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Partnerprojekte und kuratierte Zimmerpflanzen

karen gerig am Samstag den 22. Januar 2011

Was geschieht, wenn man zwei Künstler zusammen eine Ausstellung kreieren lässt, die sich vorher nie gesehen haben? Im Idealfall ein interessanter Dialog, im schlimmsten Fall eine Soloshow, weil die Künstler sich nicht auf ein gemeinsames Konzept einigen können.

Das Erdgeschoss des Hauses an der Kannenfeldstrasse 23 beherbergt eine kleine Ladenfläche, rund fünf auf fünf Meter. Darin hat sich der Ausstellungsraum deuxpiece eingerichtet. Deuxpiece entstand ursprünglich im Jahr 2009 als Projekt der damaligen Kunststudentin Noëmi Denzler und ihrem Kollegen Pedro Wirz. «Es war angedacht als Nomadenprojekt», erzählt Wirz. «Wir wollten jeweils zwei Kunstschaffende zusammenbringen und durch deren Dialog möglichst spannende Ausstellungen generieren.» Die erste Schau fand im September 2009 in eben diesem Raum an der Kannenfeldstrasse statt, der Südkoreaner Wonho Lee traf dort auf den Deutschen Benjamin Bronni. «Warum genau hier?» fragt Wirz. «Das war ein Glücksfall, das Haus gehört Noëmis Eltern und der Laden stand gerade leer.»

Noëmi Denzler studierte damals in Stuttgart an der Akademie der bildenden Künste und war für ein Austauschjahr zurück in Basel, wo sie herkommt. Am hiesigen Institut für Kunst traf sie Pedro Wirz, der damals zusammen mit Raphael Linsi das «Wirtshaus» im Kunstraum Schalter betrieb – ein Projekt, das gerade seinem Ende entgegenging. Die Lust auf ein weiteres Offspace-Projekt verband Wirz und Denzler, und sie entwickelten gemeinsam das deuxpiece-Konzept. Weil Pedro Wirz aber gleichzeitig zusammen mit Raphael Linsi, Claudio Vogt und Tilman Schlevogt ein weiteres Kuratorenprojekt namens «The Forever Ending Story» ins Leben rief und dieses bald sehr professionell zu laufen begann und dementsprechend viel Zeit beanspruchte, sah Wirz sich gezwungen, Anfang 2010 aus dem deuxpiece auszusteigen.

Blick in die Ausstellung von Pedro Wirz im deuxpiece.

Noëmi Denzler machte daraufhin allein weiter, zuerst mit zwei Ausstellungen in Stuttgart. Seit einem Jahr jedoch ist sie zurück in Basel, und der Raum nahe des Kannenfeldplatzes ist inzwischen zum festen Standort geworden. Dank Unterstützungen des Kantons, des Migros Kulturprozent und der Ernst-Göhner-Stiftung kann sie einen regelmässigen Betrieb aufrechterhalten: Jeden Monat öffnet sie den Ausstellungsraum für eine dreitägige Schau.

Heute Abend eröffnet im deuxpiece die achte Ausstellung. Eingeladen hat Denzler dafür ihren alten Partner Pedro Wirz sowie eine Künstlerin aus Lausanne. Doch zum ersten Mal scheitert das Konzept des Ausstellungsraums, denn Wirz und seine zugeteilte Mitstreiterin wurden sich nicht einig. Wirz stand plötzlich allein da und bestreitet nun die Ausstellung als Soloshow. «Für mich ist das natürlich nicht schlecht», sagt er mit einem Lachen. «Und dass etwas schief gehen kann, das gehört einfach dazu.» Noëmi Denzler kann diesen Umstand auch als Testlauf sehen: Im Februar nämlich endet das Partnerkonzept des deuxpiece. Künftig will sie sich auf Soloshows konzentrieren, zumindest von März bis November 2011. Bei der Planung wird ihr ausserdem neu ein ganzes Team zur Seite stehen. «Die eingeladenen Künstler und Künstlerinnen sollen sich mit dem Raum an der Kannenfeldstrasse auseinandersetzen», erklärt Denzler. Mit einem Raum, der nicht dem Ideal eines White Cube entspricht, sondern weiss getünchte Holztäferwände hat, eine grosse Fensterfront und einen schwarzen, dominierenden Holzofen.

Im Moment gerade ist Pedro Wirz noch dabei, die Fensterfront mit Matratzen und Tüchern abzudichten. Das Resultat soll an die konkrete Kunst erinnern, an Mondrian etwa. Momentan sieht es auch etwas nach Rothko aus. Wirz beschäftigt sich gerne mit kunsthistorischen Vorbildern, stärker aber noch mit dem Kunstsystem. Für seine «Curated Sculptures» etwa lädt er Kuratoren dazu ein, eine Skulptur zu gestalten, kehrt so das gängige System um. Die schnelle Form davon sind die «Studies for curated Sculptures»: Kuratoren wählen ihre Lieblingspflanzen, die der Künstler dann in geeigneter Form installiert. Was lag näher, als für die jetzige Ausstellung Noëmi Denzler zu fragen? Diese mag eigentlich keine Zimmerpflanzen: «Gemüse wär mir lieber gewesen», sagt sie. Doch in dieser Jahreszeit eine Tomatenstaude zu finden, stellte sich als unmöglich heraus. Pedro Wirz wusste aber auch mit den Ersatz-Orchideen was anzufangen. Was, kann man dieses Wochenende sehen.

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