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Eine Art Plattenladen

Luca Bruno am Donnerstag den 16. Juni 2011

Eine Spezialsektion in der in Halle 1 beheimateten «Art Unlimited» heisst «Artists Records». Der Grossteil der dort ausgestellten Tonträger befindet sich allerdings nicht etwa in Vitrinen, sondern ist in herkömmlichen Plattenregalen untergebracht. Am Vinyl hängen anstatt Rote Punkte echte Preisschilder und jeder Messebesucher ist dazu eingeladen, die Sammlung mit eigenen Händen zu durchstöbern. Alle dort verfügbaren Platten können Probe gehört und selbstverständlich auch gleich gekauft und mitgenommen werden.

Unter den erwerbbaren Stücken befinden sich zwar mehrere Veröffentlichungen mit durchaus kreativer Verpackung, ein Grossteil der Plattensammlung kommt jedoch in gewöhnlichen Vinyl- oder CD-Hüllen daher. «Bei uns geht es um den eigentlichen Inhalt, also die Tonaufnahmen, und weniger um spezielles Packaging.», sagt Stéphane Kropf, Kurator von «Artists Records». Kropf sieht sich daher auch weniger als Kurator, sondern mehr als «Collector».

Ist es eine Pizza?! Nein... leider «bloss» Johann Sebastian Bachs «Das wohltemperierte Klavier» mit veränderter Verpackung...

«Als wir 2008 von Annette Schönholzer und Marc Spiegler beauftragt wurden, die 2007 erstmals präsentierte Sektion «Artists Records» dauerhaft weiterzuführen, mussten wir praktisch bei null anfangen. Ich war zwar bereits im Besitz einiger interessanter Stücke, aber erst durch die Zusammenarbeit mit Villa Magica Records konnten wir einen akzeptablen Bestand für unseren «Shop» aufbauen.». Später schrieb Kropf dann Galerien an, fragte bei diesen nach, ob sie ebenfalls für den Verkauf geeignete Stücke hätten und wurde mit Zusendungen geradezu überhäuft. «Hält eine Galerie einem Kunstsammler eine Schallplatte unter die Nase, winkt er meistens ab. Galerien sind oft im Besitz von interessanten Tonträgern, haben allerdings kaum eine Möglichkeit, diese Stücke effektiv zu verkaufen. Sie sind uns also dankbar, wenn wir den Verkauf für sie übernehmen.»

«Conférence à la Sorbonne 3 Juin 1959», eine Spoken Word-Aufnahme von Yves Klein, im Jahr 1959 auf Vinyl gepresst, gehört zu den wertvollsten Objekten der Sammlung. Potenzielle Käufer dieser Platte werden aber sogleich enttäuscht: «Diese Platte befindet sich schon seit mehreren Jahren in unserer Sammlung und gerade gestern habe ich endlich einen würdigen Käufer für diese Platte gefunden.», verrät uns Kropf.

«Island: Eine Sinfonie in 10 Sätzen»

Andere rare Stücke sind jedoch noch immer käuflich zu erwerben. So verfügt die Sammlung ebenfalls über ein Exemplar der auf 200 Stück limitierten Erstpressung einer 6 LP-Box von Hermann Nitschs «Island: Eine Sinfonie in 10 Sätzen», erschienen 1980 auf dem Label von Dieter Roth und ebenso unmöglich aufzutreiben wie Joseph Beuys‘ und Henning Christiansens «Schottische Symphonie / Requiem of Art» (1973), die auf dem Regal gleich neben «Island» ausgestellt ist. Die einzige im Internet käufliche Kopie der «Schottischen Symphonie» ist momentan übrigens auf 1500 Dollar angesetzt.

Die Sammlung von «Artists Records» besteht aber selbstverständlich nicht nur aus musikalischen Werken von hauptsächlich in anderen Kunstfeldern tätigen Künstlern, sondern beinhaltet auch zahlreiche Aufnahmen von bekannten Bands. So dürfen natürlich auch Ausgaben des legendären, mit Artwork von Andy Warhol versehenen Albums «The Velvet Underground & Nico» nicht fehlen: Von der Wand des Standes grüssen gleich zwei seltene Erstausgaben des Albums – jeweils eine mit und eine ohne Bananenkleber (die ohne Kleber ist übrigens seltener, also teurer).

«You Are The Quarry», bearbeitet von Jonathan Monk

Beim Durchstöbern des Bestands stösst man allerdings auch auf (bezahlbare) moderne Werke wie auf Morrisseys «You Are The Quarry» (2004) oder auf Kopien des Albums «Rules» von The Whitest Boy Alive (2008). Während das ikonische Cover des Morrissey-Albums in der hier vorliegenden Ausgabe durch ein Silkscreening von Jonathan Monk ergänzt wurde, stammt das Artwork von «Rules» bereits in seiner Originalform von Geoff McFetridge. Andere Werke von Monk sind dieses Jahr in der Halle 2.1  zu finden und auch McFertridge wurde bereits an der Art ausgestellt. Die «traditionelle» Art und ihr eigener Plattenladen sind also nicht auseinander zu denken.

Dank des grösstenteils bezahlbaren Preismodells von Vinyl und CDs befindet sich die Sammlung von «Artists Records» zwar in einem stetigen Wandel, die Tonträger gehen Kropf deswegen aber noch lange nicht aus. Konstant erhält er neue Zusendungen von befreundeten Künstlern und Galerien und ablehnen tut er dabei nichts – «schliesslich lautet unsere Devise ja «Yes to all!».»

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