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«Uns bleibt nichts anderes, als rauszugehen»

karen gerig am Donnerstag den 15. September 2011

Nici Jost, «Looking up to the flowers» (2009).

Isabel Balzer verhält sich entgegen dem Trend: Vor einem Jahr hat sie ihre Galerie «balzerARTprojects» an der Riehentorstrasse eröffnet, in einer Zeit, in der Galeristen eher über einen Wegzug aus Basel nachdenken. In den ehemaligen Räumen der Galerie Hutter/Wirth präsentiert sie seither junge Kunst. Dabei ist ihr nicht wichtig, wie alt die Künstler sind: «Auch ein 80-Jähriger kann Kunst schaffen, die jung ist», sagt die Galeristin. «Es kommt vor allem auf die Einstellung an.»

Die Einstellung ist auch wichtig, wenn man in Zeiten des Galeriensterbens eine Galerie eröffnet. Das weiss auch die deutsche Kunstwissenschaftlerin, die ihres Mannes wegen vor einigen Jahren aus den USA nach Basel gekommen ist. Gewagt hat sie es trotzdem. Weil sie hier nicht wie an der Webster University in St. Louis akademisch arbeiten konnte, begann sie Führungen in den Basler Museen anzubieten. Für eine Weile hatte sie damit genug zu tun, bis das Kunstmuseum und auch andere Museen private Führungen nicht mehr zuliessen. «Damit ging für mich diese Tür zumindest teilweise zu», sagt Balzer. Sie kompensierte es damit, kleinere Ausstellungen zu kuratieren. Dabei half ihr die Erfahrung, die sie in den USA als Museumskuratorin und in einer Galerie gesammelt hatte. Daneben arbeitete sie zudem als Art Consultant.

Junge Kunst in altem Gebäude: Die Balzer ART Projects.

«Bald war klar: Ich brauche ein Büro, von wo aus ich organsieren kann», erzählt Balzer. Irgendwann stiess sie auf die Räume an der Riehentorstrasse 14, im Haus von Stasia Hutter, die früher dort ihre eigene Galerie führte. Isabel Balzer hatte damit nicht nur eine Büro, sondern gleich einen eigenen Ausstellungsraum gefunden. «Gross ist es ja nicht», relativiert sie. Was natürlich stimmt: Bestehend aus einem Raum zur Strasse hin und einem weiteren zum Hinterhof, verbunden durch ein kleines Büro, bietet das denkmalgeschützte Haus mit seinen tiefhängenden Decken nicht allzu viel Raum. Das ist auch für die Künstler nicht immer einfach, die hier ausstellen. «Dafür kann der Besucher sehen, wie sich ein Werk in seine Wohnung einfügen würde», sagt Balzer mit einem Lachen.

Aktuell sind dort Werke von Nici Jost zu sehen. Die ausgebildete Fotografin hat ein Jahr lang ein Praktikum bei Pipilotti Rist absolviert und arbeitet auch heute noch gelegentlich mit ihr, was sich in ihren Werken spiegelt. Vor allem den Hang zum Perfekten hin hat sie vom grossen Vorbild übernommen, und wie bei Pipilotti spielen die Natur und bunte Farben eine nicht zu unterschätzende Rolle. An Jost hat die Galeristin vor allem etwas fasziniert: «Sie hinterfragt sich und ihre Rolle als Künstlerin ständig selber», erklärt Balzer. «Es gefällt mir, dass sie sich nicht ausruht, sondern sich immer weiterzuentwickeln versucht. Nur so kann man gute Kunst machen.»

Videoarbeit im pinken Slipper von Nici Jost.

Und wie sie das von ihren Künstlern fordert, geht auch Isabel Balzer nicht selbstverständlich davon aus, dass der Erfolg als Galeristin sich ohne Entwicklung einfach einstellen wird. «Ich lerne täglich dazu», sagt sie. Etwa, was die richtige Bewerbung für eine Messe angeht. Ein wichtiges Kapitel, denn ohne Messeteilnahmen kann eine Galerie heute kaum überleben. «Auch für die Künstler sind diese wichtig», weiss Balzer. «Und es ist ja nicht so, dass einem die Leute die Tür der Galerie einrennen. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als rauszugehen.» Und das tut sie. Gerade eben war sie in Shanghai, im Dezember gehts es an die «Pulse» in Miami. Und nächstes Jahr soll es mit einer Messe in Basel klappen. Darauf arbeitet sie hin, beharrlich – und motiviert.

> balzerARTprojects, Riehentorstr. 14, Basel. Mi bis Sa 10–17 Uhr. Die Ausstellung von Nici Jost ist noch bis im Oktober zu sehen.

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