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Wieviel soll Kultur die Konsumenten kosten?

karen gerig am Mittwoch den 10. August 2011

Eines der aktuellen Gratis-Kultur-Angebote: Das Kulturfloss. (Foto Pino Covino)

Die Aussage einer Bekannten gab mir kürzlich zu denken. In einer Diskussion darüber, dass immer mehr Events kostenlos zu besuchen seien, meinte sie, sie erwarte das inzwischen auch. Sie sei aber auch bereit, dafür etwa höhere Getränkepreise in Kauf zu nehmen. Ich stutzte: Die Erwartung, Kultur gratis zu konsumieren, das war mir neu. Und ich begann mich zu fragen, woher sie kommt.

Bereits vor einiger Zeit fiel in einem Gespräch mit Freunden das Stichwort «Gratis-Museum». In England etwa, so hiess es, seien alle Museen gratis, zumindest was die hauseigenen Sammlungen angeht. Warum klappt das nicht bei hiesigen Häusern? Der Grund ist schlicht: Es geht ums Geld. Um Subventionen, Sponsoren, um Eintrittsgelder, um Getränkepreise etc. Die Gleichung klingt ebenso simpel: Je höher die Subventionen, desto weniger Geld muss von den Besuchern verlangt werden. Doch woher stammt das Geld?

Bei den Museen fliesst es immer noch hauptsächlich vom Staat bzw. Kanton ins Kässeli. Muss der Kanton sparen, gerät das Museum unter Zugzwang. Entweder, man verlangt mehr Eintritt oder man kürzt beim Personal oder man streicht Ausstellungsgelder. Oder aber man sucht bei privaten Sponsoren nach. Weil bei den Eintrittspreisen und beim Personal bei den meisten Häusern die Schmerzensgrenze erreicht ist, wird vor allem dieser letzte Punkt wichtig. Auch in Bezug auf den Erweiterungsbau des Kunstmuseums überlegt sich der Kanton eine sogenannte PPP, eine Public-Private-Partnership. Für einzelne Ausstellungen sind solche schon länger kein Tabu mehr – für die Van-Gogh-Ausstellung etwa spannte man beim Kunstmuseum mit der UBS zusammen.

Sponsorenpräsenz an der Tutanchamun-Ausstellung im Basler Antikenmuseum im Jahr 2004. (Foto Roland Schmid)

Die Zusammenarbeit mit Sponsoren eröffnet aber möglicherweise neue Problemfelder: Wer fände es beispielsweise schön, wenn das Logo des Sponsoren grösser als der Museumsname auf dem Plakat prangt?

Ein Problem, das Katja Reichenstein kennt. Die Redaktionsverantwortliche und Initiantin des Stadtmusik Festivals im Hof des Kunstmuseums würde der Ästhetik zuliebe gerne auf Sponsoren verzichten. Bei der Sponsorensuche achten sie und ihre Mitstreiter deshalb auch darauf, dass der Sponsor nicht den ganzen Innenhof mit Werbung zukleistert: «Würde das verlangt, würden wir einen anderen Sponsoren suchen», sagt sie. Was die Initianten des Stadtmusik Festivals jedoch nicht wollen: Die Besucher mit Eintrittsgeldern belasten. «Das ist eine Frage der Ideologie, denke ich», sagt Reichenstein. «Der Innenhof des Kunstmuseums ist ein öffentlicher Ort, deshalb soll auch unser Festival öffentlich sein.»

Trotzdem hat man sich auch beim Stadtmusik Festival die Frage nach dem Konsum von Gratis-Kultur gestellt. Als Resultat davon haben sie dieses Jahr den «Concessum»-Bändel eingeführt. 30 Franken kostet er, wer ihn hat, zahlt weniger für Getränke und erhält eine Festival-CD. Finanziell bringt der Bändel den Festivalmachern nicht viel. «Es geht uns um eine Sensibilisierung», sagt Reichenstein. «Einen kulturellen Event kann man nicht gratis auf die Beine stellen, darüber sollen sich die Leute bewusst werden.»

