Es ist gerade mal eineinhalb Jahre her, als Florian David Fitz in «Hin und Weg» die letzte Velotour seines Lebens unternahm. Der durch die heimtückische Muskelkrankheit ALS zum Tod verurteilte junge Mann wählte den Freitod in Belgien. Und nun also Krebs. Benno (Fitz), als Lebenspartner und Vater gescheitert, hält sich als Penner und Taschendieb mehr schlecht als recht über Wasser, kippt aber immer mal wieder um. Kein Problem, geht ihm schon sein Leben lang so. Er schläft in jeder möglichen und unmöglichen Situation ein, hat Narkolepsie, die Schlafkrankheit. Damit kann er umgehen. Viel besser jedenfalls, als mit der Diagnose, die ihm plötzlich ein Arzt stellt: Krebs, im fortgeschrittenen Stadium, unheilbar. Das Todesurteil.
Benno macht im Sterbehospiz gute Miene zum bösen Spiel, ja schmiedet mit seinem Zimmernachbarn gar einen grossen letzten Plan. Andi (Matthias Schweighöfer) ist wegen einer Lungenfibrose, die ihn ebenfalls bald dahinscheiden lässt, an künstliche Sauerstoffzufuhr gebunden. Benno überredet ihn zur ersten Dummheit seines Lebens. Andi soll durch Kredite so viel Geld auftreiben wie möglich, damit sie im überschaubaren Rest ihres Daseins auf Erden noch einmal in die Welt hinauskommen und etwas Aufregendes erleben. Sobald sie den geilsten Tag hinter sich haben, der nicht mehr zu toppen ist, wollen sie sich mit einer Kugel das Leben nehmen – und die Welt durch einen Blog daran teilhaben lassen. Das klingt sogar für den überängstlichen Hypochonder Andi so verlockend, dass er sich darauf einlässt. Nicht wissend, dass Benno ganz eigene Pläne verfolgt. Dieser möchte nämlich zum ersten Mal in seinem Leben seine Tochter Leni sehen, deren Mutter Moni (Alexandra Maria Lara) in Südafrika heiraten wird. Ein wilder Roadtrip beginnt.
Fitz ist ein Multitalent. Der mit zahlreichen Auszeichnungen bedachte Schauspieler hat in «Der geilste Tag» nicht nur die Hauptrolle übernommen, sondern mit dem Drehbuch schon allein die Idee geliefert und sie als Regisseur gleich auch noch selbst inszeniert. Dafür verdient der 41-Jährige Respekt. Dass er sich selbst eine Paraderolle auf den Leib geschrieben hat, ist nachvollziehbar. Der scheinbar gleichgültige, egoistische Flegel mit dem grossen Herzen steht ihm nicht zum ersten Mal ausgezeichnet. Aber auch bei Michi dürfte Fitz schon beim Schreiben an Schweighöfer gedacht haben, der seiner Figur herrlich weibische Züge verleiht. Die Story vermag bei aller Abgedroschenheit des Themas immer mal wieder zu überraschen. Sie driftet auch nicht in Schwermut ab wie das kaum verdauliche Drama «Hin und weg», sondern ist eine leichte Buddy-Komödie, der die Menschlichkeit nicht abgeht, untermalt mit tollen Landschaftsaufnahmen aus Südafrika. Dennoch wäre es zu begrüssen, wenn Fitz bei seinem nächsten Werk einmal nicht einen Todkranken spielen würde. Der Mann hat noch so viel mehr drauf. Das deutsche Kino kann sich freuen.
«Der geilste Tag» läuft ab 25. Februar 2016 im Kino Pathé Küchlin in Basel.
Weitere Kinostarts in Basel am 25. Februar: Chocolat, Keeper, Spotlight, Where to Invade Next.
« Zur Übersicht