Logo

Mogli für die Grossen

Fabian Kern am Mittwoch den 13. April 2016

«Jungle Book» läuft ab 14.4. in den Basler Kinos Capitol, Küchlin und Rex.

«Jungle Book» läuft ab 14.4. in den Basler Kinos.

Eine Realverfilmung des Dschungelbuchs – da war ich gleich elektrisiert. Wie würde das wohl aussehen, wenn Mogli an der Seite echter Panther, Bären und Wölfe gegen einen bösen Tiger kämpft. Wie jene Szene, in der Mogli auf Balus Bauch durch den Fluss schwimmt? Und kann man den machthungrigen King Louie als echten Orang-Utan überhaupt ernst nehmen? Die Antworten sind schnell gegeben. Regisseur Jon Favreau («Iron Man») hat sich sehr genau an die Original-Romanvorlage von Rudyard Kipling gehalten und mit unzähligen Computer-Animationen ein Werk geschaffen, das fasziniert. Jüngling Neel Seti gibt Mogli ein reales Gesicht, die Tiere – mit Ausnahme von Balu in einigen Szenen – wirken überraschend echt, die Stimmen von Ben Kingsley (Baghira), Bill Murray (Balu), Christopher Walken (King Louie), Scarlett Johansson (Kaa) und Idris Elba (Shir Khan) sorgen für den Starpower, der komplett animierte Dschungel ist atemberaubend, die Story ja ohnehin schon gut. Das ist nicht auch nicht das Problem von «The Jungle Book».

Das sind die Guten: Mogli, der Panther Baghira...

Das sind die Guten: Mogli, der Panther Baghira…

... und der verfressene Bär Balu.

… und der verfressene Bär Balu.

Vielmehr stellt sich die Frage: Wer soll sich diesen Film ansehen? Für mich war das Dschungelbuch in Disneys Zeichentrickfassung der erste Kinofilm meines Lebens, was mein Interesse erklärt. Vielen anderen aus meiner Generation wird es gleich gehen. Doch jener Trickfilm war ein klarer Kinderfilm: Bunt, musikalisch, lustig. Den kann ich bald auch mit meinen Kindern ansehen. Doch die Neuverfilmung verliert durch die Übersetzung ins reale Bild das Verspielte. Zwar werden viele Gags und herzige Wolfswelpen eingesetzt, auch die Gesangseinlagen werden beibehalten. Aber diese Massnahmen vermögen nicht den Zauber «meines» Dschungelbuchs zu ersetzten und vor allem nicht über den ernsten und für Kinder bedrohlichen Grundton hinweg zu täuschen: Es geht um Leben und Tod, Shir Khan will Mogli töten. Nichts anderes. Und das wird halt mit «realen» Tieren viel klarer – oder besser gesagt: düsterer.

Sie sind die Bösen: Tiger Shir Khan...

Sie sind die Bösen: Tiger Shir Khan…

... und der machtgierieg Orang-Utan King Louie.

… und der machtgierige Orang-Utan King Louie.

Deshalb ist die Altersfreigabe ab acht Jahren in Begleitung Erwachsener meines Erachtens zu tief angesetzt. Unter zehn würde ich meinen Kindern diesen Film nicht zeigen, Begleitung hin oder her. Teenager wiederum werden wohl nicht gerade die Kinokassen stürmen, weil das Dschungelbuch eben wegen des Zeichentrickfilms «etwas für Kinder» ist. Sie schauen lieber Serien wie «Divergent», «Tribute von Panem» oder «Maze Runner». Deshalb ist zu befürchten, dass «The Jungle Book», ein Meilenstein der Tricktechnik zwischen Stuhl und Bank fällt. Für jene Nostalgiker wie mich, die mit der Geschichte Erinnerungen verbindet, ist er aber den Eintritt allemal wert.

«The Jungle Book» läuft ab 14. April 2016 in den Basler Kinos Capitol, Pathé Küchlin und Rex.

Weitere Kinostarts in Basel am 14. April: Belgica, Hardcore Henry, Fan, Fragments du paradis.

« Zur Übersicht

Ein Kommentar zu “Mogli für die Grossen”

  1. Lautaro sagt:

    “hat sich sehr genau an die Original-Romanvorlage von Rudyard Kipling gehalten” – absoluter Blödsinn, der da behauptet wird. Im Original gibt es keinen King Louis – der ist bei Disney sowieso nur eine Hommage an Louis Armstrong. Und die Szene der badenden Mogli und Balu gibt es so auch nur bei Disney. Weder Disney und wahrscheinlich auch dieser Film haben rein gar nichts mit dem Original zu tun. Das Origninal würde sich nur schwer verfilmen lassen, da es zu viele erzählerische Momente gibt – etwa wenn Hathi erklärt, warum es dem Tiger in einer bestimmten Nacht des Jahres explizit erlaubt ist, Menschen zu töten.