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Diese Köpfe ticken anders – zum Glück

Joel Gernet am Freitag den 25. November 2011

Elf Rapper und ein DJ – plus Gäste. Auf der Bühne des Sommercasinos dürfte es eng werden am Samstagabend. Das Basler Rap-Konglomerat K.W.A.T. tauft mit «Dopamin» nach diversen Gratis-Releases und Solo-Projekten das erste richtige Crew-Album. Die Taufe ist ebenso überfällig, wie es die Veröffentlichung der CD Ende August war.

K.W.A.T. – auch bekannt als Köpf Wo Andrs Tikke – bereichert seit rund fünf Jahren die Basler Rapszene mit kompromisslosem, strassenorientiertem Battlerap. Testosteron-geschwängertem Männerrap. Auch vor dem Zusammenschluss waren die K.W.A.T.-Köpfe nicht untätig, sondern jahrelang in Crews wie Dunkelziffer (Basel), Rapreflex (Gelterkinden) oder als Solo-Artist unterwegs. Mit «Dopamin» wurde nun diese geballte Ladung Erfahrung und Können erstmals zu einem Bezahlangebot zusammengestellt.

Darauf präsentiert sich das «dreckige Dutzend» in gewohnter Manier: tadellose, teilweise technisch absolut hochstehende, Kampfansagen an die Konkurrenz, gepaart mit Selbstbeweihräucherung und einem Touch Strassenromantik – meist, ohne Plump zu wirken. Das ist bei Rapcrews dieser Grösse und Gattung nicht selbstverständlich. Dazu kommen nun aber auch nachdenkliche Songs wie «Frog vo dr Zyt» und «Liecht/Isik» oder sozialkritische Tracks wie «Klassekampf», welche als willkommener Kontrast zu den oben erwähnten Schwerpunkten fungieren – und zu den Höhepunkten des Albums gehören. Gerade, weil sie zeigen, dass die Jungs auch anders können.

Hans up: K.W.A.T. im SoCa. (Bild: festzeit.ch)

Dass sie gute Silben-Spitter sind, wusste man bereits vorher. Insbesondere von den beiden Rapreflex-Reimemonstern Sam und Krime. Äusserst postitiv treten auf «Dopamin» die beiden Rapper Chilz und Mad Ced in Erscheinung, welche im Kreis ihrer neun Kumpels am Mic zu Höchstleistungen auflaufen und sich in letzter Zeit offensichtlich weiterentwickelt haben. Kush, einer der bekanntesten Solo-Rapper des Kollektivs, hält sich auf dem Crewalbum ebenso zurück (dafür hat er ein grossartiges Solodebut vorgelegt), wie der verspielte Kid Bakabu. Das ist einerseits schade, andererseits lässt dies mehr Platz für Rapper wie Contrast und Manoo sowie Zehir, Rime und T.K.B. – letztgenanntes Trio kickt seine Reime auf Türkisch, beziehungsweise Kroatisch. Meist versteckt am Ende der Tracks. Die Album-Songs neigen teilweise zur Überlänge – kein Wunder bei elf Rappern. Hier wäre weniger teilweise mehr gewesen. Ebenso bei der stattlichen Anzahl Tracks – von den 18 Songs hätte man den einen oder anderen ersatzlos streichen können. So hätte man die zahlreichen Stärken dieses Crew-Albums noch offensichtlicher hervorgehoben.

Hervorzuheben ist zudem der Gastauftritt der Berner Chaos-Truppe Ds Quartier, welche ebenfalls an der Plattentaufe zugegen sein wird. Der gemeinsame Track «Egal welli Stadt» ist zwar nicht der beste gemeinsame Song, dass zwei so grosse, aufstrebende Crews aus zwei der bedeutsamsten Schweizer Rapstätten so eng zusammenarbeiten, ist aber bemerkens- und wünschenswert. Nicht unerwähnt bleiben darf zudem neben den Scratches (ja, das gibt’s noch) von DJ Moe, dass die «Dopamin»-Beats – welche über weite Strecken überzeugen, aber insgesamt noch etwas mehr Druck haben könnten – allesamt aus den eigenen Reihen stammen, gezimmert von Manoo und Contrast – zwei guten Beispielen, dass es auch hierzulande gute «producer on the mic» gibt.

