Real Estate, Times New Viking oder Wavves. Nur einige Beispiele aus den letzten 3 Jahren, die beweisen, dass «Lo-Fi » wieder voll im Trend liegt. Schliesslich braucht es für eine gute Platte in erster Linie gute Melodien und für solche reicht auch ein Vierspurrekorder aus. Vergangenen Samstag waren im proppenvollen Parterre mit James Legeres und The Golden gleich zwei Basler «Lo-Fi»-Hoffnungen am Start.
Alain Meyer alias The Golden ist hauptberuflich Gitarrist von Sheila She Loves You. 2008 gewann das Quartett den Sprungbrett-Contest, letztes Jahr veröffentlichten sie mit «Esztergom» ihr vielgelobtes Debütalbum und generell gelten sie als eine der grösseren Pophoffnungen der Stadt. Auf seinem Seitenprojekt The Golden schlägt Meyer jedoch viel ruhigere Töne als seine Hauptband an. So erinnern die Aufnahmen auf seiner selbstveröffentlichen EP «Hidden Mouth» an Sufjan Stevens oder Elliott Smith. An Konzerten tritt The Golden allerdings als komplette Band auf. So wird Meyer von einer Gitarristin und 2 Mitgliedern seiner Hauptband unterstützt.
Live klingen The Golden daher vielleicht nicht mehr ganz so «Lo-Fi» wie auf ihren Aufnahmen, an Authentizität mangelt es jedoch nicht. Herzerwärmenden Zeilen wie «Lay your light in my eyes, you’re all i want to see» mögen auf Papier vielleicht kitschig klingen, wenn man der Band jedoch dabei zuschauen kann, mit wie viel Spielfreude und Charme sie ihre Songs darbieten, erkennt man schnell, wie viel Wertschätzung sie jeder einzelnen Minute ihres Auftritts entgegenbringen. Alain Meyer sagt selbst, dass die relativ seltenen Liveauftritte als The Golden dazu führen, dass er jedes Konzert als etwas ganz Besonderes ansieht. Man merkt es.
Auch James Legeres, die Headliner des Abends, setzen konsequent auf eine «Lo-Fi»-Ästhetik. Und auch für James Legeres ist «Lo-Fi» nicht etwa ein Ausweg, sondern eine bewusste Wahl. Eine Wahl, die sie mit Freude zelebrieren. Drummer Tobias Koch mimt in der Mitte des Sets den Alleinunterhalter und zaubert aus ein paar simplen Keyboard-Presets einen grossartigen Popsong. Man wähnt sich urplötzlich auf einem Kreuzfahrtschiff oder auf einen High School-Abschlussball irgendwo in der US-amerikanischen Provinz. Szenen, wie man sie eigentlich nur aus dem Fernsehen kennt.
James Legeres‘ Musik ist abwechslungsreich, kreativ und kommt mit sehr viel Charme daher. In ihrem Auftritt finden sich ähnlich viele Ideen wieder, wie auf einer Guided By Voices-Platte. Doch wo Robert Pollard wusste, dass seine Ideen meist nur für zwei Minuten reichen, verpassen es James Legeres einige Male, am richtigen Zeitpunkt die Pointe zu setzen. Das Konzert zieht sich unnötig in die Länge und wird gegen Ende so zu einer Ausdauerübung. Für ein nächstes Konzert wäre es also zu hoffen, dass James Legeres nicht nur ihre Klangästhetik, sondern auch die eigene Setlist minimal halten würden.
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ist ja toll, dass es mal wieder konzertreviews in der baz (zumindest online) gibt! endlich mal wieder statements und echte kritik. über die meinung selber möchte ich mich hier nicht äussern, aber dass es sie gibt find ich toll, weiter so!
dito. what he said 😉
…vorallem interessant, dass zwei gegensätzliche Meinungen im Print, resp. Online im gleichen Medium vorhanden sind….
schade habe ich die print version verpasst…wann war die kritik im print?
merci!
@Sebastian: Die Kritik war am Montag im Kulturteil! Lg
vielen dank!