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«Die Situation für Musiker in Basel ist purer Luxus»

schlaglicht am Dienstag den 8. November 2011

Mitte Oktober haben uns Sheila She Loves You beim Besuch im Proberaum geschildert, warum sie mit ihrem Debutalbum «Esztergom» nicht mehr ganz so zufrieden sind und auf was sie bei der Produktion des Zweitlings «Sorry» achten, das voraussichtlich im Frühjahr 2012 erscheinen soll. Neben der musikalischen Erneuerung standen in den vergangenen Monaten diverse Konzerte an – darunter einige Highlights, wie Joachim Setlik, Sänger und Gitarrist bei den Sheilas, im Abschluss unserer Interview-Serie zum Basler Pop-Preis berichtet.

Der dritte Basler Pop-Preis wird am 9. November in der Kaserne Basel verliehen. Neben dem vom Rockförderverein (RFV) mit 15’000 Franken dotierten Jurypreis, wird auch der Publikumspreis vergeben – diesen könnt Ihr bis Mittwoch, 12 Uhr, im BaZ-Online-Voting mitbestimmen.

Joachim Setlik, was war 2011 das prägendste Ereignis für Sheila She Loves You?
In diesem Jahr waren es wohl vor allem unsere Konzerte. Da hatten wir zum einen die beiden Konzerte in Basel an der BScene und dem JKF, die eine wunderschöne Erfahrung waren. Zum anderen aber die Konzerte am St. Galler Openair, dem Paléo Festival und die Gigs in Wien und Linz, wo das ganze «Drumherum» wohl das prägendere Erlebnis war denn die Konzerte an sich.

Ihr bislang grösster musikalischer Erfolg?
Objektiv betrachtet, wäre das wohl der Release unseres Debutalbums. Es hat uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind und ermöglicht uns immer noch vieles – zum Beispiel ebendiese Nomination zum Basler Pop-Preis. Subjektiv gesehen stehen dann selbstverständlich persönliche Dinge im Vordergrund. Wenn man sieht, dass Menschen mit der Musik, die du geschrieben hast, etwas erleben, wenn sie die Musik zu einem Teil von sich machen, dann ist dies wohl das Schönste aller menschlicher Erfahrung überhaupt. Denn ich schreibe extrem intuitiv Musik und von daher kommt die Melodie oder ein Lied zu mir, nicht von mir. Ich habe beim «Schreiben» das Gefühl, dass dieses Stück Musik schon vorhanden ist, bevor ich es vertone, bevor ich es sozusagen in diese Welt erwecke. Dies mag komisch klingen, aber es beschreibt am ehesten, wie ich dies erlebe. Deshalb ist es eigentlich mein grundsätzliches Ziel (und dessen Erreichen der grösste Erfolg) durch die Musik mit Menschen etwas Übermenschliches zu teilen.

Was war der grösste Tiefschlag?
Gab’s nicht.

Falls Sie den Pop-Preis gewinnen: Wozu würden Sie das Preisgeld einsetzen?
Wir sind gerade daran, unser zweites Album aufzunehmen und würden das Geld hauptsächlich in dieses investieren. Vielleicht stecken wir auch den einen oder anderen Franken in eine ausgedehnte Tournee, wer weiss?

Welchen Basler Künstler würden Sie mit dem Pop-Preis auszeichnen.
Anna Aaron. Wir sind nämlich echte Busenfreunde!

Was sind die Pläne von Sheila She Loves You?
Kurzfristig sind wir sicher froh, wenn unser nächstes Album veröffentlicht ist, was wohl nächstes Jahr der Fall sein wird. Danach werden wir auf Tour gehen. Langfristig planen wir eigentlich nichts. Höchstens ein paar Ziele sind da zu formulieren. Zum Beispiel, dass wir als Band auch im Ausland spielen und Alben herausgeben können. Den einzigen Plan, den wir wohl haben ist Musik zu machen, solange wir mögen.

Pro und Contra eines Lebens als (zukünftiger) Profimusiker?
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich weiss wirklich nicht, was einen da erwartet und was überhaupt ein Profimusiker ist.

Mit welchem Künstler würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?
Zusammenarbeit mit anderen Musikern empfinde ich eher als unangenehm. Es kann eine schöne Geste sein, aber wenn es wirklich funktionieren soll, muss fast schon zu viel stimmen. Versuchen würde ich es allenfalls mit Alt F4 oder eben Anna Aaron, doch am allerliebsten wäre ich ein Teil der deutschen Band Endstille.

Was zeichnet die «Basler Musikszene» aus – und was tragen Sie dazu
bei?

Naja das möchte ich nicht beantworten, denn da würde ich mich fühlen, als ob ich das offizielle Sprachrohr der «Musikszene» wäre und ich würde diesen Begriff nur noch stärken. Ich kann nur sagen, dass die Situation in Basel für Musiker extrem gut ist. Es ist purer Luxus.

Haben die Umwälzungen in der Musikindustrie und die Rolle des
Internets Einfluss gehabt auf ihre Karriere? Wenn ja, inwiefern?

Nein. Wir kennen das Vorher gar nicht und sind als Band quasi in das Umgewälzte hinein gewachsen.

Für das Showcase-Konzert der letztjährigen Pop-Preis-Gewinner The bianca Story, das am 9.11. in der Kaserne im Rahmen der Pop-Preis-Verleihung statt findet, verlosen wir 30 Tickets. Wer dabei sein möchte, schreibt eine Mail mit dem Vermerk «Showcase The bianca Story».

Das sind die Nominierten zum 3. Basler Pop-Preis…

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2 Kommentare zu “«Die Situation für Musiker in Basel ist purer Luxus»”

  1. Ralph Kissling sagt:

    Solange es sich bei der Musik um Massentaugliche Stangenware handelt, ist die Situation in Basel für Musiker sicherlich ein Luxus.
    Was aber alternative Künstler angeht, fehlen Auftrittsmöglichkeiten, Bandräume und finanzielle Unterstützung.
    Der RFV bietet da genau all zwei Jahre eine kleine Möglichkeit und das ist das JKF und damit ist schon Schluss. Die Herren von Sheila she loves you können da also nur von Glück reden, dass sie in der richtigen Musikrichtung zuhause sind.

  2. Oliver Frei sagt:

    Haha, Endstille. Da spiel ich auch mit wenn ich Geschminkt bin.