Insgesamt ist «Dopamin» ein gelungener Album-Einstand der K.W.A.T.-Köpfe – dass dieser am Samstag auch standesgemäss gefeiert wird, dafür sorgen neben den Quartier-Jungs auch das Basler Rap-Urgestein Red Gee (TNN) und Anic Family. Am Samstagnachmittag gibts zudem einen Pre-Event mit Open-Mic im Basler HipHop-Kleiderladen 4Elements.

26. November 2011: K.W.A.T. «Dopamin»-Plattentaufe
Mehr Infos: Sommercasino, Münchensteinerstrasse 1, Basel. Doors: 21 Uhr.

Die regionalen Rap-Releases der letzten Monate
Kuzco – Green Room Sessions (VÖ 27.09.2011), erhältlich als Free-Download oder Soundclooud.
Pearlbeatz The Album (VÖ: 26.08.11).

K.W.A.T. – Dopamin
(VÖ: 26.08.11), MTZ Records, erhältlich u.a. im 4Elements-Store Basel, via Rappartment.ch.
Dirty D – Idiopathy (VÖ: 03.09.2011), erhältlich als Free-Download; Musik/Hass EP (13.08.11) hier zu kaufen.
Rudee – Entwickligsphase (VÖ: 26.07.2011) hier erhältlich.

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2 Kommentare zu “Diese Köpfe ticken anders – zum Glück”

  1. Hiphopper-Opfer sagt:

    Das Konzert ist ebenso überflüssig, wie es die Veröffentlichung der CD war. Wenn die BAZ noch länger solche Texte und Ästhetik wie im Video unterstützt und präsentiert, werden im Kleinbasel noch viele Mädchen verschossen und in Zürich Jungs von pädophilen Fussballtrainern verprügelt.

    Eine Übersetzung von dem, was die Ausländer rappen, wäre auch nötig. Die bekommen von mir nicht den Exotenbonus, sondern es ist eher bedenklich. Wer von uns nicht so Sprachgewandten weiss, was die an faschistoiden Gedanken rappen?

    Bei all dieser Gangstarap-Scheisse bin ich froh, dass Dubstep überhand gewinnt.

    • PYRO! sagt:

      Sorry Mr. “Hip-Hopper-Opfer” aber deine Aussage finde ich wirklich fehl am Platz.

      Hip-Hop mag nicht jedermanns sache sein, und das ist auch ok so, aber was du hier machst grenzt an Rufmord und Rassismus. Nur weil du mitbekommen hasst das dieser vollidiot der im Kleinbasel einer junge Frau in den Kopf geschossen (Mein herzlichstes Beileid an das/die Opfer) hatte auch mal einen “Hip-Hop” Clip gemacht hat kannst du doch nicht alle in den gleichen Topf werfen – geht es eigentlich noch ? Dass du dannach auch gleich den “Ausländern” vorwirfst faschistische Texte zu rappen, selber aber mit solchen Aussagen ein faschischtisches Bild abgibst zeigt, dass dein Kommentar eine reine Hassattacke gegenüber “Hip-Hop” ist. Ich kann auch mit Dubstep was anfangen, aber was du hier machst finde ich sowas von daneben! Es mag ja sein dass einigen die Texte und Beat von KWAT zu hart und aggressiv reinkommen, aber hey nur weil du harten Dubstep hörst bringst du ja auch noch keinen um oder? und das mit der pädophilie ist sowiso unterste schublade, weiss nicht wie du auf so was kommst. Diese Jungs machen schon seit Jahren Sound und sind wichtig für eine ausgewogene Kultur, ich war an der Plattentaufe und hey: egal ob schweizer, albaner, kurde, türke, schweizer – es war eine tolle party ohne jegliche Aggressions und Testosteronschübe, Hip-hop kann nämlich auch Integration sein, kann Frustventil sein, und die Welt ist nunmal nicht immer Schoggischläg-like oder?. Hoffe du kannst mir ein wenig folgen und überdenkst deine sehr provokative und hassschürende aussage nochmals. freundlicher gruss PYRO!