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Ob Homo oder Hetero, Toleranz feiert mit

gastautor am Freitag den 4. Mai 2012

Manche Partys versuchen sich krampfhaft einen Inhalt zu geben obwohl es eigentlich nur ums Feiern geht. Andere schliessen sich in ihrer eigenen Gruppe ein und lassen niemanden rein. Das geht auch anders findet Sebastian Kölliker* in einem Schlaglicht-Gastbeitrag.

Partymacher: Initiant und Veranstalter der GameBoys-Partyreihe Olivier Mueller (mitte) mit den Resident DJs Suddenly Neighbours Alex Megert (rechts) und Benjamin Stohler.

Partymacher: Initiant und Veranstalter der GameBoys-Partyreihe Olivier Mueller (mitte) mit den Resident DJs Suddenly Neighbours Alex Megert (rechts) und Benjamin Stohler.

Wer hätte gedacht, dass eine Party Grenzen überwinden, Vorurteile abbauen, Ängste nehmen und trotzdem eine geile Party sein kann? Wer einmal an einer GameBoys-Party war, weiss es. Die Partyreihe «GameBoys and Playgirls» findet seit Anfang 2010 in der Kuppel Basel statt – laut Olivier Mueller, dem Initiant und Veranstalter der Reihe, «dem wohl offensten und vielseitigsten Club der Stadt». Die GameBoys ist eine gayfriendly-Party, ein Ort, an dem sich alle beim Partymachen gleichermassen frei und wohl fühlen können, egal ab hetero oder homo.

Mit anspruchsvollen Acts, überraschenden Live-Konzerten und einer offensiven Kommunikation haben die GameBoys Partypublikum und die junge Gay-Szene gleichermassen überzeugt. Und so ist es nicht selten, dass man auf den Partyfotos auf demselben Bild ein gleichgeschlechtliches und ein hetero Pärchen sich küssen sieht und eine vollgepackte Kuppel an Weihnachten zur Musik der Band Wareika oder dOP tanzt.

*Sebastian Kölliker ist im Vorstand des Rockfördervereins der Region Basel (RFV) und des Jugendkulturfestivals Basel (JKF) aktiv. Zudem engagiert er sich im Komitee Kulturstadt Jetzt.

Aber wie kommt man überhaupt auf die Idee, hochklassige internationale Bookings mit einem Toleranzfördergedanken zu einer Party zu machen? Olivier Mueller sagt dazu: «Ich wollte eine Party, an der ich mich mit meinen Freunden, ob hetero oder homo, gleichermassen amüsieren kann. Eine Party, an der sich alle wohlfühlen können und an der die Orientierung nicht im Vordergrund stehen muss.» Dass der beste Weg dazu über die Musik zu gehen sei, war für ihn von Anfang an klar. Vielseitige, vorausschauende und spannende Bookings sind für ihn ein wichtiger Bestandteil des Erfolgsrezepts der immer sehr gut besuchten Veranstaltung. Der gute Ruf bei DJs und Agencys ist dabei Ehrensache. «Die GameBoys sind musikalisch anspruchsvoll. Wenn es passt, ergänzen wir die Party um eine vorhergehende Theateraufführung, ein klassisches Intermezzo, einer Vernissage oder einem Champions-League-Finale.» Man biete einfach mehr.
Eine wichtige Rolle im Team der GameBoys-Macherinnen und –Macher nimmt dabei das DJ-Duo Suddenly Neighbours ein, welches mit Herzblut bei der Organisation dabei ist. Sie sind massgeblich daran beteiligt, dass die sexuelle Ausrichtung keine Rolle spielt. «Unsere beiden Resident DJ-Jungs Alex Megert und Benjamin Stohler von den Suddenly Neighbours sind beide weder schwul noch voreingenommen und haben darum einen unbezahlbaren Beitrag zur Vielfalt und Akzeptanz der Reihe beigetragen. Sie haben mit ihrer Residency praktisch im Alleingang eine ganze Generation von jungen Basler Partygängern konfrontativ aufgeklärt. Dafür haben Sie meinen Respekt und meine Dankbarkeit», sagt Olivier Mueller.

So wird durch eine nichtkommerzielle Partyreihe und ehrenamtliches Engagement, bei Musik und Feiern, Toleranz zur Selbstverständlichkeit und Unterschiede werden einfach überwunden.

GameBoys: Joyce Muniz & FRQNCY
Samstag, 05.05.2012 in der Kuppel Basel 
Doors: 22h, Entry: 18.-, Age: 18.

Wareika live an der GameBoys-Party vom 23. Dezember 2012

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7 Kommentare zu “Ob Homo oder Hetero, Toleranz feiert mit”

  1. Luca Bruno sagt:

    Kurze Frage dazu: Wenn das Ziel der Party «Ich wollte eine Party, an der ich mich mit meinen Freunden, ob hetero oder homo, gleichermassen amüsieren kann. Eine Party, an der sich alle wohlfühlen können und an der die Orientierung nicht im Vordergrund stehen muss.» ist, warum labelt man die Party dann trotzdem als “heterofriendly Gayparty”/”gayfriendly Heteroparty” (wie auch immer?) und nicht einfach als Party? Ist das nicht irgendwie kontraproduktiv?

  2. Hi Luca. Es wäre natürlich sehr schön, wenn grundsätzlich jede Party eine offene Party wäre. Wir haben das tatsächlich für zwei Ausgaben probiert und obwohl die GameBoys zuvor als Gayparty bekannt und kommuniziert wurde, führte es an besagten Ausgaben zu unangenehmen Missverständnissen. Die Erwähnung der Minderheit (gayfriendly) ist seither wieder auf jedem Flyer und fordert jeden Besucher dazu auf, eine bewusste Entscheidung zu treffen. Genau darin sehe ich den aufklärenden Aspekt, der an der Party wieder komplett in den Hintergrund treten darf.

  3. Ein Mensch sagt:

    Seid ihr euch sicher, dass die Suddendly Neighbours nicht schwul sind?

  4. Ein sehr gescheiter italienischer Schwuler hat schon 1994 angemerkt: Wir bewegen uns ganz normal als Schwule unter den Heteros. Nur die Heteros können das nicht, sie haben dauernd Angst, man könnte sie bei uns sehen… (Giovanni dall’Orto in: Lettera dal ghetto gay, Babilonia Nr. 120) Und er stellte die klare Frage: “Wer ist nun wirklich im Ghetto?`” 😛
    http://www.giovannidallorto.com/attualita/vita/ghetto/ghetto.html
    Darum finde ich die Anbiederung bei Heteros völlig überflüssig. Sie fassen uns ja auch nicht mit Samthandschuhen an. Wer sich nicht getraut, mit schwulen Freunden an deren Parties zu gehen, ist ganz einfach eine Heteroklemmschwester! Wir müssen ja auf deren Parties auch nicht Sex mit den Mädels haben…

    • René Reinhard sagt:

      “Heteroklemmschwester!” ist gut. Ist sogar sehr gut. Welche Spezies bleibt dann unter denn “Männern” noch übrig? Die Frauen?

  5. Lucien Schmidlin sagt:

    Toller Artikel, tolle Sache!