An neue Musik zu kommen war noch nie so leicht wie heute. Noch vor etwa 15 Jahren musste man zum Teil monatelang auf einen ungehörten Tonträger warten, den man in einem Plattenladen bestellt hatte – selbstverständlich überteuert , während man heutzutage jederzeit ein paar Mausklicks von der kompletten Diskographie einer Band entfernt ist. Früher musste man sich ernsthaft darüber Sorgen machen, ob man je eine Studioaufnahme seiner zukünftigen Lieblingsband hören wird, heute gilt es in erster Linie, den Überblick nicht zu verlieren. Wie findet man 2011 seine nächste Lieblingsband?
Eine der besten Methoden dafür ist es, auf eine der ältesten Institutionen des Musikbusiness zurückzugreifen: Das Musiklabel. Nehmen vertrauliche Adressen wie Sub Pop, 4AD oder Domino eine neue Band unter Vertrag, dann lohnt es sich fast immer, wenigstens einmal ein MP3 des neusten Signings herunterzuladen.
Das Label Captured Tracks aus Brooklyn hat sich in den letzten Jahren als eine der geschmackssichersten Adressen für neue Musik bewiesen. Bands wie Wild Nothing, Beach Fossils oder Craft Spells veröffentlichten vor kurzem vielversprechende Debütalben und wenn mit The Soft Moon und Blank Dogs zwei weitere Projekte des Labels heute Abend, am 23. Mai 2011, Live im Hinterhof zu Gast sind, empfiehlt es sich, ebenso genauer hinzuhören.
Hinter dem Namen Blank Dogs versteckt sich Mike Sniper, der nicht nur einfach ein weiterer Eintrag im üppigen 7“-Katalog des Labels darstellt, sondern auch gleich dessen Gründer ist. Sein Projekt Blank Dogs datiert zwar bereits aus den Zeiten vor Captured Tracks, da es allerdings kein anderes Label mit seinem Veröffentlichungsdrang aufnehmen konnte, musste Sniper wohl oder übel sein eigenes Label gründen. Wie viele andere Bands seines Labels musiziert Sniper in erster Linie alleine und nimmt seinen sehr schrammeligen Lo-Fi Pop zu Hause im Schlafzimmer auf. «Bedroom Pop» also.
Auch Luis Vasquez alias The Soft Moon, der zweite Gast des Abends, ist ein Ein-Mann-Projekt und auch er ist – wie viele seiner Labelgenossen – ein (musikalisches) Kind der 80er. Während sich die meisten Captured Tracks-Acts (inklusive Blank Dogs) jedoch am Sound von «C86» orientieren, klingt «The Soft Moon» um einiges abrasiver. Sein letztes Oktober erschienenes Debütalbum klingt weniger nach New Order und viel mehr nach My Bloody Valentine. Die geeignetsten Referenzpunkte für sein zeitgenössisches Update des Shoegaze-Sounds bilden dann allerdings eher Bands wie A Place To Bury Strangers oder Weekend.
Gelingt den beiden der letzte Schritt, ihre Musik von ihren Schlafzimmern auf die weite Welt der Konzertbühnen zu übertragen? Heute Abend darf man sich im Hinterhof selbst davon überzeugen.
Blank Dogs & The Soft Moon: Diesen Montagabend (23. Mai) Live im Hinterhof. Doors: 19:30, Beginn: 20:30.
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