Viel karger kann der Alltag eines Mannes nicht aussehen: Den ganzen Tag in einem Baumarkt arbeiten, dann in die spartanisch eingerichtete Wohnung in einem grauen Bostoner Quartier, Abendessen allein, Abwasch, fertig. Nachts um zwei ist dann fertig mit Schlafen, dann gehts mit einem Klassiker der Weltliteratur unter dem Arm und einem säuberlich in eine Serviette eingewickelten Teebeutel in der Brusttasche ins ewig gleiche Diner auf den ewig gleichen Platz, wo der Tee mit ewig gleichen Handgriffen zubereitet und im Buch gelesen wird. Was hat dieser Mann für ein Geheimnis? Das fragen sich nicht nur die Menschen, die dem Mann vom Kinosessel aus zusehen, sondern auch seine Arbeitskollegen, die Wetten abschliessen, was er wohl vor seiner handwerklichen Arbeit beruflich gemacht hat. Sie werden es noch herausfinden.
Robert McCall (Denzel Washington) kann sich tarnen, aber er kann nicht aus seiner Haut. Man muss auch ohne den Trailer gesehen zu haben kein Profiler zu sein, um herauszufinden, dass der Mann als Elitekämpfer irgendwo in der militärischen oder Agenten-Ecke zu Hause war. Und dass er dem Töten abgeschworen hat. Bis ihn die Umstände dazu zwingen, eine Ausnahme zu machen. Oder auch zwei. Oder drei. Und ab dann kommt es auch nicht mehr drauf an. Diese Umstände bescheren dem freundlichen Home-Mart-Angestellten gemeine Männer. Denn McCall hat seine ganz persönlichen Schützlinge. Da wäre zum Beispiel sein übergewichtiger Mitarbeiter Ralphie (Johnny Skourtis), dem er hilft abzunehmen und den Traum vom Beruf des Wachmanns zu erfüllen. Oder Teri (Chloë Grace Moretz), die jugendliche Prostituierte, mit der er sich jeweils nachts im Diner unterhält, die offensichtlich keinen zart besaiteten Zuhälter hat. Wenn Polizei, FBI und CIA nicht verhindern können, dass solch netten Menschen Schaden zugefügt wird, dann muss das jemand wieder in Ordnung bringen. Jemand, der sich nicht zu schade ist, sich auch mal die Finger blutig zu machen, um für Gerechtigkeit zu sorgen: der «Equalizer».
Mit diesem Actionthriller hat sich Regisseur Antoine Fuqua zumindest halbwegs für seinen peinlichen pathetischen Ausrutscher «Olympus Has Fallen» rehabilitiert. Dass er dazu seinen alten Weggefährten aus «Training Day»-Zeiten ins Boot geholt hat, war die richtige Entscheidung, denn wer wäre besser für die Rolle des melancholischen Rächers geeignet als Denzel Washington? Herrlich auch, wie er jeden Übeltäter erst vor die Wahl stellt, das Richtige zu tun, bevor er ihn büssen lässt. Und mit Teddy (Martin Csokas) hat Fuqua einen richtig fiesen Gegenspieler installiert, der als Aufräumer der Russen-Mafia McCall den Garaus machen soll. Die Karten sind verteilt, der Rest ist Zurücklehnen für Fans von soliden Actionthrillern. Keine Hänger, keine allzu krassen Twists, aber viel handfeste und ziemlich kompromisslose Action – «The Equalizer» erfüllt die Erwartungen. Das ist mehr, als viele Filme von sich behaupten können. Und beim nächsten Besuch eines Baumarkts betrachtet man die Werkzeuge mit ganz anderen Augen.
«The Equalizer» läuft ab 9. Oktober 2014 in den Basler Kinos Capitol, Pathé Küchlin und Pathé Plaza.
Weitere Filmstarts in Basel am 9. Oktober: Annabelle, Get on Up, L’abri, Saint Laurent.
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Einer der besten Filme DIESES GENRES. Knallhart und schnörkellos, vielleicht ein wenig zu viel unnötige „Seiten Handlungen“, ansonsten fast perfekt. Top Leistungen vom Staff, insbesondere Mr. Washington brilliert. Von 10 möglichen Punkten eine gute 8.