Gratiskultur – der Begriff beschreibt ein Phänomen des Internets. Musik downloaden? Am liebsten kostenlos, selbst wenns illegal ist. Software-Updates? Gratis. Nachrichten? Kostenlos – meistens zumindest. Fürs Kino bezahlen? Warum, wenn ich den Film kostenlos im Internet downloaden kann? Ist hier der Grund dafür zu suchen, dass immer mehr Leute es selbstverständlich finden, dass man für Events nichts mehr zahlt? Oder liegt es am doch reichlichen Gratis-Angebot? Aktuell sind es die Konzerte des Kulturflosses, das Stadtmusik Festival im Kunstmuseum oder das Musikfestival Viva con Agua auf dem Kasernenareal am kommenden Wochenende, eine Woche später dann die Musik-Strassenparade «Beat on the Street», die alle kostenlos oder gegen Kollekte Kultur anbieten.

Gerade die Veranstalter des «Beat on the Street» geben dieser Tage ebenfalls Anregung zu Gedanken über Gratis-Kultur. Weil die Stadt die Gebühren etwa für Abfallentsorgung erhöhten, wurde die Strecke der Parade kurzfristig verkürzt. Ohne Geld ist eben auch dies nicht zu machen. Die Proteste einiger Paraden-Teilnehmer folgten auf dem Fuss.

Gratis an Konzerte – wer sagt da schon Nein? Vor allem, wenn man bedenkt, dass Konzertpreise in den letzten Jahren geradezu explodiert sind. Für ein Konzert in der Kaserne zahlt man heute doppelt so viel wie vor rund zehn Jahren. Für manche liegt das einfach nicht mehr drin. Durch die Erhöhung der Preise erhöht man nicht die Zuschauerzahl, soviel ist klar. Das Gegenteil ist der Fall: Die Leute kommen, wenn sie nichts oder wenig zahlen müssen. Doch führt diese Entwicklung nicht dazu, dass man Kultur weniger wertschätzt? Oder gilt die Gleichung teuer = wertvoll nicht mehr? Wird Kultur übers Portemonnaie gemessen? Nicht nur, denke ich. Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser?

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27 Kommentare zu “Wieviel soll Kultur die Konsumenten kosten?”

  1. Tom sagt:

    Ich finde die Entwicklung gefährlich. In Basel gibt es mittlerweile eine sehr hohe Anzahl an Gratis-Veranstaltungen. Imagine, Beat on Street, Im Fluss, JKF, BScene (nicht gratis aber sehr günstig), Viva con Agua, Stadtmusikfestival und em Bebbi sy Jazz kommen mir da in den Sinn. An den Veranstaltungen erhalten viele Bands aus der Region die Möglichkeit, vor grossem Publikum zu spielen, was löblich ist aber auch ihre Kehrseite hat. Dem Konsument wird weiter eingetrichtert, für Kultur nichts bezahlen zu müssen. Die Bands werden vermutlich von lokalen nicht subventionierten Veranstaltern nicht mehr gebucht, weil der Konsument die Band eben 3-4 mal pro Jahr gratis zu sehen bekommt. Wofür denn noch teuren Eintritt bezahlen? Der nicht subventionierte Veranstalter muss, um weiter Publikum anzuziehen, immer grössere internationale Acts buchen was wiederum die Eintrittspreise steigen lässt. Und was wenn mal die Subventionen gestrichen werden? In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, sind Kultursubventionen meist zuoberst auf der Streichliste der Politiker.
    Gute Kultur darf und soll Geld kosten und muss sich für den Künstler und den Veranstalter auch ohne Subventionen finanzieren lassen.

  2. Ich finde Gratiskultur toll! Es sind zwei Dinge zu beachten: Durch Gratis-Veranstaltungen kommen potentielle Konsumenten in Berührung mit Kultur, was sonst vielleicht nie passiert wäre. Das wirkt sich zu einem späteren Zeitpunkt auf die Einnahmen aus. Dann wurde nachgewiesen, dass z.B. die grössten Musikfans sich auch am meisten Musik gratis herunterladen. Gefällt ein Interpret ausserordentlich, wird die Musik “nochmals” gekauft oder ein Konzert besucht. Ich vermute den gleichen Effekt auch bei Gratiskultur im analogen Leben.

    Downloaden von Musik ist übrigens in der Schweiz nicht illegal, nur der Upload von urheberrechtlich geschütztem Material.

    • Ivan sagt:

      Kann ich absolut zustimmen ! Hier in Madrid sind rund 90% der Staatlich und privaten Einrichtungen Gratis. Dies Fördert die entwicklung von Leuten die erstmalig in Berührung mit der Kultur kommen zu Kultur-Geniessern die dann auch gerne mal Zahlen werden weil das Interesse und die Wertschätzung der Kultur in ihnen aufgeblüht ist.

