Ein Entführungsthriller mit Bruce Willis in einer der Hauptrollen – da jubelt das Actionherz. Lange hat uns «Mr. Die Hard» nicht mehr mit einer grossen Rolle im rustikalen Genre beglückt. Doch wer den Glatzkopf mit den coolen Sprüchen auf der Leinwand bewundern will, der sollte bei «The Cold Light of Day» nicht zu spät in in den Kinosaal kommen. Nach einer guten Viertelstunde ist sein Auftritt als Martin Shaw nämlich bereits beendet. Immerhin opfert er sein Leben für seinen Sohn. Zurück bleibt also Will, gespielt von Henry Cavill, der die Welt nicht mehr versteht. Denn anstatt zusammen mit Bruder und Eltern auf der Yacht vor der spanischen Mittelmeerküste auszuspannen, muss der attraktive Jüngling, der gerade erst vom Konkurs seiner Firma erfahren hat, durch die Strassen von Madrid hetzen, um seine Familie aus den Fängen israelischer Entführer zu befreien. Objekt der Begierde ist ein Aktenkoffer mit mysteriösem Inhalt, den Wills Vater, ein verdeckter CIA-Agent, entwendet hat.
Der Thriller lebt vom Tempo und von Klischees. Die Menschen sind schön, jede Flucht gelingt, und im Konsulat hilft einem ohnehin keiner. Will verhält sich ganz nach der Tagline des Films: «Instinkt ist seine grösste Waffe.» Er prügelt und schiesst sich durch Madrid, dass das Stadtmarketing der spanischen Hauptstadt seine helle Freude hat – und auch einige Autohersteller, deren Marken werbetechnisch nicht ganz ungeschickt platziert sind. Dabei erfährt Will, dass der Job nicht das einzige Geheimnis seines Erzeugers ist. Der Agent wider Willen bewährt sich im Wettrennen mit der Zeit und schafft es sogar, die skrupellose, doppelzüngige Bösewichtin Carrack (Sigourney Weaver) in Rage und die CIA in Entzücken zu versetzen.
Dennoch bleibt die Handlung am Ende aussen vor. Wer jetzt genau wen bestohlen und betrogen hat, darüber verliert man im rasanten und bleilastigen Schlussbouquet schnell einmal die Übersicht. Liebhaber der nackten Actionszenen mögen auf ihre Kosten kommen, wer aber etwas für schlüssige Plots oder überraschende Wendungen übrig hat, wird eher enttäuscht aus dem Kinosaal entlassen.
Mit «The Cold Light of Day» scheint die Actionkarriere des 29-jährigen Cavill, der 2013 in Zack Snyders «Superman» die Titelrolle spielen wird, lanciert. Der Hauptdarsteller vom Götter-Spektakel «Immortals» erinnert mit seinen Nehmerqualitäten an seinen Filmvater Willis in seiner Paraderolle als New Yorker Cop John McClane, weshalb dessen Kurzauftritt vielleicht als Stabübergabe der Actionstars zu verstehen ist. Die nächste Generation drängt nach. Abschreiben sollte man den Altmeister allerdings noch nicht, denn die Dreharbeiten für den nächsten Teil von «Die Hard» sind im Gange. Wetten, dass Willis dann nicht mehr so früh über die Klinge springen muss?
«The Cold Light of Day» läuft ab 3. Mai im Pathé Küchlin in Basel.
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