Die Nummer 66 der Breisacherstrasse ist ein grünes Haus. Ein grosses Tor führt in einen Hinterhof, der auf der linken Seite gesäumt ist von einer grossen, in der Mitte unterteilten Halle. Ich gucke durch die Tür des vorderen Teils dieser Ateliergemeinschaft, wo mehrere junge Leute an Computern sitzen. «Ich suche Pawel Ferus», sage ich. «Gleich nebenan, nächste Tür», klingt die Antwort hinter einem Bildschirm hervor. Doch eigentlich hätte ich gar nicht fragen müssen, denn nur schon der Blick nach rechts offenbart, wo Künstler Ferus seine Werke fertigt: Durch die Scheibenfront zeigt sich ein Durcheinander an fertigen und halbfertigen, grossen und kleinen Plastiken. In der rechten hintersten Ecke finde ich ihn schliesslich, vor einem Tisch, auf der eine Buddhafigur kopfüber am Trocknen ist.
Ferus ist er gerade daran, eine Einzelausstellung für die Galerie Tony Wüthrich zu erarbeiten. Und er ist im Stress: «Das gibt sicher noch eine Nachtschicht heute», erzählt er. Am Tag darauf sollen die Werke zur Galerie transportiert werden – und noch ist nicht alles fertig. Auf einem Tischchen stehen Dutzende Dosen Energydrinks. Nicht, damit der Künstler nicht einschläft, sondern als Teil einer Arbeit. Auf die Dosen wird später der Buddha montiert, in schwebender Pose, als würde er sich lustig machen über die profanen Menschen, die versuchen, sich für ihren hektischen Alltag Energie in Form von zuckriger Flüssigkeit zuzuführen. «Wasser tuts doch auch», ist sich auch der Künstler sicher.
In Ferus’ Arbeit aber haben Energydrinks seit einem New York-Aufenthalt fest etabliert. An einer Wand draussen im Hof hängt ein Plus-Zeichen aus Plastikschläuchen, gefüllt mit Energydrinks: Die bildliche Verdoppelung der durch das Trinken erhofften positiven Wirkung. Seine künstlerische Energie bezog der 37-jährige Künstler aus Polen, der seit rund zwanzig Jahren in der Schweiz und seit 2004 in Basel lebt, stets aus dem reichen Fundus der Kunstgeschichte. Ob Sarah Lucas, Ferdinand Hodler oder Francisco de Goya, aus welcher Epoche die Künstler stammten, auf die er Bezug nahm, war ihm immer egal. Die Zitate der grossen Vorbilder wurden manchmal fast wörtlich in seine eigene Bildsprache übersetzt. Hodlers gemalter «Holzfäller» etwa bekam als plastische Variante statt der Axt einen Baselballschläger in die Hand – «Hodlers Revenge» nannte Ferus sein Werk.
In den letzten Monaten ist Ferus auf Distanz zu diesen direkten Referenzen gegangen. Den freien Umgang mit den kunsthistorischen Vorbildern hat er nun auf den Umgang mit dem Material übertragen. Der ausgebildete Steinbildhauer arbeitet heute am liebsten mit Silikon. Ein teures Material, weshalb er innovative Lösungen sucht, um den Verbrauch tief zu halten. Und er erhob den Stoff selbst zum Thema. Bei Tony Wüthrich wird Ferus vor allem Köpfe zeigen, Büsten, fast alle ohne Gesicht jedoch. «Ich habe bestehende Büsten verpackt, um einen Abguss herzustellen», erklärt er. «Dabei habe ich gemerkt, dass bereits bei diesem Modellieren für das endgültige Werk wichtige Entscheidungen gefällt werden müssen.» Diese Entscheidungen führten zu einer Neumodellierung der Werke, die das ursprüngliche Werk (beinahe) unkenntlich werden liessen.
Die entstandenen Hüllen wurden schliesslich mit Silikon ausgegossen. Um den Silikonfluss zu kontrollieren, pflanzt man an verschiedenen Stellen kleine Rohre ein, aus denen das Silikon abzufliessen beginnt, wenn die Form voll ist. An diesen Stellen entstehen an der getrockneten Plastik kurze Stoppeln, die normalerweise abgeschnitten werden. Um den Arbeitsprozess sichtbar zu machen, lässt Ferus sie stehen. So entstehen Gesichter mit Nasen, die keine sind. Und trotzdem als Gesichter erkennbar bleiben. Auch bei den aus Hartschaum geschnitzten Büsten, deren Köpfe unbearbeitet quadratisch bleiben. Nur der Buddha bleibt Buddha. Gleich wird Ferus ihn über den Energydrinkdosen zum Schweben bringen. Und sich dann, nach vollendeter Arbeit, in Ruhe eine Zigarette gönnen.
Vernissage in der Galerie Tony Wüthrich am Montag, 16. Mai, 18 bis 20 Uhr. Ausstellung bis 2. Juli.
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liebe baslerinnen und basler, heut abend ist ein besuch im SUD sehr zu empfehlen. denn dort gastiert der new yorker musiker anton sword mit seiner band. anhören kann man sich das hier: http://www.myspace.com/antonsword. im berner café kairo wusste die band bei ihren bisherigen auftritten jeweils viel freude zu bereiten.
Witaj Pawel
Od kilku lat sledze Twoja droge artystyczna (za posrednictwem ojca). Przyznaje, ze jestem pod wrazeniem. Oczywiscie jedne prace podobaja mi sie bardziej a inne mniej, ale jest to wynikiem roznicy wieku i postrzegania sztuki. Studio na zdjęciu jak u kazdego artysty – nie szokuje ani nie powala. Pawel – trzymaj tak dalej, bedziesz WIELKI !!!!!!!!