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Casiotone for the painfully hopeful

Luca Bruno am Dienstag den 7. Dezember 2010

In den letzten Jahren haben die ganzen Göläs und Patent Ochsners ganze Arbeit geleistet, um uns sämtliche Freude an Schweizerdeutscher Popmusik zu nehmen. So ist es umso erfreulicher, dass es sich nun endlich eine neue Generation Musiker zur Aufgabe gemacht hat, das Thema «Popmusik auf Schweizerdeutsch» wesentlich unverkrampfter anzugehen, als es die alte Generation getan hat. Und die gesunde Portion Ironie darf dabei natürlich auch nicht fehlen.

Volta Vital gilt dank seinen zahlreichen Konzerten seit einiger Zeit als Geheimtipp und seine vor wenigen Tagen erschienene Debüt-EP (sozusagen ein Mini-Album) sorgt nun endlich dafür, dass wir das «Geheim» mit bestem Gewissen streichen dürfen. Die «Mittelmass» EP enthält 7 Pophits, irgendwo zwischen Console und dem Jeans Team, welche von «slice of life»-Geschichten handeln, die sich mit den zahlreichen Hürden, die man im Leben so zu meistern hat, befassen. Und diese Hürden sind zwar hoch, den Mut verliert Volta Vital aber nie: «Au wenn die Mönschheit dräck isch, ond zwar de letschti, wönschti trotzdem du wärsch mis Hafebecki» (aus «Hafebecki»).

Wieso er seine überdurchschnittliche EP jedoch Mittelmass nennt und wie eigentlich sein Verhältnis zu Schweizerdeutscher Popmusik ist, beantwortet uns Volta Vital gleich selber:

Du singst auf Schweizerdeutsch. Inwiefern war das eine natürliche Entscheidung?
Das war keine Entscheidung. Ich merkte einfach, dass es so auch geht – und das trotz der vielen abschreckenden Beispiele an «Schweizerdeutscher Popmusik». Eigentlich bemerkte ich sogar, dass es so viel besser geht.

Deine EP heisst «Mittelmass». Warum diese Tiefstapelei?
Mittelmass ist doch ein schönes Wort, oder?

Auf deiner EP singst du über die Wettsteinbrücke, über ein Hafenbecken und nicht zuletzt Arlesheim. inwiefern darf man deine Platte als Hommage an Basel sehen?
Ich singe oft über Dinge, die vor meiner Nase passieren, oder zumindest passieren könnten. Darum musste das wohl so kommen. Zudem liebe ich diese Stadt. Gleichzeitig ist aber der geografische Bezug für das Funktionieren der Texte meines Erachtens nicht so wichtig.

Du veröffentlichst deine EP auf dem Netzlabel Interdisco – und zwar komplett gratis. Hältst du den physischen Tonträger für überholt?
Durch meine Doppelschichten im Stahlwerk habe ich bereits ein geregeltes Einkommen. Und physische Tonträger sind zwar eine feine Sache – vor allem diese 180-Gramm Vinylscheiben – doch leider platzintensiv und dadurch belastend – und sie verbrauchen Ressourcen. Dies hat mich übrigens auch in letzter Zeit davon abgehalten, übermässig Musik einzukaufen. Zudem höre ich fast nur noch mit dem iPod Musik. Und Interdisco ist schliesslich wie eine Heimat für mich.

Du hast also mit dem physischen Besitz von Musik abgeschlossen. Hast du dennoch keine Bedenken, dass damit auch niemand anderes deine Musik physisch erwerben kann?
Bedenken, dass ich meine Musik verschenke? Nein. Einer Urheberrechtsverwertungsgesellschaft beitreten, mein Werk anmelden? Ich bin ja schon mit meiner Steuererklärung überfordert! Es sollen einfach möglichst viele Leute Spass dran haben. Klar, Konzerte spielen ist schon toll und ich suche ja auch Auftrittsmöglichkeiten, und da gibt‘s ja dann manchmal auch ein wenig Gage. Aber im Grunde ist es ein Hobby. Und es ist Independent, echt Independent!

Die komplette «Mittelmass» EP gibt’s auf dem Basler Netzlabel Interdisco Gratis zum Download: http://interdisco.net/music/id25. In naher Zukunft soll ausserdem eine Remix EP mit Remixen von Dario Rohrbach, Hachi u.a. erscheinen, die Interdisco ebenfalls kostenlos zur Verfügung stellen wird.

Volta Vital gibt’s diesen Freitag, am 10. Dezember 2010, im Artstübli Basel live zu sehen.

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2 Kommentare zu “Casiotone for the painfully hopeful”

  1. Volta Vital sagt:

    Ey. Was ich beim Gegenlesen übersehen hatte: Du hast den Part rausgenommen, wo ich sage, dass ich illegale Downloads sch… äh, schlecht finde. Ich denke nicht, dass Musik grundsätzlich kostenlos sein sollte. Jupp.

  2. Ah, das war wieder ein schönes Konzert. Gerade die etwas heisere Stimme hat es einzigartig gemacht. Aber warum hast du. lieber Volta Vital, den Mitsingpart weggelassen?