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Like a Bird on a Wire: Shift Festival 2011

Luca Bruno am Donnerstag den 27. Oktober 2011

(Die Hand von) Moritz von Oswald am Shift Festival 2010 (Bild: Eva Flury)

Heuer findet in der Dreispitzhalle (und Umgebung) zum fünften Mal das Shift Festival statt. Die diesjährige Ausgabe des Festivals der elektronischen Künste dauert von heute Donnerstag (27. Oktober) bis Sonntag (30. Oktober) und nebst Ausstellungen und Talks locken die Macher einmal mehr mit einem fantastischen Lineup der elektronischen Musik. Wir haben mit Jean-Marc Galler, dem Hauptverantwortlichen des Konzerthallenprogramms, über das Lineup gesprochen und bieten euch anschliessend noch unsere drei persönlichen Tipps fürs elektronische Wochenende.

Jean-Marc Galler zeigt sich über die Entwicklung der, für immer mehr Leute, neuen «vier scheenschte Dääg» des Jahres höchst erfreut: «Letztes Jahr sind wir an einem Punkt angelangt, an welchem ich die Konzerte in der Halle zum ersten Mal als in Basel angekommen empfunden habe.» Mittlerweile habe sich herumgesprochen, dass am Shift Festival Qualität geboten wird und auch wenn das Basler Partypublikum traditionell erst nach Mitternacht erscheint, waren alle Konzerte stets gut besucht.

Ikonika

Ikonika

Auch das diesjährige Shift-Thema «Of Birds And Wires. Stimmen unter Strom.» ist selbstverständlich nicht nur für die Ausstellung, sondern auch für das Musikprogramm zentral. Passt ein Künstler nicht zum Thema, dann werde er auch nicht gebucht, so Galler. So stehen dieses Jahr also in erster Linie Acts, bei denen die Stimme ein zentrales Element des Sounds einnimmt, auf der Shift-Bühne. Ausnahmen macht Galler manchmal bei DJ-Acts. So sind die britische Dubstep-Produzentin Ikonika und Robag Wruhme, eine Hälfte der mittlerweile leider aufgelösten Wighnomy Brothers, dieses Jahr die einzigen Acts, bei welchen die Stimme nicht im Vordergund steht, «Ein gutes Beispiel für das diesjährige Thema ist Tim Exile

Ghostpoet

«Wir wollen zeigen, dass es auch haufenweise Newcomer gibt, die genauso viel auf dem Kasten haben, wie alteingesessene Acts.», kontert Galler auf die Frage, ob es dem diesjährigen Programm nicht etwa an grossen Namen mangelt. «Hudson Mohawke, Matias Aguayo oder Ghostpoet, der erst kürzlich für den Mercury Prize nominiert worden ist; Wir haben auch dieses Jahr wieder zahlreiche Künstler dabei, welche bei der breiten Masse in Basel vielleicht noch nicht so bekannt sind, aber bereits über internationalen Stellenwert verfügen.» Ausserdem spielt auch das jeweilige Thema eine Rolle dabei, inwiefern sich das Programm an der Vergangenheit beziehungsweise etablierteren Acts orientieren kann und darf. Beim letztjährigen Thema «Lost & Found» habe es sich eher angeboten, etablierte Künstler wie beispielsweise Juan Atkins oder Schweizer Pioniere wie Bruno Spoerri aufzubieten.

«Selbstverständlich gibt es auch Künstler, die rein bookingtechnisch nicht zu bekommen sind.» James Blake zum Beispiel, hätte ausgezeichnet ins diesjährige Programm gepasst, aufgrund seiner Auftritte in Montreux respektive Zürich im Frühjahr sei es allerdings unmöglich gewesen, Blake ans Shift Festival 2011 zu holen.

Gallers Fazit zum Programm: «Wir haben dieses Jahr drei Acts mehr als in den vergangenen Jahren, bieten also mehr Musik zum faktisch gleichen Preis an. Ausserdem bietet das Festival wie immer die seltene Gelegenheit, sich mit dem Thema auf vielfältige Weise auseinanderzusetzen: An Konzerten und Partys, aber auch in Ausstellungen, Filmvorführungen oder Künstlergesprächen.»

Matias Aguayo

Da sich «traditionelles» Konzertpublikum gut mit Techno versteht, darf mit Nite Jewel am Freitag zuerst ein bandorientiertes Projekt ran, bevor sich anschliessend die Beats ausbreiten werden. Am Samstag sind dann in erster Linie experimentellere Formen der elektronischen Klubmusik an der Reihe. Zum Abschluss unserer Vorschau auf das Shift Festival 2011 folgen nun unsere drei Tipps zum diesjährigen Lineup, welchem es an Highlights alles andere als mangelt:

Holy Other (Samstag, 21:30h)
Dass Basel über eine gewisse Latenzzeit verfügt, was zeitgenössische Strömungen der Musik anbelangt, ist ja kein Geheimnis. Und während in den hiesigen Clubs also noch immer zu Electrohouse abgefeiert und erst ganz langsam zum Dubstep übergegangen wird (Wir sprechen hier übrigens vom «richtigen» Dubstep – neuerdings auch Post-Dubstep genannt – und nicht von der grauenhaften «amerikanischen» Variante), haben sich die Vorwärtsdenker der elektronischen Musik schon längst in andere Regionen begeben. «Witch House» geniesst nicht zuletzt dank einiger desaströsen Liveperfomances einen eher zweifelhaften Ruf, die eigentlichen Begründer des Genres, die Köpfe hinter dem Label «Tri Angle», veröffentlichen allerdings weiterhin haufenweise interessante Musik. Acts wie Balam Acab oder eben Holy Other pitchen die Vocals hoch und arbeiten dabei mit ordentlich viel Sub-Bässen: Post-Post-Dubstep müsste man das wohl nennen.

Die Vögel (Samstag, 03:00h)
«Oh My God, it’s Techno Music!» Zusammen mit Jimi Siebels sorgte Mense Reents unter dem Namen Egoexpress jahrelang für unzählige Techno-Höhepunkte. Egoexpress existieren mittlerweile zwar nicht mehr, Reents hat sich nun allerdings Jimis Bruder Jakobius geschnappt und macht auch weiterhin ebenso wundersame Technomusik – jetzt einfach unter dem Namen Die Vögel. Beats und Bläser bezauberten uns schon auf der «Blauen Moschee» und auch ihre dieses Jahr erschienene 12″ «Fratzengulasch» gehört wieder mit zu den besten Maxis des Jahres.

Ghostpoet (Samstag, 22:30 h)
«Stimmen» sind das Thema des diesjährigen Lineups, also darf auch ein MCs nicht fehlen. Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet hat diesen Februar sein Debütalbum «Peanut Butter Blues & Melancholy Jam» veröffentlicht und ist sowas wie der Mann der Stunde. Er verknüpft Hip Hop mit Trip Hop, hat aber ebenso keine Berührungsängste vor Gitarren: Popmusik 2011, eben.

Shift: Festival der elektronischen Künste.
Donnerstag, 27. Oktober – Sonntag, 30. Oktober 2011 auf dem Dreispitzareal und im Schaulager.
Konzertprogramm: Donnerstag (20:00h-22:00h), Freitag und Samstag (jeweils 20:30h-04:00h).
Das vollständige Programm gibt es auf der Webseite.

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