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Kunstschaffende fordern Absetzung von Kulturbeauftragtem

karen gerig am Mittwoch den 10. August 2011

Der Brief an Guy Morin.

Der Knatsch um den baselstädtischen Kunstkredit geht in die nächste Runde. Am Mittwochmittag lancierten nicht namentlich genannte Exponenten der Basler Künstlerschaft einen offenen Brief, der sich nun nicht mehr an die bisher Betroffenen, den Kulturbeauftragten Peter Stohler sowie Kultur-Abteilungsleiter Philippe Bischof, wendet, sondern an Regierungspräsident Guy Morin.

Zentral darin sind drei Forderungen: Einerseits eine «gewissenhafte und seriöse, den in der Ausschreibung kommunizierten Bedingungen und Terminen entsprechende Durchführung der Wettbewerbe», andererseits «dass der Kunstkredit Basel-Stadt auch in Zukunft eine initiative und handlungsfähige Kommission bleibt». Der dritte Punkt ist wohl derjenige, der am meisten Zündstoff birgt: Ziemlich unverhohlen fordern die unterzeichnenden Kunstschaffenden die Absetzung beziehungsweise den Rücktritt von Peter Stohler in seiner Funktion als Beauftragter für Kulturprojekte und Kommissionsvorsitzender beim Kunstkredit.

Die Unterzeichnenden begründen dies damit, dass Stohler «sowohl das Vertrauen von Kommissionsmitgliedern als auch das Vertrauen vieler Kulturschaffender durch mangelnde Sorgfalt und eigenmächtige Entscheidungen verspielt» habe. Stohler habe «eine Reihe von autokratischen und juristisch problematischen Entscheidungen» gefällt. Bereits in der offenen Stellungnahme vom 7. August hatten die beiden Kommissionsmitglieder Andrea Saemann und Daniel Reichmuth beschrieben, «dass interne Kritik an Missständen vom Vorsitz und vom Kuratorium wiederholt mit dem Argument der Kompetenzüberschreitung zurückgewiesen wurde». Darüber hinaus seien in der Kommission getroffene Entscheidungen ohne Rücksprache mit den Mitgliedern revidiert worden.

Schon kurz nach seinem ersten offenen Brief von Ende Juni ortete der damalige Absender Eric Hattan Kommunikationsprobleme im Hause Kunstkredit. «Diese scheinen sich gar noch verstärkt zu haben», sagt der Künstler heute. Wie auch die Initianten des Briefes an Morin führt er diese Probleme auf die Person von Peter Stohler zurück. Der Mangel an Kommunikation war für ihn auch Anlass, die Umstände öffentlich zu machen: «Sonst wird man offenbar nicht gehört.»

Auf Anfrage sagte Philippe Bischof am Mittwoch, personelle Fragen diskutiere er grundsätzlich nicht mit der Öffentlichkeit. Ebenso sollten die inhaltliche Fragen zuerst intern geklärt werden, bevor er sich dazu äussere. Erste Gespräche am Dienstagnachmittag hatten noch zu keiner Klärung geführt, weitere Gespräche zwischen Bischof, der Kommission und Stohler seien vereinbart.

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6 Kommentare zu “Kunstschaffende fordern Absetzung von Kulturbeauftragtem”

  1. Ruedi vo Stette sagt:

    Mein lieber “Jolly”…Zitat:…nicht namentlich genannte Exponenten der Basler Künstlerschaft einen offenen Brief…
    Wie soll das nun gehen, ich meine offener Brief ohne Namensnennung der Verfasser…das sind ja schon erbärmliche Feiglinge, grosse Klappe aber sich dennoch bedeckt halten!
    Na ja wer die Basler Pseudo-Kunstszene kennt der weiss ja wie die paar Exponenten heissen und aus welcher Ecke sie gekrochen kommen…

  2. Paulo sagt:

    Kunst die keiner kauft braucht nicht mit Steuergeldern geschützt zu werden. Das Produkt “Kunst” darf gefallen, darf einen Preis haben, der Käufer darf diesen Preis bezahlen und der Künstler somit seinen Lebensunterhalt verdienen. Alles andere ist Verschwendung von sauer verdientem Steuergeld. Der Kunstkredit ist nur eines dieser vielen Geldvernichtungsvehikel und kann ersatzlos gestrichen werden. Die Hohle-Hand-Fraktion sollte sich derweil darauf besinnen Kunst zu produzieren, die einen “realen” Markt hat.

    • r.meier sagt:

      kunst ist immer relativ,dem einen gefällts,dem andern nicht aber wenn ich die 3 pi..metallwände beim theater sehe,da hab ich total mühe (kostete rund eine million) da stimmt mir sicher auch guy morin zu

  3. dora mince sagt:

    und dem Meckerer Erich Hattans Kunst ist ja auch ein Schreck. Kein Schaden, würde er aus der Kommission austreten.

    • Markus Schwander sagt:

      Nun ist aber Eric Hattan gar nicht in dieser Kommission, wie sollte er da zurücktreten. Und die “nicht namentlich genannten” Künstlerinnen und Kunstinteressierten haben alle auf http://www.edit.li/offenerbrief/chat_aus.php namentlich unterschrieben. Nur sind es eben nicht ein paar Leute aus der “Pseudo-Kunstszene”, die man einzeln nennen könnte, sondern inzwischen 250 Kulturschaffende und Kunstinteressierte.
      Studien haben gezeigt, dass Kulturschaffende mit sehr bescheidenen Geldmitteln, die sie zum Teil durch ihre Einnahmen aber auch durch Fördergelder zur Verfügung haben, eine ausserordentliche Wertschöpfung erreichen und so zum Beispiel der Stadt Basel eine Kultur bescheren, die sich diese, wenn alle Beteiligten nur mit dem Lohn eines Hilfsarbeiters bezahlt wären, nie leisten könnte. Wenn das “Geldverschwendung” ist, braucht es dringend noch mehr davon.