Logo

Basler Skateboarder im besten Licht

Joel Gernet am Donnerstag den 24. Mai 2012

Sie brechen Knochen und Gesetze vor laufender Kamera: Am Sonntag feiert der neuste Basler Skateboard-Film «Key Light» im Jugi Gundeli seine Premiere. Zuvor küren die Skater den Champ der Miniramp.

Prostituierte und Skateboarder, beide werden sie auf den öffentlichen Plätzen Barcelonas gleich hart angepackt vom Arm des spanischen Gesetzes. Von einer Wegweisung bis zur saftigen 700-Euro Busse liegt alles drinn. Das haben auch zehn Basler Skaterfreunde beim Dreh zum neusten Basler Skateboardfilm «Key Light» hautnah miterleben dürfen, also ihnen die Polizei mehr als einmal die Kamera wegnehmen wollte – hätte sie die Jungs nur erwischt. Doch im Gegensatz zu den Trottoirschwalben in Stöckelischuhen können sich die Trottoirsurfer auf ihren Brettern ziemlich rasch aus dem Staub machen.

Fünfmal jetteten die Basler nach Barcelona, das dank seinen architektonischen Raffinessen zum europäischen Skateboard-Mekka wurde. So kommt es, dass die katalanische Kapitale einen prominenten Platz einnimmt in der neuen Basler Skateboard-Doku. «In Barcelona geht es immer so zu und her, wie in Basel während der Skateboard-Europameisterschaft», sagt der 23-jährige Filmmacher Kevin Rodriguez.

Wer Basel als temporäres Skateboard-Mekka während der EM schon einmal erlebt hat, weiss, was das heisst: Horden von jungen Männern – und ein paar verstreute Damen – fluten mit ihren Brettern das Stadtzentrum und erobern Treppen und deren Geländer mit ihren waghalsigen Kicks (Sprüngen) und Grinds (Rutschpartien). Es sind Szenen, die vorerst der Vergangenheit angehören: Nachdem die EM dank dem Engagement der Basler Skateboard-Legende Oli Bürgin zehn Jahre lang europas Elite ans Rheinknie lockte, musste der Grossanlass 2011 und 2012 abgesagt werden (mehr dazu hier). Umso schöner, kann sich die Basler Skaterszene mit «Key Light» auf ein neues Video-Manifest freuen.

Luca Bianchi, Jan Hipp, Alessandro Pugliese, Lucian Zweifel und Tim Oberhauser. (Bild: Andre Guadagno)

Es ist nämlich nicht nur die vielen Rollbrettbuben und die Europameisterschaft, die Basel zur Skateboard-Hochburg gemacht haben, es sind auch die diversen Filme, mit denen die hiesige Szene regelmässig ihr Können in die Welt trägt. Insofern ist «Key Light» auch die Fortführung einen Basler Skatefilm-Tradition, zu welcher die Filmmacher Kevin Rodriguez und André Guadagno vor vier Jahren mit «Playbackwards» einen ersten Streifen beigetragen haben.

Ihre zweiter Streich wird am Sonntag im Skater-Hotspot «Purple Park» (Jugi Gundeli) zum ersten Mal gezeigt. Es ist die Essenz aus vier Schuhkartons voller Video-Tapes und unzähligen Gigabites Digitalfilm. Zwei Jahre Arbeit, komprimiert auf 35 Minuten, in denen zehn Basler Skaterfreunde durch ein halbes Dutzend europäische Grossstädte brettern und in denen auch Basels Plätze nicht zu kurz kommen.

Seinen Namen hat «Key Light» übrigens einem simplen, aber nicht unwesentlichen Umstand zu verdanken: «Wir suchen für unsere Szenen immer die bestmögliche Belichtung – das Hauptlicht», erklärt Rodriguez. Der Basler mit spanischen Wurzeln studiert Film an der Zürcher Hochschule der Künste und möchte eines Tages von seiner Kameraarbeit leben können. Bei seinen Skateboard-Dokus steht für den 23-Jährigen allerdings nicht das Business, sondern seine Leidenschaft im Vordergrund. Schliesslich hat ihn das Skaten zum Filmen gebracht – nachdem sich Rodriguez als Teenager über schlechte Filmaufnahmen in Skatevideos nervte, griff er selber zur Kamera. Inzwischen hat er mit «Key Light»-Kumpel André Guadagno eine eigene Film-Bude, die hinter Videoclips namhafter Musiker wie Greis oder Steve Aoki steht.

Christian Burgunder in Prag.

Für die «Key Light»-Premiere am Sonntag hofft Rodriguez auf gutes Wetter, damit der Film unter freiem Himmel gezeigt werden kann – draussen bei den Skateboard-Rampen im Jugi Gundeli, wo zuvor die Shema-Minisession ausgetragen wird. Die Doku landet später gratis im Internet.

«Wir haben bewusst keine DVD gemacht», erklärt Rodriguez und verweist auf Presskosten und sinkende DVD-Verkäufe. Wer weiss, vielleicht stolpert ja der ein oder andere Polizist aus Barcelona beim Surfen im Netz über «Key Light» und erkennt die Skater, welche ihm damals entwischt sind.

Premiere: Key Light, Sonntag, 27. Mai, ab 19h im Purple Park (Jugi Gundeli), Meretopenheimstrasse 80. Mehr Infos

« Zur Übersicht

Kommentarfunktion geschlossen.