    • Pat Mächler sagt:

      Ich kann Cedric Meury hier auch zustimmen.
      Öffentliche Kulturförderung sollte dem Anspruch gerecht werden auch wirklich öffentlich zu sein.
      Ich finde öffentliche Kulturförderung sinnvoll, knüpfe aber auch daran, dass diese allen offensteht und nicht nur denjenigen, die das Portemonnaie dazu haben; gerade _weil_ es ja öffentliche Kulturförderung sein soll. Es ist nicht einsehbar, wieso einerseits kulturelle Förderung im öffentlichen Interesse betrieben wird, aber ein Grossteil der Bevölkerung aus geringem Interesse oder zu wenig Mitteln gar nicht darauf zugreifen kann.
      Zugegeben: Das Theater Basel etwa mag mit den Eintritten etwa Infrastrukturkosten decken, die derzeit vielleicht nur schwer über öffentliche Mittel gedeckt werden könnten. Auf der anderen Seiten könnte man als Zwischenweg aber sehr wohl zumindest die Aufführungen per Videoaufzeichnung im Internet zugänglich machen; ggf. wird gerade dadurch sogar ein Interesse geweckt an der Vorführung. Ähnliches liesse sich auch bei Museen als vorläufiger Zwischenweg einführen (das fördert Google gerade mit “Street View im Museum”).
      Im Weiteren sollten solch öffentlich-finanzierte Werke wenn immer auch möglich unter einer möglichst offenen Lizenz (z.B. Creative Commons Share Alike oder CC-0) stehen, um Neukompositionen allen in der Bevölkerung zu ermöglichen, auch wenn dies nur ein Freizeitspass sein mag und der künstlerische Werk des Remix bestritten werden darf; denn öffentliche Kulturförderung sollte eben dem Anspruch gerecht werden, dass alle sich damit beschäftigen, nicht Wenige!
      Ich möchte auch das Positionspapier “Modernisierung des Urheberrechts” der Piratenpartei Schweiz zur Lektüre empfehlen. 😉

  3. Tom sagt:

    Auch wenn es nicht illegal ist, ist es nicht in Ordnung dafür nichts zu bezahlen. Du wirst vermutlich für deine Arbeit auch gerne bezahlt?!?
    Es geht grundsätzlich um die Einstellung alles Gratis zu bekommen und Gratis-Veranstaltung werden nicht dazu beitragen der Mehrheit der Konsumenten klar zu machen etwas für Kunst zu bezahlen. Zudem bezweifle ich, obwohl ich die Zahlen nicht kenne, dass die Bands, die an Gratisveranstaltungen auftreten, zu einem späteren Zeitpunkt viel mehr Einnahmen generieren. Geht die Entwicklung des Internets und der damit verbundene Gratis-Zugang zu Musik so weiter, sind die Künstler mehr und mehr davon abhängig wenigstens mit Konzerten und Ausstellungen Geld zu verdienen. Ob Gratis-Veranstaltungen ihnen dabei Helfen, bezweifle ich.

    • Beispielsweise an einem Konzert auf dem Floss gebe ich einen Batzen in die Kollekte, bei Beat On The Street gehe ich nachher noch an eine Party und trinke ein, zwei Bierchen an der Bar, wegen der Basel Tattoo-Parade bekomme ich Lust auf ein Ticket im nächsten Jahr oder beginne sogar selber zu musizieren.

      Gratis bedeutet nicht automatisch qualitativ minderwertig! Kultur untereinander zu tauschen und gemeinsam zu erleben ist eine sehr ursprüngliche Tradition. Erst durch freien Zugang wird sie lebendig, indem sie andere inspiriert und motiviert. Kultur darf nicht ausschliesslich über Geldwerte definiert sein.

      • Luca Bruno sagt:

        Mit “ein, zwei Bierchen an der Bar” ist ein Anlass also noch lange nicht finanziert…

        • A.Hasler sagt:

          ja genau eins, zwei Bierchen, noch besser wäre Wasser zu bestellen und den Thé-Beutel von zu Hause mitzubringen, dann könnte man sich noch mehr kulturell austauschen

  4. Kurt Seiler sagt:

    “was nichts kostet ist auch nichts wert”. Vielleicht trifft das auch auf ein paar Gratis-Events zu. Ab und zu hab ich schon das Gefühl, dass nur noch Quantität bejubelt wird. Immer mehr und mehr, und das gratis. Und die Qualität geht unter. Geiz ist geil, und die Kultur wird davon nicht verschont.

