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Mami und Papi machen einen Porno

Fabian Kern am Mittwoch den 10. September 2014

«Sex Tape» läuft ab 11.9. im Küchlin und im Capitol.

«Sex Tape» läuft ab 11.9. im Küchlin und im Capitol.

Zugegeben, der Trailer zu «Sex Tape» bereitet einen auf einen echten Kracher vor. Aber der erfahrene Komödien-Konsument ist schon oft genug in diese Falle getappt. Wenn ein Trailer zu lustig ist, hat man vielfach schon die besten Gags gesehen. Komödien sind das heikelste Filmgenre. Genau den Ton zu treffen, der zwischen lahm und geschmacklos genau lustig ist, kommt einer grossen Herausforderung gleich, die oft unterschätzt wird. Bestes Beispiel dafür, wie unterhaltsam eine Komödie sein kann, obwohl sie eigentlich abgelutschte anzügliche Pointen aneinander reiht, ist «We’re the Millers» mit Jason Sudeikis und Jennifer Aniston, der Kassenknüller von 2013. Komödien sind ein Mysterium.

Entsetzen vor dem Mac: Annie und Jay.

Nachher: Entsetzen vor dem Mac.

Genau wie die Cloud, und damit sind wir bei «Sex Tape». «Niemand versteht die Cloud», wispert Jay (Jason Segel) entsetzt vor seinem Computer. Soeben hat er festgestellt, dass sein privater Porno, den er mit seiner Frau Annie (Cameron Diaz) aufgenommen hat, mit all seinen alten iPads, die er mit seinen begehrten Playlisten zu verschenken pflegt, synchronisiert wurde. Somit kommen auch ihre Freunde, Annies Boss Hank Rosenbaum (Rob Lowe) und der Briefträger in den Genuss des freizügiges Videos. «Wenn der Briefträger meine Vagina gesehen hat, müssen wir umziehen», sagt Annie resolut. Es ist einer der besseren Sprüche und hat es gemäss obiger Regel in den Trailer geschafft.

Jay und Annie finden das Video eine gute Idee.

Vorher: Lust auf dem Bett.

Eigentlich hätte Jay den Amateur-Porno gleich nach der Produktion löschen sollen, denn er diente den Eltern zweier Kinder nur dazu, ihr eingeschlafenes Sexleben wieder in Schwung zu bringen. Ihnen, die nach ihrem Kennenlernen rammelten wie die Kaninchen, widerfuhr prompt jenes Schicksal, das ihnen von Annies Vater prophezeit wurde: Ist erst der Nachwuchs da, fehlen für Geschlechtsverkehr Energie, Zeit und Lust. Das Phänomen ist bei jungen Eltern verbreitet und deshalb wenig überraschend. Viel seltener ist hingegen jenes Phänomen, dass eine Frau nach zwei Geburten eine Figur hat wie Cameron Diaz. Man nimmt der chronischen Single-Frau die Mutter einfach nicht ab – nicht nur wegen dem flachen Bauch.

Da sind Drogen im Spiel: Hank Rosenbaum und Annie.

Drogen sind lustig: Hank Rosenbaum und Annie.

Das allein ist schon nicht ideal, aber noch nicht einmal das grosse Problem von «Sex-Tape». Die Idee, die ausufernde Synchronisation von Apple-Produkten zu veräppeln, ist gut und hat durch die iCloud-Skandale der letzten Wochen eine unverhoffte Aktualität erhalten, wurde aber komplett verschenkt. Die Jagd nach den Kopien des ominösen Films artet zu einem weitestgehend vorhersehbaren Klamauk aus, in dem sich die Schauspieler zum Affen machen und dabei noch auf lächerliche Art Familiensinn und Freundschaft fördern wollen. Nicht einmal jene, die Cameron Diaz nackt sehen wollen, kommen wirklich auf ihre Kosten. Man bekommt ganz einfach das, was man von einer Komödie mit Diaz und Segel erwartet. Jake Kasdans («Bad Teacher») Film taugt für einen seichten Fernsehabend, aber ein Kinoticket ist er nicht wert. Dass er zum Kassenschlager wird, ist aber dennoch nicht ausgeschlossen, denn Komödien sind wie die Cloud: Niemand versteht genau, wie sie funktionieren.

«Sex Tape» läuft ab 11. September 2014 in den Kinos Pathé Küchlin und Capitol in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 11. September: The Railway Man, Everyday Rebellion, Biene Maja – der Film, Il capitale umano, Of Horses and Men, The Wind Rises, Viktoria: A Tale of Grace and Greed.

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