«Ich wollte schon immer mal…» Gedanken mit einem solchen Beginn hatte schon jeder von uns. Mal auf Weltreise gehen, mal an den Nordpol reisen, mal mit dem Boot den Amazonas erforschen, mal auf einem Elefanten reiten. Doch wie viele setzen solche abenteuerlichen Wünsche auch wirklich um? Die Australierin Robyn Davidson (Mia Wasikowska) hat lange keinen solchen Wunsch. Im Jahr 1975 erfüllt sie nur eine grosse Leere, als es sie nach Alice Springs verschlägt, damals noch ein verschlafenes Wüstenkaff im Herzen des roten Kontinents. Da beschliesst die Mittzwanzigerin, nur mit ihrem Hund Diggity und der Unterstützung von drei Kamelen die 2700 Kilometer durch die Gibson-Wüste bis zum Indischen Ozean zurückzulegen, um ihre eigene Mitte zu finden.
Für diesen Plan erntet Robyn im patriarchalischen Australien der Siebzigerjahre nur mitleidiges Kopfschütteln, zumal sie weder über Kamele noch Geld verfügt. Also verdient sie sich die Trampeltiere mit monatelanger harter Arbeit auf zwei Kamelfarmen und lässt sich vom amerikanischen Fotografen Rick Smolan (Adam Driver) dazu überreden, sich von der Zeitschrift National Geographic sponsern zu lassen – für die Gegenleistung von regelmässigen Fotoshootings für Ricks Reportage. Diesen Deal bereut Robyn, welche das Alleinsein sucht, schon kurz nach dem Start ins Abenteuer. Die gestellten Posen gehen der eigenwilligen jungen Frau gründlich gegen den Strich, und sie lässt Rick ihre Abneigung spüren. Bis sie im Lauf der gefährlichen und kräftezehrenden Reise von der Einsamkeit übermannt wird und das Unternehmen abbrechen will. Auch, weil sie die Wirkung ihres Trips unterschätzt hat, und sich bald von einer Horde Journalisten aus aller Welt verfolgt sieht.
Ist eine Geschichte – noch dazu eine wahre – derart stark, dann braucht es keine künstliche Inszenierung. Regisseur John Curran hat dies offensichtlich verstanden und setzt als einzigen Special Effect die grossartige Landschaft Australiens ein. Hinzu kommen schöne Momente wie den einseitigen Gesprächen zwischen Robyn und dem Aborigine-Ältesten Mr. Eddy (Rolley Mintuma), der sie einen Stück der Strecke führte. Ohne Pathos, mit einer grossartig widerspenstigen Mia Wasikoska («Alice im Wunderland») in der Hauptrolle beschreibt Curran eine unglaubliche Willensleistung. «Jeder kann alles schaffen», lautet das Motto von Robyn Davidson, die nach ihrer Reise den weltberühmten Roman «Tracks» veröffentlichte. Unter Beweis stellt die toughe Frau das auf eindrückliche Weise. «Tracks» ist ein wunderbarer Film für alle Aussteiger, Australien-Fans und jene, die ab und zu sagen: «Ich wollte schon immer mal…»
«Tracks» läuft ab 17. April 2014 im kult.kino.atelier in Basel.
Weitere Filmstarts in Basel am 17. April: The Amazing Spider-Man 2, Ida.
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