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Eine Engelsstimme zum St. Patrick's Day

Joel Gernet am Samstag den 17. März 2012

Lachend legt Amy Belle ihre Gitarre zur Seite. «That was the worst busking ever», das schlechteste Strassenkonzert überhaupt, scherzt die schottische Sängerin und erhebt sich von der Pfalz-Brüstung. In ihrem Gitarrenkoffer liegen läppische siebzig Rappen, welche der Autor aus Spass hingeworfen hat. Soeben hat die 30-Jährige den Anwesenden eine kurze Kostprobe ihres Könnens präsentiert. «Kommt das auch auf YouTube?», will ein applaudierender Mann wissen und blickt erwartungsvoll in Richtung Kamera. So sind sie, die Gaffer 2.0. Die Frage wäre doch viel eher: Wo und wann bekomme ich mehr zu hören von dieser Engelsstimme?

Gitarre und Whisky: Amy Belle im McGuinness's Irish Pub. (Bild: Maria Stratmann)

Gitarre und Whisky: Amy Belle im McGuinness's Irish Pub. (Bild: Maria Stratmann)

Doch Amy Belle, erprobte Strassenmusikerin aus Glasgow, ist Profi genug und sagt, was es zu sagen gilt: «Von Freitag bis Sonntag spiele ich im McGuiness’s Pub», haucht sie in die Runde und verstaut ihre Gitarre. Alles Routine. Die charmante Irin singt schon ihr halbes Leben lang auf der Strasse. «Ich war etwa 14 Jahre jung und ziemlich betrunken», schildert sie auf Englisch ihre ersten Erfahrungen, «eigentlich hätte ich in der Schule sein müssen». Eine lustige, unbeschwerte Zeit mit vielen Freuden und Freunden. «Einmal gab uns ein Mann einen 100-Pfund-Schein…der war offensichtlich verrückt, bestimmt ein Ire», lacht sie. «Das war damals viel Geld für uns.» Nach dem Pub-Besuch sei davon allerdings nicht mehr viel übrig gewesen.

Auch in Basel steht heuer wieder ein Pub-Besuch an – diesmal mit Konzert. Und zwar im Mc Guinness’s Irish Pub an der Margrethenstrasse. Schliesslich schreiben wir den 17. März, das bedeutet: St. Patrick’s Day, einer der höchsten irischen Feiertage. Oder, um es mit den Worten von Amy Belle zu sagen: «Für nicht religiöse Leute eine guter Grund, um sich volllaufen zu lassen». Auch im schottischen Glasgow sei sie am St. Patrick’s Day jedenfalls immer sehr beschäftigt gewesen. «Da hatte ich schon einmal drei Auftritte pro Abend», sagt sie, «feiern konnte ich trotzdem».

Amy Belle im McGuinness's irish Pub. (Bild: Maria Stratmann)

Pub-Betreiber Brendan McGuinness ist froh, dass er sich und seinen Gästen an diesem Tag, an welchem gewisse Iren gar ihr Bier oder Flüsse grün färben, etwas ganz Besonderes bieten kann. «Ich verfolge die Karriere von Amy schon lange», sagt der er sichtlich zufrieden. Damit sich die Reisespesen von London (wo Amy inzwischen lebt und musiziert) nach Basel auch wirklich auszahlen, gibt es im Irish Pub an der Elisabethenstrasse gleich drei Konzerte der Sängerin. Von Freitag bis Sonntag.

Amy Belle spielt gerne in Pubs – aber nicht nur. Auch in der Londoner Metro ist die 30-jährige Schottin regelmässig anzutreffen. In den letzten Wochen allerdings etwas weniger: Amy Belle hat sich im Studio verschanzt um mit einer Kollegin ein gemeinsames Album einzuspielen. «The Dolls» heisst dieses Projekt, auf das sich Belle fortan konzentrieren möchte. Es ist so etwas wie ein Neubeginn: Unter dem Namen «The Alice Band» hat Amy um die Jahrtausendwende mit ihrer jetztigen Dolls-Partnerin sowie einer weiteren Sängerin erste Erfolge gefeiert. Jetzt, rund zehn Jahre später, versuchen es zwei Drittel dieses Trios nochmals gemeinsam. Ein Label, welches sich um die Veröffentlichung kümmert, haben die beiden noch nicht – dafür stehen bereits Konzerte in London und New York an.

Amy Belle singt auf der Pfalz. (Bild: Maria Stratmann)

Ihren bisher grössten Auftritt hatte hatte Amy Belle 2004 an der Seite des britischen Sängers Rod Stewart. Wenige Tage vor dessen Konzert in der altehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall wurde Amy von einem Freund von Rod Steward entdeckt und so quasi über Nacht auf die ganz grosse Bühne katapultiert. Das restlos ausverkaufte «One Night Only»-Konzert, welches später auf DVD erschien, gilt heute als legendär. Der gemeinsam performte Song «I don’t want to talk about it» wurde auf YouTube bis heute über 17 Millionen mal angeguckt. «Es war ein unglaubliches Erlebnis, von dem ich viel profitieren konnte», sagt Belle, die sich bereits seit acht Jahren in jedem Interview zu ihrem Konzert mit Rod Stewart äussern muss. Dementsprechend rasch und routiniert kommt auch ihre Antwort.

Beim Auftritt mit Rod Stewart vor acht Jahren wirkte die damals 22-Jährige eher angespannt als routiniert. Logisch, auch nach hunderten Konzerten auf der Strasse und in Pubs ist die ganz grosse Bühne doch nochmals etwas ganz anderes. So sind es denn auch heute noch die kleinen, intimen, spontanen Konzerte, welche Amy Belle am liebsten hat. So wie etwa ihr Kurzkonzert auf der Pfalz, bei welchem die Schottin mit der Sonne um die Wette strahlte.

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3 Kommentare zu “Eine Engelsstimme zum St. Patrick's Day”

  1. Frank Wenzel sagt:

    Ja, was ist sie denn jetzt? Irischstämmige Schottin? Irin, die es nach Glasgow verschlagen hat? So wie der Text geschrieben ist, könnte man ja geradezu meinen, Glasgow sei in Irland. Könnte man die Umstände nicht etwas klarer verdeutlichen? Iren und Schotten sind – von Klischees wie Trinkfreudigkeit einmal abgesehen – nicht gerade ähnlich.

  2. Urs Müller sagt:

    Schottin Herr Gernet, Amy Belle ist Schottin!