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Demi für Sophie – ein schlechter Tausch

Fabian Kern am Donnerstag den 31. Mai 2012

LOL

«LOL» läuft ab 31. Mai in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

Jede Generation hat ihr Kreuz zu tragen. Die Teenager des neuen Jahrtausends sind aufgewachsen mit Internet und Handys, Social Media sind ihre Heimat. Paradoxerweise trägt die Vielzahl an Kommunikationsmitteln aber dazu bei, dass immer weniger miteinander gesprochen wird. Der Film «LOL», ein Remake des gleichnamigen französischen Originals aus dem Jahr 2008, thematisiert genau jene Kommunikationsprobleme. Im Zentrum steht die High-School-Schülerin Lola (Miley Cyrus), die von ihren Freunden einfach nur Lol genannt wird – analog zur Chat-Abkürzung für «laughing out loud». Lolas Sorgen sind, wie es sich für einen Teenager gehört, nicht schulischer Art, sondern  drehen sich um die Liebe. Von ihrem Freund Chat betrogen, fühlt sie sich immer mehr zu ihrem – und gleichzeitig auch Chats – bestem Freund Kyle (Douglas Boothe) hingezogen. Gleichzeitig zickt sie mit ihrer Mutter Anne (Demi Moore) herum, die sich mit denselben Problemen abmüht.

Miley Cyrus und Demi Moore in LOL

Ihre Mutter Anne (Demi Moore) ist für Lola (Miley Cyrus) mehr Freundin als Mutter. (Bilder: Rialto)

Sie habe einen Film für die Generation der 16-Jährigen drehen wollen, sagte Lisa Azuelos über ihre Motivation, den ersten «LOL» zu drehen. Das ist ihr sicherlich gelungen. Die Teenager erkennen sich darin wieder – sogar mit ihrer Wahrnehmung der Erwachsenen. Die Teenies überlisten ihre Erzeuger gleich reihenweise, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen: Liebe, Party, Musik. Doch warum nur ist die Kommunikation im Chat einfacher als im persönlichen Gespräch? Tröstlich für Lola ist, dass ihre Mutter von der Rolle als Alleinerziehende von drei Kindern überfordert ist. Dadurch sind die Grenzen der Rollen von Mutter und Tochter fliessend. Anne ist für Lola eher Freundin als Erzieherin, was aus pädagogischer Sicht absolut tabu ist, für den Film aber funktioniert. Teenager wollen keine starken Erwachsenen sehen.

Miley Cyrus und Douglas Booth in LOL

Warum miteinander sprechen, wenn man Musik hören kann? Kyle (Douglas Booth) und Lola.

Miley Cyrus und Thomas Jane

Wenn nicht das iPhone, dann zumindeste das iBook: Lola mit ihrem Vater Allen (Thomas Jane).

Sprechen wir aber noch über die Daseinsberechtigung von Remakes. Die ist sicher bei Filmen gegeben, die von Special Effects leben, und deshalb durch den technischen Fortschritt eine Aufwertung erfahren. Zum Beispiel bei der Verfilmung von literarischen Klassikern. Oder bei Themen, die durch den Lauf der Zeit plötzlich eine ganz neue Aktualität bekommen. Im Fall von «LOL» ist nach bloss vier Jahren nichts davon gegeben und der Sinn deshalb eindeutig: Es geht einzig und allein darum, einen französischen Film dem intoleranten amerikanischen Publikum zu verkaufen. Dieses will sich nicht mit Untertiteln abmühen, sondern amerikanische Schauspieler in ihrer Muttersprache zuhören. Der Film ist nicht schlecht, sondern nur unnötig – und dazu ein einziger Werbespot für Apple. Schade, dass sich Regisseurin Lisa Azuelos dazu hergegeben hat, ihren eigenen Film zu kopieren, und während einer Episode einer Schulreise nach Paris auch noch ihre eigenen Landsleute dem amerikanischen Klischee entsprechend zu zeichnen: als Schnecken essende, Wein trinkende, hoffnungslos altmodische und naive Menschen. Dass der Tausch der herrlich trotzig-charmanten Sophie Marceau durch die einfach nur überforderte Demi Moore ein ganz schlechter ist, kommt erschwerend hinzu.

