Laute Rapmusik hallt über den Betonplatz unter der Dreirosenbrücke. Immer wieder wird der Sound übertönt vom Gejohle euphorisierter Teenager, die dicht gedrängt im Kreis stehen. Auf der Tanzfläche zwischen den rund 300 Kids duellieren sich Tänzer mit spastischen Zuckungen und Akrobatik-Einlagen. Baseballcaps und Rüeblihosen sind die dominierenden Kleidungsstücke. Die Szenen könnten ohne Weiteres einem amerikanischen Videoclip entspringen – abgespielt haben sie sich vergangenen Samstagnachmittag vor dem Jugendtreff Dreirosen während der «Swiss Jerk Championship 2012» (SJC), der inoffiziellen Schweizermeisterschaft im Jerkin’.
Der noch ziemlich junge HipHop-Tanzstil Jerk, auch Jerkin’ genannt, entstand um 2008 in Los Angeles und erfährt derzeit in Amerika einen riesigen Hype. Dieser hat nun offensichtlich auch die Schweiz erreicht – wir berichteten an dieser Stelle bereits 2010 über die ersten zarten Basler Auswüchse dieses Phänomens. «Jerkin’ ist in der Schweiz schwer am kommen», sagt SJC-Organisator Bemvindo Nzolamesso, den alle Bem nennen. «Dass so viele Leute kommen, hätte ich nicht erwartet – die Stimmung war richtig geil.»
Der 22-jährige Basler hat vergangenes Jahr einen vergleichbaren Event in Zürich organisiert. Dass die Jerk-Meisterschaft heuer beim Kleinbasler Jugi Dreirosen zelebriert wurde, hat seine Gründe. «Die meisten Jerker aus Basel trainieren hier», erklärt Bem. Zudem eigne sich der Betonplatz bestens als Kulisse für ein solches Tanzbattle. «Wir wollten ein richtig urbanes Ambiente haben.»
Sechs Jerkin’-Crews aus der ganzen Schweiz mit Namen wie Heroes, CrazyGang, Blablas oder CleanUpInc haben am Samstag auf dem provisorisch aufgestellten Dancefloor unter der Dreirosenbrücke um den Sieg getanzt. Ihr Durchschnittsalter liegt etwa bei 14 Jahren – der jüngste Tänzer war 9. Gewonnen haben schlussendlich die CapKids aus Basel. «Das sind wirklich die Local Heroes hier», sagt Jeanne Totaro von Jugendhaus Dreirosen und erklärt, dass die CapKids vor zwei bis drei Jahren die ersten waren, die in Basel mit Jerkin’ begonnen hätten – in den Räumen des Jugi Dreirosen.
Dass die inoffizielle Jerk-Schweizermeisterschaft unter der Dreirosenbrücke statt findet, hat also auch «historische» Gründe. Im vergangenen Sommer besuchte sogar ein Kamerateam von MTV London die Basler Jerker im Jugi Dreirosen (hier ein Video dazu).
«Mich fasziniert die positive Energie dieser Tänzer», sagt Totaro über die in ihren Augen äusserst friedliche Jerk-Szene, «bei anderen Anlässen mit 300 Leuten wäre es wohl ganz anders zu und her gegangen». Wer die euphorisierten Kids tanzen sieht, weiss von was die Jugi-Mitarbeiterin redet. Und wer, wie der Autor dieses Blogs, in der Basler HipHop-Szene der 90er-Jahre gross wurde, erinnert sich zwangsläufig an die Stimmung, wie sie damals in der Breakdance- und Graffiti-Hochburg Jugi Gundeli herrschte. Jung, unbeschwert und voller Energie. Damals waren Basels Breakdancer weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt – die Basler Jerker scheinen auf dem besten Weg zu sein, Ähnliches zu schaffen.
und das ohne Ausschreitungen – Geil – weiter so
Ramon