Lässt eine Band ihrem ausgezeichneten Debütalbum ein mittelmässiges oder zu experimentelles zweites Album folgen, dann ist sie heutzutage genauso schnell weg vom Fenster, wie sie gekommen ist. In der schnelllebigen Musikwelt von 2011 muss eine Band also mittlerweile schon fast darauf hoffen, dass ihr Debütalbum von der «Generation Internet» ignoriert wird. Nur so kann man sich in den folgenden Jahren in aller Ruhe entwickeln und von Release zu Release immer besser werden. So wurden die ersten Alben von Bands wie Deerhunter, The National, Animal Collective oder Grizzly Bear von der breiten Masse (zum Teil sträflich) ignoriert und trotzdem gehören diese Bands mittlerweile zu den beliebtesten Bands der Indie Rock-Szene.
Doch während alle bereits genannten Bands mehrere Jahre gebraucht haben, um ihren Sound mit jedem neuen Release genauer zu definieren, scheint dieser Prozess bei The Fresh & Onlys um einiges schneller zu verlaufen. Zwar erst 2008 gegründet, umfasst die Diskographie der Band aus San Francisco mittlerweile schon so viele Veröffentlichungen, wie manch andere Band nicht einmal während zehn Jahren zusammenbekommt. Und vergleicht man ihr grossartiges letztes Album «Play It Strange» mit seinen jeweiligen Vorgängern, ist ziemlich schnell klar, dass uns heute Abend (16. Mai 2011) im SUD(-haus) eine Band erwartet, die von Tag zu Tag besser zu werden scheint.
Eine Zeit lang sah es jedoch so aus, als ob die Fresh & Onlys einen ähnlichen Karrierepfad einschlagen werden, wie viele andere ihrer Zeitgenossen aus der umtriebigen Garage Rock-Szene von San Francisco. Soll heissen: Jede Songidee, die man hat, wird sofort festgehalten und veröffentlicht und von der anfänglich festgelegten Songwriting-Formel wird nur allzu selten abgewichen – Quantität über Qualität eben. Damit ist zwar nicht gemeint, dass dem Quartett dabei nicht die eine oder andere wirklich gute Melodie gelungen ist («I’m Gonna Be Your Elevator» aus «Grey-Eyed Girls» oder «Imaginary Friends» vom selbstbetitelten Debütalbum z.B.), aber wenn man jährlich zwei (!) Alben und dazu noch unzählige Singles und EPs veröffentlicht, dann entsteht dabei wohl oder übel auch sehr viel Füllmaterial.
Wann genau die Band also Zeit gefunden hat, ihr Songwriting in so kurzer Zeit so gründlich zu optimieren, ist nur schwer nachzuvollziehen. Ihr letztjähriges drittes Album «Play It Strange», welches knapp zehn Monate (und zwei EPs) nach ihrem zweiten Album erschienen ist, stellt auf jeden Fall einen Quantensprung im bisherigen Schaffen der Fresh & Onlys dar. Von «Lo-Fi» ist nicht mehr viel zu hören, die elf Songs bestechen mit klarem Songwriting und ebenso klarer Produktion und neu orientiert man sich an Bands wie den Byrds oder – wie der exzellente Opener der Platte antönt – dem «Summer Of Love».
Das Konzert der Fresh & Onlys ist Teil der Reihe «Basel’s First», die von Walter Krucker organisiert wird. Krucker war bereits vor ein paar Jahren für das Konzertbooking auf dem Schiff verantwortlich und bedenkt man, wie viele mittlerweile grosse Namen (Grizzly Bear, Friska Viljor etc.) er damals für einen ersten Auftritt nach Basel geholt hat, sollte man sich dieses Konzert heute Abend erst recht nicht entgehen lassen.
The Fresh & Onlys: Diesen Montagabend (16. Mai) Live im SUD. Doors: 20:00, Beginn: 21:00.
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das sud war heute kurz thema bei «kulturstattbern»:
http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/blog/2011/05/17/ein-neuer-club-fur-basel/