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Leichtfüssige Kunst unter schweren Decken

karen gerig am Donnerstag den 9. Juni 2011

Eine Masonittafel von Per Kirkeby spiegelt sich in einem antiken Rahmen.

Die schweren Holzdecken des jahrhundertealten Erasmushaus‘ an der Bäumleingasse sind eine Herausforderung. Die antiken Rahmen, die Thomas Knöll im Erdgeschoss verkauft, passen hier perfekt hinein. Doch wie sieht es mit Kunst aus, die hier nun neu auch ihre zeitweilige Heimat findet? Erdrückt die dunkle Balkenkonstruktion nicht zwangsläufig alles, was sich darunter befindet?

Thomas Knöll wagt einen ersten Ausstellungsversuch mit Werken von Per Kirkeby. Die Bilder des Dänen sind bekannt dafür, dass sie den Betrachter gefühlsmässig visuell-suggestiv zu ergreifen vermögen – anders formuliert: um sie zu begreifen, muss man sich auf einen Dialog mit ihnen einlassen. «Ich mag Kunst, die man fühlen kann», sagt Thomas Knöll. Und Per Kirkebys Werke muss man fühlen – wenn auch nicht mit den Händen.

Eine Ausstellung mit Werken des Dänen ausrichten zu können, sei ein Glücksfall, sagt Knöll. In der Tat, auch für diese Räume. Die überlebensgrossen Monotypien, die kleinformatigen Zeichnungen, die rauhen schwarzen Skulpturen, die wandtafelartigen Masonittafeln – alle korrespondieren sie hervorragend mit dem Umfeld, auch mit der dunklen Decke. Teilweise sind die Werke eingebettet in ganze Stapel von Rahmen, die hier verkauft werden. Ein paar wenige Rahmen hat Knoell in die Ausstellung integriert, aus ganz unterschiedlichen Gründen: weil etwa das Format passt oder die Farbgebung. Je nach Perspektive erhält eine Skulptur so plötzlich neben dem Sockel einen Rahmen, der sie im Raum festhält. Das Spiel, das so entsteht, dehnt Knöll auf eine weitere Ebene aus: Er stellt Kirkebys Arbeiten in Zusammenhang zu Werken anderer, meist ungenannter oder unbekannter Künstler. Alabaster-Skulpturen aus dem südarabischen Raum lassen sich auf einen Vergleich mit Kirkebys Köpfen ein, Landschaftsdarstellungen wirken als realistisch gehaltener Gegenpol zu Kirkebys abstrakten Kompositionen.

Ein Rahmen für Kirkebys Kopf-Skulptur: Der Ausstellungsraum im Untergeschoss.

«Diese Gegenüberstellungen sind rein subjektiv entstanden», sagt Knöll. Wie auch die ganze Galerie subjektiv aufgebaut ist: Kein Galeriebetrieb im üblichen Sinne soll dies sein, sondern die Möglichkeit, Ausstellungen zu schaffen, wenn sie passen und wie sie passen. Es gibt keine Agenda und kein Konzept, das vorschreibt, wer hier ausstellen darf. «Mich muss die Arbeit eines Künstlers überzeugen», so Knöll. Und seinen Sohn Carlo, der den Betrieb zusammen mit ihm aufrecht erhält. Wer diese Hürde schafft, mit dem wird ein Versuch gewagt. Ob der Künstler alt oder jung, tot oder lebendig, regional oder international tätig ist, das sei egal. Mit den Räumen umgehen können müsse er, sagen Vater und Sohn Knöll. Denn hier liegt die grösste Herausforderung. Mit Per Kirkeby wird sie schon mal mit scheinbarer Leichtigkeit überwunden.

Thomas Knöll Galerie, Im Erasmushaus, Bäumleingasse 18, Basel. Zu sehen vom 10. Juni bis zum 9. Juli, Di bis Fr 10–18, Sa 10–16 Uhr.

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