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Al Pacinos Erbe und Hollywoods Frau der Stunde

Fabian Kern am Mittwoch den 8. April 2015

«A Most Violent Year» läuft ab 9.4. im Küchlin.

«A Most Violent Year» läuft ab 9.4. im Küchlin und im Rex.

80er-Nostalgiker sind gerade in Hollywood weit verbreitet. Auf eine ganz dunkle Ecke dieses Jahrzehnts richtet nun aber Regisseur J. C. Chandor seinen unerbittlichen Fokus. Auf 1981, das Jahr mit der bis heute höchsten Kriminalitätsrate in der Geschichte von New York City. Die Metropole an der amerikanischen Ostküste wird erschüttert von Morden, Vergewaltigungen, Überfällen. Auch die Heizöl-Transporter von Abel Morales (Oscar Isaac) werden regelmässig überfallen – und das hat seinen Grund. Der aufsteigende Unternehmer hat soeben das Vorkaufsrecht auf ein strategisch wichtiges Grundstück erworben, das ihn an die Spitze der Branche bringen könnte. Die Verluste aus den Überfällen drohen aber den Kredit zum Platzen zu bringen, weshalb sich Morales entscheiden muss, wie weit er gehen möchte, um sein Lebenswerk zu verteidigen. Er, ein aufrechter Einwanderer, dessen wichtigstes Prinzip immer Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit war.

Abel und der verängstigte Fahrer Julian.

Abel und der verängstigte Fahrer Julian.

Die Fallen sind ausgelegt für Morales. Einerseits sind die Fahrer derart verängstigt, dass die Gewerkschaft darauf besteht, sie zu bewaffnen. Sollte allerdings einer der Fahrer mit einer Pistole jemanden verletzen, dann platzt der Bankkredit. Die Konkurrenz schreckt auch nicht davor zurück, Abels Familie einzuschüchtern. Zudem rückt ihm die Staatsanwaltschaft auf die Pelle und ermittelt wegen Steuerhinterziehung. Abel ist sich seiner weissen Weste sicher, bis ihm seine Frau Anna (Jessica Chastain) gesteht, dass sie schon seit Jahren Gelder auf ein sicheres Konto abzweigt. Abel sieht seinen vorgezeichneten Weg ganz nach oben, den amerikanischen Traum, den er schon sein ganzes Leben lang verfolgt, in höchster Gefahr.

Anna muss die Polizei das Haus durchsuchen lassen.

Anna muss die Polizei das Haus durchsuchen lassen.

Es gibt verschiedene Gründe, sich «A Most Violent Year» anzusehen. Erstens ist die Story von Beginn an packend und vielschichtig – ein intelligenter Thriller, der mit einem Minimum an Action und gänzlich ohne Effekte auskommt. Zweitens hält der Spannungsbogen über die vollen zwei Stunden Spielzeit. Chandor («Margin Call») schafft eine bedrückende, graue Grundstimmung und legt darüber eine dichte, nervenaufreibende Atmosphäre, die einem mit zunehmender Dauer die Luft zu nehmen scheint. Der Zuschauer wird ständig von Fragen belauert: Ist das mehr Drama oder Thriller? Was für ein Ende erwartet mich? Von Bankrott bis Durchbruch, von Selbstzerstörung bis Happy End, von Kampfscheidung bis Familienidylle scheint alles möglich für Abel Morales.

Ausdrucksstarkes Duo: Oscar Isaac und Jessica Chastain.

Ausdrucksstarkes Duo: Oscar Isaac und Jessica Chastain.

Und damit wären wir beim dritten und wichtigsten Argument für diesen Film: den Darstellern. Wem der Name Oscar Isaac nicht viel sagt, dem sei verziehen. Der 35-Jährige Sohn einer guatemaltekischen Mutter und eines kubanischen Vaters, der in Miami aufwuchs hatte, fiel bisher erst durch seine Rolle als fieser Prinz John in Ridley Scotts «Robin Hood» auf, als «Llewyn Davis» der Coen Brothers und vielleicht noch im Schatten von Ryan Gosling in «Drive». Nach «A Most Violent Year» dürfte sich das ändern. Isaac könnte der nächste Al Pacino sein. Mit seinem intensiven Blick und seiner entschlossenen Ausstrahlung wirkt er wie der Sohn der lebenden «Godfather»-Legende. Bei so einer Leistung kann der weibliche Co-Star eigentlich nur verblassen… wenn dieser nicht Jessica Chastain heissen würde. Die Frau gilt seit «Zero Dark Thirty», spätestens aber seit «Interstellar» als die begehrteste Schauspielerin der Traumfabrik. Der ausdrucksstarke Rotschopf – in «A Most Violent Year» für einmal blond –  vereint Charakter, Intelligenz und Sex-Appeal zu einer faszinierenden Mischung, der man sich nicht verschliessen kann. Die beiden verleihen dem Retro-Look den nötigen Glanz. Was also kann ein Film mehr bieten?

«A Most Violent Year» läuft ab 9. April 2015 in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

Weitere Kinostarts in Basel am 9. April: Mall Cop 2, Une heure de tranquillité.

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