Fortsetzungen können eine Plage sein – nicht nur jene von Teenie-Filmen. Von jedem auch nur halbwegs erfolgreichen Hollywood-Film wird ein Sequel gedreht. Auch wenn es sich bei dem Original um einen wirklich gelungenen Streifen handelt, der intelligent unterhält. Jüngstes «Opfer» dieser unvermeidlichen Studio-Strategie ist «Now You See Me». Wobei man einräumen muss, dass wenn man die Chance hat, eine Besetzung mit Jesse Eisenberg, Mark Ruffalo, Woody Harrelson, Dave Franco, Morgan Freeman und Michael Caine ein zweites Mal gemeinsam vor die Kamera zu bewegen, man dies unbedingt tun sollte. Und, bevor hier Missverständnisse aufkommen, das Resultat ist denn auch durchaus sehenswert.
Wie bei jedem Sequel kommt auch bei «Now You See Me 2» die Regel zur Anwendung, dass das Wegfallen vom Überraschungseffekt des Neuen wettgemacht werden muss durch mehr. Mehr und spektakulärere Twists, mehr Action, mehr Gags und mehr Figuren. Letzteres ergibt sich auf beiden Seiten. Die vier Reiter, wie sich die Robin-Hood-Magier Daniel Atlas (Eisenberg), Merritt McKinney (Harrelson) und Jack Wilder (Dave Franco) nennen, sind nur noch zu dritt. Dahinter steckt die Schwangerschaft von Isla Fisher, die aussetzen musste. Sie wird aber durch die vorwitzige Lula (Lizzy Caplan) ersetzt, was vor allem Atlas überhaupt nicht passt. Er plant sogar vielmehr noch die Absetzung von Dylan Rhodes (Ruffalo) als Chef des Quartetts. Dabei kommt ihm zupass, dass der erste Auftritt der Crew nach über einem Jahr gehörig in die Hose geht. Der jugendliche Technologie-Magnat Walter Mabry (Daniel Radcliffe) erpresst die Reiter, für ihn in Macau die mächtigste Software der Welt zu stehlen. Doch dessen Motiv ist nicht nur die reine Habgier, sondern er verfolgt auch noch ganz persönliche Rachepläne.
War beim ersten Teil des Magier-Thrillers die Doppelbödigkeit das stärkste Argument, so kommen bei der Fortsetzung noch ein bis zwei Böden hinzu. Bald weiss der Zuschauer nicht mehr, wem er noch trauen kann, ob die Guten wirklich alle gut und die Bösen wirklich nur böse sind. Jon M. Chu, der den Regiestuhl von Louis Leterrier übernommen hat, treibt die möglichen Wendungen an die Grenzen des Aufnehmbaren, bekommt aber meistens haarscharf die Kurve. Das liegt sicher an den starken Darstellern sowie am ausgewogenen Mix aus Ernst und Humor. Die Story ist dicht und dank der Verarbeitung von Dylans Kindheitstraumas abgerundet. Allein die zum Teil sehr mysteriösen Hintergründe der Tricks sind etwas unglaubwürdig.
Wer den ersten Film mochte, wird auch nach «Now You See Me 2» zufrieden aus dem Kino gehen. Dennoch hält sich die Vorfreude auf den bereits angedachten dritten Teil etwas in Grenzen. Das Schneller-weiter-höher-Prinzip lässt erahnen, wohin sich diese Serie entwickeln könnte. So gern man dieses Zauberer-Ensemble inzwischen gewonnen hat, verliert die Geschichte mit jedem Sequel ein Stück jener Magie, die das Original so stark machte. Dieser Gesetzmässigkeit sind sogar Magier unterworfen.
«Now You See Me 2» läuft ab 1. September 2016 im Kino Pathé Küchlin in Basel.
Weitere Kinostarts in Basel am 1. September: Ben Hur, Mike and Dave Need Wedding Dates, Fuocammare, Un homme à la hauteur.
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Ich fand den ziemlich schwach.
Er wirkte auf mich ganz einfach, in allen belangen, total über konstruiert und hat dadurch fast jeglichen Charme verloren. Das ganze ist einfach nicht mal mehr annähernd glaubhaft.