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Dan Brown als Swiss Miniature

Fabian Kern am Donnerstag den 4. September 2014

BuchcoverErstens kommt es anders – und zweitens als man denkt. Eigentlich konnte man davon ausgehen, dass die Krimiserie um die Berner Detektei Müller & Himmel mit dem letztjährigen Band «Schokoladenhölle» abgeschlossen war. Doch nun legt Paul Lascaux ganz unverhofft «Burgunderblut» vor: einen kurzen, knackigen und kurzweiligen Krimi, auf dessen rund 200 Seiten man sich in ein paar Stunden Lesespass auch noch geschichtliches Wissen aneignen kann. Und der zwar die Reihe fortsetzt, sich aber sich von den bisherigen Büchern merklich unterscheidet. Nicht stark, aber grundsätzlich.

Fiktiver Tatort, reales Gebäude: Schloss Grandson am Neuenburgersee. (Keystone)

Fiktiver Tatort, reales Gebäude: Schloss Grandson am Neuenburgersee. (Keystone)

Privatdetektiv Heinrich Müller ist wieder einmal knapp bei Kasse. Deshalb kommt der mysteriöse Fremde wie gerufen, der ihm 20’000 Franken für Ermittlungen in einem Mordfall in Aussicht stellt. Hinter dem bizarren Mord in der Folterkammer eines Waadtländer Schlosses soll ein Geheimnis stecken. Ein Geheimnis, das auf die Burgunderkriege zurück geht und die Landesgrenzen in Europa verändern könnte. Weil das eine Kragenweite zu gross ist für den Berner Schnüffler, erweitert er sein Team. Nicht nur seine frühere Partnerin, die Anthropologin Nicole Himmel, kehrt zurück. Sie bringt mit Michelle Broccard gleich auch noch eine junge Frau mit, die in der virtuellen Welt der Computer, die Müller so fremd ist, zuhause ist. Und sogar ein Historiker steht der Ermittlertruppe zur Seite, was in diesem geschichtsträchtigen Fall sehr hilfreich ist. Kein Wunder, kommen Müller, Himmel & Co. in kurzer Zeit weiter als die Polizei mit Markus Forrer, dem Nachfolger von Bernhard Spring. Aber der «Orden vom Goldenen Vlies» geht auf der Jagd nach einem verschollenen Siegel nicht gerade zimperlich mit jenen um, die sich ihm in den Weg stellen…

Paul Lascaux

Paul Lascaux alias Paul Ott.

Lascaux ist mit «Burgunderblut» eine Überraschung gelungen. Nicht nur, dass der der beliebten Detektei ein Comeback gönnt, sondern weil er sich weiterentwickelt hat. Der Krimi ist einer der besten der Serie, weil er homogen daherkommt und mit hohem Tempo glänzt. Das Buch fällt aber dahingehend etwas aus dem gewohnten Rahmen, weil das leibliche Wohl zwar immer noch sehr wichtig ist für die Protagonisten, aber nicht im Mittelpunkt steht. Von «Salztränen» (Käse) über «Wursthimmel», «Feuerwasser», «Gnadenbrot», «Mordswein» bis «Schokoladenhölle» war bei jedem der Vorgänger ein Lebensmittel gar Teil des Titels. Zuletzt entstand gar der Eindruck, dass die Figuren zu sehr im Mittelpunkt stehen, was einem Krimi abträglich ist. Der Fall muss im Vordergrund stehen, und zu dieser Tugend hat Lascaux mit «Burgunderblut» zurückgefunden. Der Fall mit Geheimbünden, die einen historischen Skandal wittern, erinnert gar an einen, der das Genre des historischen Thrillers geprägt hat, wie kaum ein anderer: Dan Brown. Lascaux schreibt nicht so reisserisch, dafür auf hohem sprachlichem Niveau und mit einem herrlich augenzwinkernden Humor. «Burgunderblut» ist quasi ein Dan Brown als Swiss Miniature.

Paul Lascaux: Burgunderblut. Kriminalroman. Gmeiner Verlag. Messkirch, 2014. 211 Seiten, Fr. 18.90.

Die weiteren Bücher der Serie von Paul Lascaux: Salztränen (2008), Wursthimmel (2008), Feuerwasser (2009), Gnadenbrot (2010), Mordswein (2011), Schokoladenhölle (2013).

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