Für den Berner Künstler San Keller lief die Woche wohl nicht so gut. Sein Kontostand, der am Mittwoch noch rund 980 Franken anzeigte, war am Samstag auf 470.- geschrumpft. Kann natürlich sein, dass er am Montag dann nach oben schnellt, wir werdens nicht mehr erfahren. Besser ging es für die Galeristen und Künstler an der Liste und der Scope, wie wir hören. An beiden Messen war am Sonntag nur Zufriedenheit zu spüren. Und Müdigkeit, aber das wundert uns nicht – unsere Beine machen schliesslich auch bald schlapp.
Alex Schweder La sitzt in seinem Turm an der Scope am Tisch und liest. Ob er froh sei bald runterzukommen, rufen wir ihm zu. «Und wie», lautet die Antwort. In fünf Stunden sei es soweit, dann werde er mit seinem Kollegen Ward Shelley ein ausgiebiges Nachtessen zu sich nehmen. «Das Experiment war aber sehr interessant», erzählt er. Auch wenn er am Freitag kurz davor gewesen sei aufzugeben: «Ein langes Gespräch mit meinem Kollegen hat mich dann davon abgebracht.» Dann gibt er zu, dass er unter Höhenangst leide. «Das Schlimmste war für mich das Kochen im obersten Stock. Da musste ich mich immer fragen, ob es nun der Turm war, der zitterte oder mein Körper», sagt er. Aber nun ist es ja bald geschafft, das Bettzeug liegt bereits fertiggepackt in der Ecke.
Gepackt wird auch an den Galerieständen der Scope bereits. Einige Bilder wollen von den Käufern noch heute abgeholt sein. Es sei eine gute Messe gewesen, sagt Karin Sutter. Die Basler Galeristin kann sich nicht nur über Verkäufe freuen, sondern auch über viele neue Kontakte. «Es hatte dieses Jahr einige neue Sammler hier, vor allem aus der Türkei», resümiert sie. Ob dies an Galerien liegt, die das erste Mal an der Scope teilnehmen und ihre Sammler mitbringen, oder ob die Scope sich etabliert, muss offen bleiben. Wahrscheinlich liegt es an beidem ein bisschen.
Schliesslich geht es in dieser Woche für alle um Verkäufe, aber auch ums Networking. Auch für die Künstler. Dunja Herzog, die an der Swiss Art Awards-Ausstellung täglich in ihrem Wohnwagen vor Ort war, hatte diesbezüglich ebenfalls eine sehr gute Woche. «Sehr happy» sei sie, lässt sie verlauten. Und Yvonne Hildebrand, die bei ihr täglich Besuchern die Karten legt, sei bis Sonntagabend ausgebucht. Ein voller Erfolg.
Wir schwingen uns auf unser Velo und fahren noch einmal zur Liste. Auch dort lauter müde, aber zufriedene Gesichter. «Das war für uns die bisher beste Liste» sagt etwa Salome Sommer von der Berliner Galerie Sommer & Kohl. Zum dritten Mal ist ihre Galerie mit von der Partie, und jedes Jahr werde es besser. Zum vierten Mal dabei sind Kadel Willborn aus Karlsruhe. Galeristin Iris Kadel, die auch Art-Erfahrung aufweisen kann, ist mit der diesjährigen Liste ebenfalls sehr zufrieden. Und auch RaebervonStenglin, die erstmals an der Messe teilgenommen haben, freuen sich über die Woche – nicht nur, weil sie am Montag den redtoo Art Prize entgegennehmen konnten.
Die Freude der Galeristen teilt auch Liste-Direktor Peter Bläuer. Es sei in der Tat ein sehr guter Jahrgang gewesen, bestätigt er unseren Eindruck. Nur noch wenige Stunden, dann ist der Spass fürs Jahr 2011 bereits wieder vorbei. Im Warteck werden die Standwände wieder abgebaut, die regulären Mieter kehren zurück. Auch das Scope-Zelt auf dem Kasernenareal wird in wenigen Tagen verschwunden sein. Der pinke Ballon, der die ganze Woche darüber schwebte, ist es jetzt schon.
PS: Am Abend vermeldet die Art Basel den Besuch von 65’000 Leuten in den sechs Tagen Messelaufzeit. Die Messe sei dieses Jahr von «aussergewöhnlicher Qualität» gewesen und habe «starke Resultate» geliefert.
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