
«The Woman in Black» läuft ab dem 29. März im Kino Pathé Küchlin in Basel. (Bilder im Verleih von ASCOT ELITE)
Eben erst der Rolle des Harry Potter entwachsen, sieht sich Daniel Radcliffe im britischen Gruselfilm «The Woman in Black» schon wieder Auge in Auge mit übersinnlichen Kräften. Nur, dass er selbst diesmal nicht in Besitz von Zauberkräften ist. Im Gegenteil: Als Londoner Anwalt Arthur Kipps Ende des 19. Jahrhunderts zelebriert Radcliffe das Leiden. Das Hinscheiden seiner geliebten Gattin nach der Geburt seines Sohnes hat den jungen Vater derart aus der Bahn geworfen, dass ihn sein Sprössling nur mit den Mundwinkeln nach unten zeichnet. «Du siehst immer so aus», lautet die Begründung von Klein-Edward. In der Tat versprüht Radcliffe mit seinem bleichen, vergrämten Gesicht nicht gerade Lebensfreude.
Der Auftrag, die Erbfolge einer heruntergekommenen Villa im abgelegenen Küstendörfchen Crythin Gifford zu verkaufen, bringt Kipps die unheimliche Chance, etwas über das Leben nach dem Tod herauszufinden. Die Motivation zu erfahren, in welcher Welt sich die Seele seiner Frau befindet, treibt den Witwer an. In jenem Haus mit dem nicht gerade einladenden Namen «Eel Marsh House» treibt die unruhige Seele einer toten Frau ihr Unwesen. Jedes Mal, wenn die «Frau in Schwarz» gesehen wird, treibt sie ein Kind aus dem Dorf in den Selbstmord, um ihren leiblichen Sohn zu rächen, der einst im Watt ertrank. Die Dorfbewohner wollen Kipps deshalb daran hindern, sich im verfluchten Haus weiter herumzutreiben, da es während seiner Anwesenheit zu weiteren tragischen Todesfällen kommt. Der Jurist aber lässt sich nicht beirren. Er stellt sich dem Geist und versucht gegen den Widerstand der Einheimischen, seiner Seele endlich Ruhe zu verschaffen.
Der junge Regisseur James Watkins hat mit der Verfilmung von Susan Hills Bestseller-Roman «The Woman in Black» einen Gruselfilm nach klassischem Muster geschaffen. Das unheimliche Anwesen auf einer Insel, die nur bei Ebbe über die Zufahrtsstrasse mit dem Festland verbunden ist, passt perfekt. Viel wird mit Licht und Schatten gearbeitet und dabei weitgehend auf Spezialeffekte verzichtet. Gänsehaut erzeugt Watkins mit klassischen Elementen des Genres: mit vorbeihuschenden Schatten im Hintergrund, Schreien aus dem dichten Nebel und mit der immer wiederkehrenden Erscheinung der Frau im schwarzen Kleid. Den wahren Horror schaffen aber die Todesfälle. Gibt es denn etwas Unnatürlicheres als den Selbstmord eines Kindes?
Ein starker Kontrast zu diesem trostlosen Setting in einer grauen englischen Landschaft mit meist schlechtem Wetter sind Radcliffes blaue Augen. Der 22-Jährige zeigt sich von seiner ganz ernsten Seite und spielt damit gegen sein Harry-Potter-Image an. «Ich bin auf ‹Potter› sehr, sehr stolz. Aber jetzt muss ich den Leuten beweisen, dass ich es mit der Schauspielerei ernst meine», sagt Radcliffe. Seine Verkörperung des traurigen Anwalts Kipps ist denn auch gelungen, schafft es aber nicht, den Film aus dem Mittelmass zu hieven. Die Gänsehauteffekte wirken zwar, sind jedoch vorhersehbar. Und dem Plot fehlt die Originalität, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dennoch: Um zu sehen, wie erwachsen Harry Potter geworden ist, lohnt sich «The Woman in Black» allemal.
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