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«I come to your show and bring seven friends along» – We Loyal in New York

Luca Bruno am Mittwoch den 4. Mai 2011
We Loyal

We Loyal: Ben Kuster, Sandro Simon, Fabian Trümpy, Elvis Presley (v.l.n.r.)

Die Instrumente packen und verreisen. Viele Schweizer Bands träumen davon, wenige tun es. Und noch bevor man zum ersten Mal einen Fuss auf eine ausländische Konzertbühne setzen konnte, ist der Drummer aus der Band ausgestiegen, da er sich nun doch auf sein Studium konzentrieren möchte, der Sänger will mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen, und für die Gitarristin war Musik «sowieso nie so wichtig».

Die Basler Band We Loyal sind das perfekte Gegenbeispiel dafür. Bereits für die Aufnahmen ihrer Debüt-EP wagte das Trio den Schritt nach Liverpool, und diesen Februar verknüpfte man eine New York-Reise mit einer eigenen Konzerttour. Wir haben mit Sandro Simon, dem Sänger und Gitarristen der Band, über Eindrücke, Erfahrungen und Ambitionen gesprochen…

«We Loyal In New York» Wie kam es dazu?
Sandro Simon, We Loyal: Wir hatten Lust, New York und seine Musik zu erkunden. Ziemlich bald kam daher die Idee, das Ganze mit eigenen Konzerten zu verbinden.

Als Band habt ihr vor dieser Tour noch nie einen Fuss nach Nordamerika gesetzt, trotzdem konntet ihr im «Big Apple» an mehreren Abenden Konzerte spielen. Wie genau habt ihr das hinbekommen?
Wir haben Michael Lerner (The Antlers), Cédric Streuli (Buvette) und Marcel Gschwend (Bit-Tuner) um Club-Tipps gebeten. Ausserdem hat uns Heidi Ferrell (Rain Machine) eine Show gebucht. Mit allen haben wir bereits hier in der Schweiz gespielt und Kontakt gehalten. Man muss sich nur trauen, Leute um Rat zu fragen und Clubs anzuschreiben, auch wenn es etwas Überwindung kostet.

Stimmt die Behauptung, dass Schweizer Bands in New York nicht mehr als kleine Fisch in einem riesigen Teich sind? Wie wurden eure Konzerte wahrgenommen?
Das Publikum und andere Künstler reagierten auf unsere Shows sehr positiv – wenn auch teilweise etwas abgeklärt. Wir gingen gegenüber den anderen Bands auch nicht unter, wie wir es zuerst etwas befürchtet haben. Und ob Schweizer oder Schweden, das spielt in New York eigentlich nur bedingt eine Rolle, denn wer ist schon wirklich von da?

“New Gold” (Live im Goodbye Blue Monday, New York)

Inwiefern unterscheidet sich der Musik- und Konzertalltag in New York vom Alltag in der Schweiz?
In New York sind persönliche Beziehungen nochmals wichtiger als hier, weil unglaublich viel los ist und alle immer irgendetwas am Laufen haben. Hier wird keiner innerhalb von 14 Tagen zum Star, dementsprechend bringst du in erster Linie jemanden durch persönlichen Bezug oder Zufall zu deiner Show. Auch einzelne Pressestimmen, wie wir sie hatten, nützen da nur bedingt. «You came to my party, so I come to your show and bring seven friends along», sagte eine unserer Begegnungen.

Tourplakat Maya Goepfert

Tourplakat (von Maya Goepfert)

Vieles ist schnell «amazing» und genauso schnell aber wieder vergessen. Für uns verbindliche Schweizer ist das manchmal schwierig, aber wenn jemand nicht an deine Show kommt, dann ist er vielleicht bei einem der 3 anderen Events, bei denen er vorher noch vorbeischaute, hängengeblieben und denkt sich wohl, dass du sowieso die ganze Zeit Shows in New York spielst.

Musik und Konzerte sind in New York etwas Natürliches, Alltägliches. Jeder macht Musik oder betätigt sich sonst auf eine andere künstlerische Weise. Dafür gibt‘s dann auch keine Fragen im Stil von «spieled ihr au eigeni Stückli?». Da haben uns aber bereits die Erfahrungen aus Liverpool rund um die Aufnahme unserer «Obstacles» EP ganz gut darauf vorbereitet. Und wie damals in England haben wir eine grosse, uns hier manchmal fehlende Offenheit und Neugierde uns gegenüber empfunden, die öfters auch über die «amazing»-Phase hinaus Bestand hatte, so dass einige (musikalische) Freundschaften entstanden.

Und eure wichtigsten Begegnungen während eurer Zeit in New York?
Das herzliche Wiedersehen mit Kyp Malone (TV On The Radio/Rain Machine), die Gespräche und die Jam Session mit Brian Aiken (Suckers), die Begeisterung der Bands Chica Vas und Hard Nips, die uns im Freudentaumel zu ihrem SXSW-Showcase einluden, der Austausch mit Marcel Gschwend (Bit-Tuner) und Andreas Ryser (Filewile), die einen Atelieraufenthalt in NYC gewonnen hatten, sowie der Kontakt mit all den anderen Menschen, die in New York ihr Glück versuchen – mal mehr und mal weniger erfolgreich.

Auf welche Weise habt ihr als Band von der Erfahrung «New York» profitiert?
Raus aus seinem gewohnten Umfeld zu gehen – egal ob für Konzerte oder Aufnahmen – verändert gemäss unserer Erfahrung das «musikalische Weltbild». So klingen «We Loyal» heute unter anderem so, weil wir in Liverpool mit spannenden, «anderen» Menschen gearbeitet und aufgenommen haben und dadurch anfingen «outside the box» zu denken. Auch New York wird wohl seine Spuren hinterlassen: Wir hatten zum Teil keine Backstages, Soundchecks, Gagen oder Nachtessen, wie wir es hier gewohnt sind. Solche Erlebnisse holen einen wieder ein bisschen runter und schweissen zusammen. Das Musikerleben bedeutet auch Verzicht und für viele Schweizer Bands ist das wohl so eine Sache…

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Ein Kommentar zu “«I come to your show and bring seven friends along» – We Loyal in New York”

  1. Gregory sagt:

    Es freut mich sehr, dass drei junge Musiker den Sprung über den grossen Teich geschafft haben.
    Respekt und alles Gute für die Zukunft.

    Gruss