    • Matthias Berger sagt:

      Ich sehe das Problem nicht. Wenn ihnen die Qualität des einen oder anderen Gratis-Kulturevents nicht zusagt steht es ihnen doch frei ihn nicht zu besuchen? Es ist ja nun nicht so, dass es keine kostenpflichten hochqualitätsangebote mehr gäbe, oder?

      Für mich sind kostenlose Kulturveranstaltungen vor allem eine Möglichkeit, Neues zu entdecken. So kann ich mich ohne finanzielles Risiko in neuen Gefilden umsehen, z.B. auf dem Floss mir völlig unbekannte Bands und Musikstile kennenlernen, ohne dafür viel Geld ausgeben zu müssen, Und vielleicht habe ich dann bald eine neue Lieblingsband und erweitere (kaufend!) meine Musiksammlung bzw. gehe mal an ein “richtiges”, kostenpflichtiges Konzert…

    • er go sagt:

      wenn ich sehe wie sich “gäste” am floss, sobald das “netz” vor ihren augen herumwedelt, sie sich in einem funny gefühl bewegen und sich umdrehen um keine wertschätzung mittlels geld entrichten, so ist es einfach beschämend. so viel zur gatis-kultur.

  5. Christoph Meury sagt:

    Lieber Cedric Meury, deine Logik muss man sich ja auf der Zunge zergehen lassen: Gratiskultur ist toll & gut (analog: Geiz ist geil), weil damit potentielle KulturkonsumentInnen gewonnen werden, welche aber, weder jetzt, noch später je Bereitschaft zeigen etwas bezahlen zu müssen, weil besagte Kulturveranstaltungen ja auch in Zukunft gratis sind (oder scheinbar sein sollen). Als Wirtschaftsprinzip natürlich eher ein gewöhnungsbedürftiges Prinzip: Ich bezahle im Coop & der Migros auch nichts mehr, weil damit für den Konsumenten ein hoher Anreiz zum Konsum (Umsatzsteigerung) geschaffen wird, welcher aber zu keinem Zeitpunkt Einnahmen generiert.
    Zudem gilt natürlich grundsätzlich: Es gibt keine Gratiskultur. Es ist einfach so dass die Kosten andere bezahlen, z.B. die Sponsoren, welche die einzelnen Konzerte (Beispiel: Kulturfloss) alimentieren und damit PR für ihre Firma betreiben, oder/und es bezahlt der swisslos-Fonds, welcher die entsprechenden staatlichen Einnahmen (Abgabe bei den Lotterien) umverteilt und in die Kultur reinvestiert. Also nichts von gratis! Daher ist die damit verbundene Mentalität, welche suggeriert, dass die Sache (kulturelle Dienstleistung: z.B. ein Konzert) gratis ist, falsch und der Anreiz letztlich auch. Es ist befremdend, wenn sich immer mehr Leute daran gewöhnen, dass sie Kultur und andere Dinge konsumieren können, ohne für einen Teil der Kosten aufkommen zu müssen, respektive die meisten KulturkonsumentInnen davon ausgehen, dass die Kosten andere bezahlen. Daher ist auch die Aussage von Katja Reichenstein nicht zwingend richtig, wenn sie behauptet die Gratisveranstaltungen im Innhof des Kunstmuseum seinen aus ideologischen Gründen logisch. Was ist da bitte die Ideologie? Das Museum wurde vom Steuerzahler bezahlt, aber nicht der Inhalt des Stadtmusik Festivals. Damit ist die Frage nicht beantwortet, weshalb der Musikkonsument die Konzerte nicht bezahlen soll.
    Einer muss die Zeche immer bezahlen!

    • Also wirklich, es ist doch ein uralter Marketing-Trick, dass kleine Häppchen an einem Stand im Coop den Konsumenten zu grösseren Einkäufen anregt 🙂

      • Tom sagt:

        Das Floss, das JKF, das Imagine, die Beat on Street-Parade (Kultur-)Häppchen gleichzusetzen beweist mir, wie sehr du dir überlegst was deine Äusserungen bedeuten.
        Ja das ist toll, dass du am Floos einen Batzen spendest oder ein Bier konsumierst, nur lässt sich damit, auch wenn dir das ein paar andere gleichtun, noch keine Veranstaltung finanzieren.

