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Finchers Psychospiel mit Ben Affleck

Fabian Kern am Mittwoch den 1. Oktober 2014

«Gone Girl» läuft ab 2.10. in Küchlin, Plaza und Rex.

«Gone Girl» läuft ab 2.10. in Küchlin, Plaza und Rex.

Asche auf mein Haupt. Ich habe bis zur Ankündigung dieses Films noch nie von «Gone Girl» gehört. Der Bestseller von Gillian Flynn ist total an mir vorbeigegangen. Was aber nicht an mir vorbeigegangen ist, ist der Name David Fincher. Jeder Regiearbeit mit diesem Label ist erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Herausragend aus der Liste seiner Werke sind die cineastischen Meilensteine «Seven» und «Fight Club» jeweils mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Das Markenzeichen des 52-jährigen Kaliforniers sind unvorhersehbar Twists in der Handlung. Diese Überraschungseffekte werden natürlich von Film zu Film schwieriger.

Ausnehmend schwierig, ja gar unmöglich war es bei «Gone Girl», jene Zuschauer aus den Socken zu hauen, die das Buch von Gillian Flynn gelesen haben. Dazu gehöre ich, wie gesagt, nicht – zum Glück. Denn das erhöht den Thrill erheblich. Die Ausgangslage ist knifflig. Just an ihrem fünften Hochzeitstag verschwindet Amy Dunne (Rosamund Pike) spurlos. Zumindest fast spurlos, denn ihr Mann Nick (Ben Affleck) findet Kampfspuren im gemeinsamen Haus. Amys Eltern ziehen gleich das ganz grosse Kino auf, richten Hotline und Website für die Suche nach ihrer Tochter, die sie als Vorbild für die beliebten Kinderbuchfigur «Amazing Amy» zur nationalen Bekanntheit gemacht haben.

Wie aufrichtig ist Nicks Aufruf für Amy?

Wie aufrichtig ist Nick Dunnes Aufruf für seine verschwundene Frau Amy?

Über Nick hingegen bricht die öffentliche Empörung herein. Die omnipräsenten und aggressiven Medien schiessen sich grossflächig auf ihn als Möder seiner wunderschönen und beliebten Gattin ein. Als Zuschauer hingegen ist man von Beginn weg auf der Seite des Beschuldigten, weil man ihn von Beginn weg begleitet, wie er die Spuren im Haus findet und die Polizei alarmiert. Aber warum soll Amy ihre Ermordung vortäuschen? Zudem benimmt sich der arbeitslose Journalist, dem das Leben durch seine aus gutem Hause stammende Frau finanziert wird, zunehmend verdächtig. Erst zeigt er keine Emotionen, dann beginnt er der ermittelnden Polizistin Rhonda Boney (Kim Dickens) Dinge zu verheimlichen, die helfen könnten, Licht ins Dunkel zu bringen. Zudem ist die Last der Indizien erdrückend. Hat er doch etwas mit Amys Verschwinden zu tun? Oder ist Amys Ex-Freund und Stalker Desi Collings (Neil Patrick Harris), der plötzlich auftaucht, in die Sache verstrickt?

Regie-Oscargewinner lernt von Regie-Altmeister: Ben Affleck und David Fincher.

Regie-Oscargewinner lernt von Regie-Altmeister: Ben Affleck und David Fincher.

Fincher demontiert das Bild der perfekten Ehe kontinuierlich und sehr geschickt. Mit Auszügen aus Amys Tagebuch wird die Geschichte der Beziehung Stück für Stück aufgerollt und die zunehmenden Probleme aufgedeckt. Bis man zum Schluss kommt, dass ein gewaltsames Ende nur logisch wäre… Atmospärisch ist das trotz Thriller-Überlänge von knapp zweieinhalb Stunden sehr dicht gestrickt. Dichter noch als das Buch, wie man hört. Insofern ist im Vorteil, wer unbelastet ins Kino geht. «Gone Girl» ist kein Meilenstein à la «Fight Club». Aber Fincher holt das Maximum aus Story sowie Darstellern heraus und fesselt einen bis zum Schluss an den Kinosessel. Ein Thriller wie gemacht für kühle Herbstabende.

«Gone Girl» läuft ab 2. Oktober 2014 in den Basler Kinos Pathé Küchlin, Plaza und Rex.

Weitere Filmstarts in Basel am 2. Oktober: Dracula Untold, Männerhort, Les vacances du petit Nicolas, Phoenix, Yalom’s Cure.

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2 Kommentare zu “Finchers Psychospiel mit Ben Affleck”

  1. Stefan Meier sagt:

    Und nu? Hat er se umgebracht oder net?