Nostalgische Actionfans über 30, die auf ihrer Fernbedienung dem Sender Kabel eins einen der vorderen Plätze reserviert haben, können ihr Sofa wieder einmal gegen einen Kinosessel eintauschen. Sylvester Stallone hat zum zweiten Mal sein Telefonbuch hervorgeholt und für «The Expendables 2» erneut Actionkumpels reaktiviert, die schon lange nicht mehr auf der grossen Leinwand zu sehen waren. Diesmal durften sich Jean-Claude Van Damme und Chuck Norris den Staub aus dem letzten Jahrhundert von den Schultern klopfen und sich kampfmässig wieder einmal austoben. Zudem erhalten Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis grössere Rollen als noch vor zwei Jahren. Und auch jüngeres Blut wird eingeführt: Jungstar Liam Hemsworth (der jüngere Bruder von Chris «Thor» Hemsworth) und die Martial-Arts-Spezialistin Yu Nan tun dem Casting gut. Das Resultat ist solide Actionkost: Nach dem etwas holprigen ersten Teil kommt «The Expendables 2» schon sehr viel stilsicherer daher.
Natürlich erwartet niemand, dass der erfahrene Action-Regisseur Simon West («Con Air», «Tomb Raider», «The Mechanic») das Genre neu erfindet – im Gegenteil. Wer Namen wie Stallone, Jason Statham, Dolph Lundgren oder Schwarzenegger auf dem Plakat liest, will eben gerade nicht überrascht werden, sondern explosive Unterhaltung mit markigen Sprüchen nach bekanntem Muster vorgesetzt bekommen. Und die Handlung soll dabei möglichst nicht stören. Diese Erwartung wird erfüllt, denn der rote Faden ist schnell erzählt. Barney Ross (Stallone) steht beim undurchsichtigen Mr. Church (Willis) in der Schuld und muss einen Routine-Auftrag in Osteuropa durchführen. Doch die Mission läuft aus dem Ruder, und einer der «Verzichtbaren» kommt ums Leben – Rache ist angesagt. Im Visier steht die brutale Gruppierung «Sang», die unter der Führung Jean Vilain (Van Damme) auf der Suche nach waffenfähigem Plutonium aus Sowjet-Beständen den gesamten früheren Ostblock terrorisiert.

Chefsache: Trench (Schwarzenegger), Ross (Stallone) und Church (Willis) sind am Drücker. (Bilder: ASCOT ELITE)
Drehbuchschreiber Stallone hat die richtigen Lehren aus seinem mit 274 Millionen Dollar Einspielergebnis zwar sehr erfolgreichen, aber ziemlich bruchstückhaften ersten Teil gezogen. Nachdem er sich 2010 nicht recht zwischen hartem Actionthriller und gutem altem Ballerfilm entscheiden konnte, hat er nun die Kurve gekriegt. In den Schiess-Sequenzen wird zwar immer noch nicht mit Blut gegeizt, aber der Cast harmoniert nun deutlich besser. Die Sprüche sitzen, und keine Figur nervt mehr so wie Gunnar Jensen (Lundgren) noch im ersten Teil. Zudem wurde die Selbstironie nochmals gesteigert. So weist der Name von Van Dammes Figur bereits auf seine Rolle hin («villain» ist englisch für Bösewicht), können Stallone und Statham über ihre durchschnittliche Körperlänge scherzen und Schwarzenegger zugeben, dass sie eigentlich alle ins Museum gehörten – und das, nachdem er zusammen mit Bruce Willis in einem Smart (!) durch einen bulgarischen Flughafen gerast ist. Immer wieder wird auch auf die alten Rollen angespielt. Chuck Norris wird als «einsamer Wolf» bezeichnet, Jason Statham erinnert mit seiner Pingeligkeit an «Transporter» und Schwarzenegger überstrapaziert sein berühmtes «I’ll be back» so lange, bis ihm Willis entnervt über den Mund fährt. Nicht zuletzt deswegen ist «The Expendables 2» ein Plädoyer dafür, die Originalfassung im Kino zu geniessen. Einzelne Sätze sind einfach nicht zu übersetzen, wie zum Beispiel Stallones Spruch zu einem durchlöcherten Bösewicht: «Rest in pieces.»
Vom Erfolg der Fortsetzung ist das Produktionsteam offensichtlich überzeugt, denn bereits wird mit möglichen Kandidaten für «The Expendables 3» verhandelt. Clint Eastwood, Harrison Ford, Wesley Snipes und Nicholas Cage sollen auf der Wunschliste stehen. Wen wollt Ihr im dritten Teil sehen? Vorschläge bitte im Kommentarfeld eintragen.
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Schade, dass mit so einer tollen Besetzung kein besserer Film produziert wurde! Es bräuchte nur etwas Mut und ein gutes Drehbuch, wie mein aktueller Lieblingsfilm “Drive” zeigt.