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Die Schöne und der Hai

Fabian Kern am Mittwoch den 24. August 2016

«The Shallows» läuft ab 25.8. im Küchlin.

«The Shallows» läuft ab 25.8. im Pathé Küchlin.

Oje, warum tue ich mir das nur immer wieder an? Nach langen Jahren sitze ich wieder mal total verkrampft im Kino und muss mich mit diesem wunden Punkt auseinandersetzen: der längst überwundenen Angst vor dem Hai. In meiner Teenagerzeit musste ich – eigentlich eine Wasserratte durch und durch – mich oft überwinden, ins Meer zu gehen. Auch wenn es sich nur ums harmlose Mittelmeer handelt, in dem sich nun wirklich nicht viel tummelt, vor dem man sich zu fürchten hat. Aber eben, Ängste sind nicht rational. Den Schuldigen an meiner vorübergehenden Phobie teile ich mit Tausenden von anderen Opfern, die «Der weisse Hai» (1975) gesehen haben: Steven Spielberg. Der Regie-Grossmeister sorgte mit seinem Schocker in den 70er-Jahren für leere Strände. Wegen ihm würde ich meinen Kindern niemals eine gelbe Luftmatratze kaufen. Nie und nimmer.

Blake Lively macht auch als Surferin gute Figur.

Blake Lively macht auch als Surferin gute Figur.

Seit jenem Meilenstein haben sich viele als Trittbrettfahrer versucht. Doch dass das Spiel mit der Urangst nicht so einfach ist, haben nicht nur die unmittelbaren Folgeprodukte erfahren müssen. Auch in der Neuzeit erlitten ambitionierte Projekte arg Schiffbruch. So klang Renny Harlins «Deep Blue Sea» (1999) zwar vielversprechend, aber zu kluge und zu schlecht animierte Maki-Haie versenkten das Star-Vehikel. Der Rest bewegt sich auf B- oder gar C-Niveau, die Trash-Serie «Sharknado» ist immerhin Kult. Deshalb nun zurück zu meinem jüngsten Kinobesuch. Jaume Collet-Serra, der sich einen Namen mit Liam-Neeson-Actionthrillern gemacht hat («Unknown Identity», «Non-Stop», «Run All Night») bringt die Hai-Angst mit «The Shallows» ins 21. Jahrhundert – und wie.

Starkes Duo: Blake Lively und Jaume Collet-Serra.

Erfolgsduo: Blake Lively und Jaume Collet-Serra.

Collet-Serra tut Vieles richtig, primär aber zwei Dinge: Er setzt wieder auf den Grossen Weissen Hai und auf Blake Lively. Während Ersterer zu seinem ursprünglichen Image als Schrecken der Meere zurückkehrt, entledigt sich Letztere mit ihrer One-Woman-Show ihrer Schätzchen-Rolle. Endgültig. Als amerikanische Surferin Nancy findet die blonde Schönheit nach langer Suche den Traum-Surfstrand ihrer verstorbenen Mutter, ein geheimes Plätzchen irgendwo in Mexiko. Nach vielen schönen Tubes, die sie durchsurft, wird sie auf der letzten Welle des Tages abrupt vom Brett geworfen und von einem Hai attackiert. Sie kann sich retten, allerdings nicht an den Strand, sondern nur auf ein Riff. Das Fiese daran: der Fels ist nur bei Ebbe über Wasser und der Strand menschenleer. Eine grössere Boje ist rund 40 Meter entfernt, sie würde mehr Sicherheit bieten. Aber wer geht schon mit einem blutenden Bein ins Wasser, wenn ein stattlicher Weisser Hai lauert?

Vielleicht hilft das Schreien gegen den Weissen Hai?

Vielleicht vertreibt ja Schreien den Weissen Hai?

«The Shallows» konzentriert sich in diesen nervenaufreibenden 86 Minuten auf das Wesentliche, die den Hai-Film so furchteinflössend macht: Fisch gegen Mensch, Urinstinkt gegen Überlebenswillen – effektvoll inszeniert mit zurückhaltender Computertechnik. Dafür werden die Nerven überaus oft mit der fiesen Unterwasser-Perspektive sowie einem kribbligen Soundtrack strapaziert. Blake Lively ist Hingucker und glaubwürdige Heldin zugleich, bewegt sich stilsicher zwischen Mut und Selbstzweifeln. Das einzig Unrealistische ist wie so oft bei Filmen, die auch unter der Wasseroberfläche spielen, eine Unart, die ich als «Baywatch-Effekt» bezeichne: Dass die Protagonisten unter Wasser ohne Taucherbrille sehen wie wir durch die Kameralinse, sogar in der Nacht. Das vermag den Gesamteindruck aber nicht zu trüben, dass «The Shallows» definitiv der beste Hai-Film seit Spielbergs legendärem «Jaws» ist. Es wird spannend zu sehen, ob er das Genre neu belebt.

Meine jugendliche Hai-Angst erlebt deshalb kein Revival. Aber ich bin dennoch nicht unglücklich, dass meine diesjährigen Badeferien schon vorbei sind.

«The Shallows» läuft ab 25. August 2016 im Kino Pathé Küchlin in Basel.

Weitere Kinostarts in Basel am 25. August: Demolition, Mechanic: Resurrection, Mother’s Day, El olivo.

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2 Kommentare zu “Die Schöne und der Hai”

  1. Gabriela sagt:

    Ich finde es tragisch, dass wieder ein Film über den “bösen, menschenfressenden” Hai in die Kinos kommt. Und nein, das Argument “Tu doch nicht so, ist doch nur ein Film.” zählt nicht. Diese Bilder setzen sich in den Köpfen der Menschen fest und kreieren Ängste und falsche Vorstellungen. Solche Filme haben auch dem Wolf und dem Bär geschadet, und dem Hai ganz speziell. Dabei sind wir so enorm auf diese wunderbaren Tiere angewiesen. Abr das glaubt die Menschheit dann wohl erst, wenn wir alle Haie ausgerottet haben und mit den daraus resultierenden Problemen konfrontiert sind. Alternativfilm: “Sharkwater” (2006)

    • Reinhard Schneider sagt:

      Ach was Frau Gabriela, Haie sind gefährliche Menschenfresser und höchstens gut für die Haifischflossensuppe, welche übrigens vorzüglich schmeckt. Ich kann allen nur empfehlen sich den Film anzuschauen er ist spannend und gut gemacht.