«LOL» läuft ab 31. Mai in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

Hier der Trailer zum französischen Original von 2008 mit Christa Theret als Lola:

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2 Kommentare zu “Demi für Sophie – ein schlechter Tausch”

  1. P. Andrée sagt:

    Dem Autor des Artikels, kann nur zugestimmt werden.

    Dieses “Werk” durfte ich im amerikanischen >Original-Remake< "genießen" und es war schaaade um die vergeudete Zeit.

    Das Original war und ist ein echter Gewinn. Gut und mit echtem Herz gespielt, voll Ausdruckskraft und, mmh, ja er hinterlässt immer wieder einen "Realen" Eindruck.

    Dieser "Nachbau" ist einfach nur flüssig. Nein, nicht in seiner Handlung oder den schauspielerischen Leistungen, er ist ÜBERFLÜSSIG.

    Einer Sophie Marceau kann Demi Moore, sosehr sie sich auch zu bemühen scheint nunmal nicht das Wasser reichen. Sie bleibt in der Rolle der Anne einfach blass und ausdruckslos.
    Christa Theret als Lola und Alexandre Astier in der Rolle des Alain konnten voll und ganz überzeugen. Miley Cyrus gibt hier das, was sie am besten kann: den blassen Hüpfer.

    Die gute Lisa Azuelos hätte sich dieses "Werk" wirklich sparen können, so wie sich der geneigte Kinobesucher das Eintrittsgeld für dieses blasse und schlecht gepielte Streifchen.

    Ja, was das Thema "Produktplacement" betrifft ist es erstaunlich, dass die Werbung (und nicht nur die von Apple) noch etwas "Film" übriglässt. Hätte Frau Azuelos gleich einen Werbespot gedreht, wäre es stimmiger geworden. Aber gut, dass ist nunmal "Hollywood"

    Ergo sum: Geld sparen kann man hier gut, nämlich Eintrittsgeld.

  2. Wendy B. sagt:

    Also wirklich ich habe beide Filme gesehen und bin genau 16 Jahre alt also die perfekte Zielgruppe und ich kann nur sagen, dass dieses ganze Gelabere total Kindisch und dämlich ist. Demi Moore gibt eine tolle Mutter ab, die jedes Mädchen gerne haben würde!!! Und ich denke nur die wenigsten Mütter können von sich behaupten, dass ihre 16 jährigen Töchter ein so gutes Verhältnis zu ihnen haben wie Lola im Film zu Anne. Sie kommt überhaupt nicht als schlechte und überforderte Mutter rüber, sondern eine Mutter mit Herz und Verständnis, nicht so wie diese Alltagsmütter, bei denen immer alles nach Aussen perfekt glänzen muss während Innen der Teufel abgeht. Welches Mädchen kann schon sagen, dass ihre Mutter ihre beste Freundin ist?!? Also ich sehe da absolut kein Versagen in der Erziehung!!!
    Und auch Miley Cyrus spielt ihre Rolle gut! Der Film ist halt etwas moderner als der französische aber das ist auch total LOGISCH weil es dem Alter und der Moderne der Zielgruppe angepasst wurde! Bei den Frisuren der französischen Schauspieler lachen sich die Jugendlichen doch schlapp! Und genau aus diesem Grund ist der Film nicht unnötig sondern total seinem Zeitalter entsprechen. Und jeder der etwas anderes behauptet ist entweder zurückgeblieben oder wurde wegen Mangel an Coolness in der Schule gemoppt. Denkt doch was ihr wollt ihr Alten Spiesser!
    Aber auch wenn ihr über diesen Film mäckert werdet ihr auch nicht mehr jünger oder erfolgreicher 😛 (Ätsch!)