        Bleibt zu hoffen, dass sich das Problem von selbst erledigt. Bei zunehmenden Angebot an Gratisveranstaltungen wird es immer schwieriger Geld aufzutreiben, Sponsoren zu finden oder Subventionen zu erhalten (Siehe Beat on Street) und damit werden auch wieder Gratisveranstaltungen verschwinden und der Konsument, wenn er denn konsumieren will, wieder dafür den Preis bezahlen.

        • Konsumenten werden immer einen Preis für Kultur zahlen, wenn diese ein Mehrwert darstellt; das Geld wird nicht “gespart” sondern anderswo eingesetzt. So lässt sich seit Jahren insgesamt eine Steigerung der Konzerteinnahmen beobachten. Eine “Gratiskultur” und den Untergang der Kultur heraufzubeschwören ist fehlangebracht; schon John Philip Sousa behauptete, dass Kultur mit dem Plattenspieler aussterben würde; stattdessen nutzte etwa später Elvis Platten zur Promotion für Konzerte (damit die Leute überhaupt zum Konzert kommen) und irgendwann kam dann einige Firmen darauf, dass man hauptsächlich mit dem Verkauf von fertig produzierter Musik Geld machen könnte, statt mit tatsächlichen Leistungen. Profitiert haben davon jedoch nicht die Künstler, sondern grosse Firmen die zu diesem Zeitpunkt ein Monopol auf die Produktion hat; das hat sich gewandelt, da die Produktionskosten auch für Eigenproduktion erschwinglich werden und Künstler nicht mehr alle Knebelverträge akzeptieren müssen. Wer beliebt ist kann selbst genügend Einnahmen generieren mit Konzerten; das ist aber auch meist nicht qualitiativ hochwertig. Für inhaltlich wertvolle Kultur ist öffentlichen Kulturförderung besser geeignet. Wer weder beliebt ist, noch inhaltlich-wertvoll etwas zu bieten hat, konnte sich noch nie mit irgendeinem der bestehenden Systeme finanzieren.

          Lies mal die Studien/Beiträge hier
          http://www.egofm.de/default.aspx?ID=6117&shownews=998996
          http://blog.allmend.ch/2007/06/25/suisa-jahresbericht-2006/

          • Tom sagt:

            Das mag ja alles Stimmen, nur geht es doch darum, dass sich der Basler zu sehr daran gewöhnt für Kulturveranstaltungen nichts bezahlen zu müssen. Wieso soll ich für ein Konzert Eintritt bezahlen wenn die Band XY drei mal gratis Auftritt? Und damit meine ich nicht nur die lokalen Bands. Wir sind Helden waren vor kurzem am Stimmenfestival gegen Eintritt zu sehen und spielen wenige Wochen danach gratis am Viva con Agua Festival. Resultat: buchen diese Bands nicht mehr oder müssten auch mit den Preisen runter, was aber nicht geht weil sich damit das Konzert nicht mehr finanzieren lässt.

          • Matthias Berger sagt:

            Ihre Überlegungen in Ehren, aber ein kurzer Vergleich mit der Realität bestätigt ihre Theorien nicht. Oder haben die “Helden” am Stimmenfestival in einer halb leeren Halle spielen müssen? Ich glaube nicht. Offensichtlich kann beides prächtig nebeneinander existieren.

          • Martin sagt:

            Der Viva con Agua Headliner, Wir Sind Helden, durfte erst nach dem Konzert in Freiburg bekanntgegeben werden.

