Er sieht aus wie ein Autor von Mittelalter-Fantasyromanen, er hat (laut eigener Aussage) bereits über 400 Alben aufgenommen und auch veröffentlicht, er geniesst in Insiderkreisen den Ruf als Bedroom Pop-Pionier und trotzdem hat noch kaum jemand etwas von R. Stevie Moore gehört? Warum eigentlich?
Nun, Gründe dafür gibt es sicherlich einige: Vielleicht liegt es daran, dass die meisten seiner Alben nur als limitierte Kassetten erhältlich sind oder es hängt viel eher auch damit zusammen, dass er zu seiner ersten Welttournee erst im zarten Alter von 59 Jahren aufbricht. Das Wichtigste vorweg: Auf dieser Tour macht Moore auch Halt im Hirscheneck und das heute Dienstag, am 29. November 2011.
Die Lebensgeschichte von R. Stevie Moore im Schnelldurchlauf: Geboren 1952 in Nashville als Sohn von Bob Moore, seines Zeichens Studiobassist von keinem geringeren als Elvis Presley, wurde Robert Steven Moore das Interesse an Musik sozusagen mit in die Wiege gelegt. Ca. 1967 begann er damit, im Keller seiner Eltern mit und auf verschiedensten Instrumenten Kassetten aufzunehmen und nur fünf Jahre später brach er die Lehre an der Universität ab, um fortan eine Karriere als Ein-Mann-Band zu verfolgen.
Während ein Grossteil seines Outputs als Teil des «R. Stevie Moore Cassette Club» in Kleinstauflage unter der Hand verkauft wurde, schafften es seither nur eine handvoll seiner Aufnahmen auf «richtiges» Vinyl – und später CD’s. So besuche man die Diskographie-Abteilung von Moore’s – ziemlich ulkiger und offensichtlich selbst gestalteter – Website, und verschafft sich selbst einen kleinen Eindruck darüber, mit was man es hier zu tun hat. Sein «reguläres» Debütalbum «Phonography» gilt mittlerweile jedoch als Klassiker und wurde seit seiner Erstveröffentlichung im Jahre 1976 mehrmals wiedergepresst und -entdeckt und mit einem Cover von «Chantilly Lace» landete er anfangs der 1980er-Jahre sogar einen kleinen Hit.
Den Inhalt der – damit wir es nochmals erwähnt haben – über 400 (!) veröffentlichten Kassetten, LPs, CDs, CD-Rs und MP3s, auf einen Abschnitt zu reduzieren, gestaltet sich als Ding der Unmöglichkeit. Psychedelic Rock à la Syd Barrett, das Werk der grossartigen Guided by Voices und nicht zuletzt die Musik von Ariel Pink, mit welchem Moore in den letzten Jahren übrigens zusammengearbeitet hat, sind allerdings wohl die besten Referenzpunkte für R. Stevie Moore’s Output.
So unübersichtlich R. Stevie Moore’s Diskographie ist, so unberechenbar dürfte wohl auch seine Liveshow ausfallen. Fest steht nur, dass er auf der Tour von der Band Tropical Ooze aus Brooklyn begleitet wird und am besten macht man sich auf dem ebenfalls sehr amüsanten, täglich aktualisierten Tumblr-Account von Moore, welcher als Quasi-Tourtagebuch dient, selbst ein Bild darüber, was man heute Abend erwarten darf.
R. Stevie Moore & Tropical Ooze: Heute Dienstagabend (29. November) Live im Hirscheneck, in Zusammenarbeit mit dem Plattfon. Doors: 21:00, Beginn: 22:00.
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