Argumente für Plattenläden gibt es ja eigentlich genug: Vinyl fühlt sich nun mal einfach besser an als eine MP3-Datei und der langjährige Plattenverkäufer des Vertrauens bietet die um einiges kompetentere Beratung als automatisch generierte «Kunden, welche diesen Artikel gekauft haben»-Skripte. Und doch entscheiden sich immer wie mehr Musikliebhaber für Mausklicks auf Spotify oder Amazon und gegen den Gang in den Plattenladen. Die Zahl letzterer nimmt dementsprechend von Jahr zu Jahr ab.
Diesem Trend entgegen setzen möchte der 2007 vom Amerikaner Chris Brown ins Leben gerufene «Record Store Day». An diesem Tag wird seither einmal jährlich die Art des Plattenladens zelebriert und in Zusammenarbeit mit unzähligen Künstlern, welche ihrerseits den Tag mit Veröffentlichungen von exklusiven Tracks in meist streng limitierter Auflage unterstützen, wird (erfolgreich) versucht, die Musikfans wieder zurück in den Plattenladen zu bringen. Anfänglich nur in den USA, ein Jahr später auch in England durchgeführt, erreicht der Record Store Day mittlerweile die ganze Welt.
Der Record Store Day 2012 findet morgen Samstag, am 21. April 2012 statt und dank dem Plattfon ist dieses Jahr auch Basel an den Feierlichkeiten mit beteiligt: Von 12:00 bis 18:00 bietet der Plattenladen an der Feldbergstrasse nebst dem einen oder anderen zukünftigen Sammlerstück auch DJs, Getränke und Sandwiches an. Wir nehmen das grosse Portemonnaie mit.
Plattenläden erhalten im Voraus eine Übersicht über die exklusiven Veröffentlichungen des Tages und können ihre Wünsche anmelden. Welche Stücke schlussendlich ihren Weg in die Feldbergstrasse finden, wird sich allerdings erst am Tag selbst zeigen. Michael Zaugg vom Plattfon informiert: «Wir decken ja einen grossen Teil der Musik abseits des Mainstreams ab und haben in erster Linie jene Sachen rausgepickt, die wir auch so bestellt hätten. Es sind vor allem die Majorlabels wie Universal, Sony oder EMI, die am meisten von diesem Tag profitieren; Das ist eher weniger unsere Schiene». Da sich Kunden allerdings bereits im Voraus nach einigen speziellen Releases erkundigt haben, machte Zaugg auch ein paar Ausnahmen: «Aus dem Tessin kommt jemand für eine Abba 7″ vorbei, die er sich bei uns vorbestellt hat».
Dass eine einzelne Schwalbe noch keinen Sommer macht, ist sich Zaugg jedoch auch bewusst: «Im Moment haben es öffentliche Kulturräume, zu denen man ja Plattenläden und Buchhandlungen inzwischen auch zählen kann, schwer. Wir spüren jedoch, dass wir von der Bevölkerung geschätzt und unterstützt werden – sonst würden kaum Leute von der ganzen Schweiz aus nach Basel reisen um bei uns einzukaufen.».
So sehr der Plattfon die zusätzliche Kundschaft am Samstag auch zu schätzen wissen wird, ganz auf das Internet verzichten kann auch er nicht. Der Laden nutzt den Record Store Day nebenbei, um die seit einiger Zeit brachliegende Webseite neu zu launchen. Das Herzstück dabei: Der neu programmierte Webshop.
Allen Plattensammlern, für welche die vergangenen Ausgaben in erster Linie vor dem Computer stattgefunden haben (Der einzige Weg zu den limitierten Editionen hiess bislang eBay), den Record Store Day zusätzlich schmackhaft machen, möchte der Laden ausserdem mit einem Spezialprogramm: «Wir werden den ganzen Tag auf livingroom.fm online sein, wo sich verschiedene Kleinstlabels präsentieren können. Ebenfalls sind Leute herzlich dazu eingeladen, anzurufen und Interviews zu geben».
Die Liste der angekündigten Veröffentlichungen ist lang und wie bereits erwähnt, ist es unmöglich vorauszusagen, welche Veröffentlichungen am Samstag zum Verkauf bereit liegen werden. Trotzdem konnten wir es uns natürlich nicht nehmen, durch jene Veröffentlichungsliste zu stöbern, um auf einige Schmuckstücke aufmerksam zu machen. Wer morgen eine der folgenden Platten in den Händen hält, sollte sie nicht wieder loslassen:
1. «Bloom», das vierte Album der Dream Pop-Truppe Beach House aus Baltimore ist stellenweise vielleicht ein bisschen zu fest Cocteau Twins-Hommage geworden, die zweite Single «Lazuli» ist aber dennoch ein grossartiges Stück Musik und einer der besten Songs des Albums. «Lazuli» erscheint als limitierte 7″:
2- Das zu Unrecht ein bisschen untergegangene letztjährige Album «Gloss Drop» der New Yorker Band Battles wurde über die letzten Monate hinweg durch einige gelungene Re-Interpretationen ergänzt. Auf einer Serie von verschiedenen 12″ gaben sich dabei Künstler wie Kode9 oder The Field die (Remix-)Klinke in die Hand. Die nun vierte und letzte Remix-12″, «Dross Glop 4», beeinhaltet u.a. diesen gelungenen Remix von Hudson Mohawke:
3. Und was wäre der Record Store Day bloss ohne Veröffentlichung der Flaming Lips? «The Flaming Lips and Heady Fwends» heisst das dreizehn Stücke umfassende Kollaborationsalbum mit Gastauftritten von Yoko Ono, Bon Iver, Chris Martin (Coldplay) oder (wieso auch immer?) Ke$ha. Wayne Coyne, Sänger der Band, erklärt uns den Release gleich selbst:
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