
Beengte Raumverhältnisse im Architekturmuseum bei der Kunstkredit-Werkschau 2010. (Foto Daniel Desborough)
Beim Basler Kunstkredit ist Feuer unter dem Dach. Nach einem offenen Brief, den der Künstler Eric Hattan im Juni an Philippe Bischof, den Leiter der Abteilung Kultur Basel-Stadt, verschickt hatte, formiert sich offenbar Widerstand: Für nächste Woche geplante Jury-Sitzungen werden von einigen Jury-Mitgliedern kurzfristig boykottiert. Ob unter diesen Umständen der Terminplan eingehalten werden kann, ist unklar.
Eric Hattan hatte in seinem Brief Kritik daran geübt, dass im laufenden Wettbewerbsverfahren des Kunstkredits Termine vorverschoben worden sind. Er blieb nicht der einzige mit dieser Kritik – beim Kunstkredit gingen mehrere empörte Schreiben ein. Während es im vorgedruckten Programm noch hiess, die Werkschau solle am 3. Oktober eröffnet werden, ist deren Eröffnung nun auf den 9. September geplant. Daraus ergeben sich für die Kunstschaffenden drastisch verkürzte Zeiten zur Aus- und Überarbeitung der eingereichten Projekte. Konkret bleiben ihnen statt 14 noch 6 Wochen. Die sechs Kunstschaffenden, die in der Jury des Kunstkredits sitzen, schreiben dazu in einem an Peter Stohler, den Beauftragten für Kulturprojekte beim Kanton, gerichteten Brief vom 7. August: «Wir nehmen aus den Schreiben der Kunstschaffenden zur Kenntnis, dass die zeitliche Verkürzung es ihnen verunmöglicht, ihre Eingaben seriös vorzubereiten. Abklärungen technischer, finanzieller und rechtlicher Natur sind in dieser kurzen Zeit (Ferienzeit!) kaum zu leisten.»
Die sechs Jurymitglieder, die als Vertreter der Künstlerschaft in die Kunstkredit-Kommission gewählt wurden, sehen es weiter «als ihre Aufgabe, darauf zu achten, dass eine Jurierung gewissenhaft und seriös vorbereitet und durchgeführt werden kann». Diese Bedingung werde unter den gegebenen Umständen nicht erfüllt. Deshalb verweigern sie ihre Teilnahme an den Jurysitzungen vom 17./18./19. August und vom 6. September. Sie verlangen ausserdem, dass der zeitliche Rahmen für die Abgabetermine der Wettbewerbe wie angekündigt eingehalten wird.
Philippe Bischof möchte die Entwicklungen zum aktuellen Zeitpunkt nicht kommentieren. «Bevor nicht inhaltliche Gespräche stattgefunden haben, sage ich nichts», erklärt der Leiter Abteilung Kultur. Er betont aber doch, dass die sechs Jurymitglieder von Kanton dafür angestellt wurden, eine Aufgabe zu erfüllen und sich deshalb auch an Abläufe zu halten hätten. Er selber sehe die ganze Angelegenheit als inhaltlich undramatisch an und er hofft, dass in internen Sitzungen, die noch heute Dienstag stattfinden sollen, einiges geklärt werden kann.
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Wenn die regelwidrige Jurierung über die Köpfe der Mehrheit der Kunstkredit-Kommission doch durchgeführt wird, werden mehrere KünstlerInnen, die dies schon bestätigt haben, gerichtlich gegen die Entscheide vorgehen, da eindeutig Formfehler vorliegen. (Änderung der Spielregeln während einem laufenden Verfahren). Es wird zu einem Gerichtsfall kommen, die Juryentscheide werden nicht umgesetzt werden können und vermutlich muss dann die Jurierung nach dem Gerichtsverfahren wiederholt werden. Dass Philipp Bischoff diese Tatsache “inhaltlich undramatisch” findet, ist schon erstaunlich.
Ich und auch viele meiner KünstlerkollegInnen haben Guy Morin mit vielen Hoffnungen mit zum Stadtpräsidenten gewählt.Sollte sich nun herausstellen, dass er als Chef von Peter Stohler dessen Gesprächsverweigerung gegenüber den vom Regierungsrat ernannten VertreterInnen der Künstlerschaft als Führungsstil des Präsidialdepartementes stützt, werden sich wohl viele von uns überlegen, ob eine Wiederwahl von Guy Morin bei den nächsten Wahlen noch angebracht ist.
Zum Kunstkredit ist eigentlich schon lange eine vertiefte Erörterung nötig, was denn daran gut ist und welche alte Zöpfe sich verbrennen liessen. Dieser Diskussion sollte sich Peter Stohler unbedingt stellen, aber auch alle anderen, denen am Kunstkredit etwas liegt. Was ich bei vielen unter der Künstlerschaft beobachte, ist auch eine Gesprächsverweigerung, aber aus Angst, man könnte den ganz verlieren. Ganz ohne Riskio wird es wohl nicht gehen können. In die weitere Diskussion gehört auch jene Punkte, die Eric Hattan bei der BZ sagen durfte.
Die Gewichtung des Kunstkredits scheint mir invers zu Risiko und Mut zu stehen, denn die Ausstellungen und Prämierungen zeigen vorallem das, worauf sich dessen Mitglieder einigen konnten. So finde ich es bezeichnend, dass all die Kulturschwärmer an der Kunstkreditvernissage auftauchen, welche man sonst sehr selten im Kunstkontext sieht. So ist es nicht verfehlt zu sagen, dass der Kunstkredit mehr sein sollte als er heute ist, aber das muss man wollen.