  6. Daniel Seelhofer (Piratenpartei) sagt:

    Ich möchte mal von der persönlichen Warte her schreiben: War 2 X an einem Konzert am Floss. Beide Konzerte haben mir sehr gefallen und so habe ich jeweils einen dicken Batzen in das Netz wandern lassen, welches herumgereicht wurde. Und am Ende waren die herumgereichten Netze üppig gefüllt. Von Geiz ist Geil-Mentalität keine Spur. Wer automatisch immer vom Schlechten ausgeht, sollte vielleicht mal sein Menschenbild überprüfen.
    Daraus ziehe ich zwei Erkenntnisse:
    1. „Gratiskultur“ (in Wirklichkeit ein Kulturevent mit freiwilliger Bezahlung) funktioniert mit einem guten Konzept durchaus.
    2. Hätte ich von Anfang an bezahlen müssen, wäre ich nie hingegangen um mich von einer unbekannten Band überraschen zu
    lassen. Und die beiden Konzerte hätten ohne mein Geld auskommen müssen – was sicher nicht nur bei mir so gewesen ist. Ausserdem habe ich mir danach von einer Band (Katzenjammer – die sind wirklich super) danach legal ein ganzes Album heruntergeladen – auch nochmals 10 Euro

    • Tom sagt:

      Das Problem ist nicht das Floss im speziellen und wenn sich alle so spendabel zeigen würden, wäre das ja auch toll, entspricht aber bei der Vielzahl an Gratisveranstaltungen nicht der Realität.

      Zitat aus dem Blog: “Finanziell bringt der Bändel den Festivalmachern nicht viel.” Ich glaube eher, das entspricht der Realität.

  7. David Herzog sagt:

    Die Menschen geben heute, in der angeblichen «Gratiskultur», nicht weniger Geld für Kultur aus. Im Gegenteil: Gerade jene, die viel Kultur gratis beziehen, geben auch überdurchschnittlich viel Geld aus für Kultur. Wertschätzung und Unterstützungsbereitschaft sind eindeutig weiterhin vorhanden. Der Hauptunterschied zu früher ist, dass mehr Kultur konsumiert wird. Die Leute hätten gar nicht das Geld, für alles zu bezahlen, was sie heute konsumieren, und würden einfach mehr zu Hause bleiben und hätten eine kleinere Musik- und Filmsammlung. Hätten die Künstler etwas davon? Nein.

  8. Max Wartenberg sagt:

    Genauso wie man an einem Stadtbrunnen gratis Wasser drinkt oder im Internet gratis die Tagespresse liest, geht doch in Ordnung, dass man auch ab und zu gratis Kultur konsumieren kann. Working Poor schätzen das sehr.

  9. Holden Claufield sagt:

    Könnte es nicht eher sein, dass sich die Route des Geldes verschoben hat?

    Mir kommt es so vor, dass diese vordergründige ‘Gratiskultur’ vor allem darauf basiert, dass wir (KonsumentInnen) unser Kulturopfer eben beim Kauf von Produkten & Dienstleistungen (Manor, Globetrotter, Warteck, Basler Versicherung zB für das Floss) entrichten.

    Nicht überall wo gratis draufsteht, ist auch gratis drinn. Für die Sponsoren müssen sich diese Engagements ja auch lohnen.

    Dasselbe in grün auch bei Gratis-Nachrichten oder dergleichen im I-Net – die Sponsoren, welche für Werbebanner und Popups bezahlen, treten an die Stelle der Käufer.

    Oder täusche ich mich da?

    Ausserdem gibt es in Basel auch immer wieder unkommerzielle, nichtgesponserte Anlässe. Zwitschern zumindest die Spatzen von den Dächern

  10. André sagt:

    So weit ich weiss, treten die Bands beim Viva con Agua Schweiz Festival kostenlos auf, da es hier um Erlöse für einen gemeinnützigen Verein geht, der Trinkwasserprojekte in Entwicklungsländern finanziert. In dem Fall also eigenes soziales Engagement (bestimmt auch Marketing). Insofern vielleicht die Diskussion etwas differenzierter und mit mehr Hintergrund führen…?

    • Dominic sagt:

      Aus dem Pressetext von Viva con Agua: “Die Künstler verzichten zugunsten von sauberem Trinkwasser auf ihre herkömmliche Gage”. Was heisst herkömmlich? Kann sein das Bands gratis auftreten kann aber auch sein, dass sie einfach auf die Hälfte der Gage verzichten. Man weiss es nicht…

  11. Ruedi vo Stette sagt:

    Schliesslich gibt es in Basel seit urlanger Zeit die Gratisbestattung warum also soll Kultur nicht auch gratis zu haben sein.

  12. Ruedi vo Stette sagt:

    Wollte nur noch kurz nachtragen das man allgemein von “Bestattungskultur” der jeweiligen Völker spricht…folglich ist es also ungerecht, wenn nur gewisse Kulturbereich gratis zu haben sind !