FR), Rae Martini (IT), Nevercrew (CH). Die Ausstellung hat übrigens eine eigene App. Hier der Ausstellungskatalog…
Ich verstehe nicht warum der Kunst aktive und älteste aktive Künstler der aus der Graffitiscene abstammende Künstler DEST nicht gezeigt wird!!! Immer redet man von jungkünstler aber der Pablo Picasso der Graffitiscene wird ausgelassen!!!
http://www.dest.ch >>> https://www.facebook.com/#!/pages/Dest/384366701634998
Er nimmt au in Miami an der art Basel teil und auch in Basel er ist der Meisterkünstler der Neuzeit kann ich nur empfehlen!!!
Und ist seit jung dran, ein Künstler durch und durch !!! und einer der ersten Generation >>> Dest simply the Best 😉