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Der «King» ist zurück in Basel

Joel Gernet am Freitag den 25. Februar 2011

Sechs Jahre lang hatte der Basler HipHop-Pionier DJ Ace seiner Heimatstadt den Rücken gekehrt, um in New York, Istanbul und Zürich seine Karriere voranzutreiben. Seit Januar 2011 ist der «King of Kings», wie sich der 36-Jährige gerne nennt, nun zurück am Rheinknie (zum King gekrönt wird in der HipHop-Szene, wer seinen Status durch Fleiss und Können erarbeitet hat). Diesen Samstag startet Ace seine neue Party-Reihe «Hip-Hop Hurraaayyy!!!» im Singerhaus am Marktplatz.

«Basel kunnt mr grad sauguet yyne», sagt DJ Ace im Gespräch mit Schlaglicht. Soeben ist der schweizerisch-türkische Doppelbürger von einem DJ-Auftritt aus Hongkong zurückgekehrt, wo er «die Masse rocken konnte». Sich in einer neuen Umgebung durchzusetzen, ist für DJ Ace kein Problem – im Gegenteil. Der Basler sucht die Herausforderung. Mit seinem ausgeprägten Selbstbewusstsein, seiner Rastlosigkeit und seinem Geschäftssinn hat es der DJ bis nach New York gebracht. Dorthin hat es den Basler 2005 verschlagen, nachdem er in der Schweiz mit «Jetzt Ich!» sein erstes Album als Beat-Produzent veröffentlicht hat. «Damit habe ich hier meine Kindheitsträume alle verwirklicht», sagt DJ Ace, der zwischen 1996 und 1998 drei mal in Folge Schweizer DMC-Champion wurde – also DJ-Schweizermeister (1989 hat übrigens ein gewisser DJ Bobo gewonnen).

«Stillstand bedeutet Rückschritt», heisst es in der Ace-Biografie. Und da DJ Ace 2005 in der Schweiz alles erreicht hatte, was er wollte, wagte er den Schritt nach New York, den Ursprungsort der HipHop-Kultur. Zunächst hatte es der Basler dort aber nicht leicht. «Niemand wartet in New York auf einen europäischen DJ, erst recht nicht auf einen Weissen – da wirst du abgestempelt als Vanilla Ice», erklärt Ace. Damit habe er aber gut umgehen können, schliesslich sei er ja nicht an den Big Apple gereist, um Freunde zu finden. Dass er schlagfertig ist, bewies Ace in NY dann bei einem DJ-Auftritt, an dem D.I.T.C.-Legende Lord Finesse am Mikrophon eine abschätzige Bemerkung über den Basler fallen liess – worauf Ace den Rapper mit seinem Sound übertönte und ihm so das Wort abschnitt. «Danach wusste er, wer ich bin», sagt DJ Ace mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

Neben diversen Bookings als DJ konnte der 36-Jährige die Radioshow «New York Style» bestreiten – zusammen mit Stik-E & The Hoods aus dem Umfeld der Brüll-Rapper M.O.P., mit denen DJ Ace 2007 auf Tournee gehen konnte. Im selben Jahr meldete sich Columbia Records beim Basler, mit dem Wunsch, ihn zu managen. Das Label bescherte Ace den Höhepunkt seines NY-Trips: Er durfte das Mixtape zum neuen Album von Kelly Rowland (Destiny’s Child) mixen und mit eigenen Beats anreichern. Das Resultat dieses Mixes soll dem Vater und Manager von Rowlands Destiny-Child-Kollegin Beyoncé so gut gefallen haben, dass dieser DJ Ace unter seine Fittiche nehmen wollte. «Doch Columbia gab meinen Kontakt nicht weiter und erzählte mir erst später davon», erinnert sich Ace. Nach dieser Erfahrung war für ihn bald klar: «Hier habe ich das Maximum erreicht, es ist Zeit weiterzuziehen».

Sommer 2009: DJ Ace legt im Supperclub in Istanbul auf.

DJ Ace legt im Supperclub in Istanbul auf.

Auf drei Jahre USA folgte ein Zwischenjahr in Zürich. Dann ging es 2009 weiter nach Istanbul. Doch sowohl privat als auch als DJ lief es Ace in der Türkei nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Also baute sich der Basler vor Ort ein eigenes Studio auf und produzierte Lieder im Stil der 70er-Jahre-Klassiker aus der Türkei. Mit dem türkischen Rap konnte sich DJ Ace nicht anfreunden – ganz im Gegensatz zum Fussballclub Fenerbahce Istanbul, für den er 2009 eine Club-Hymne produzierte, die auch im Stadion gespielt worden sei. Nach rund einem Jahr ging es vom Bosporus zurück nach Basel.

25 Jahre nachdem aus Arsal Caglar der berüchtigte DJ Ace wurde und sechs Jahre nach seinem Weggang, schliesst sich nun also der Kreis: Was für den Teenager Anfang der 90er Jahre hinter den Plattenspielern an den ersten HipHop-Jams in den Jugendhäusern Gundeli, Birsfelden oder Bachgraben begann, findet jetzt seine Fortsetzung im Singerhaus. Natürlich, eine 2011er-Rapparty kann schlecht verglichen werden mit einem HipHop-Jam aus der Zeit, in der die Basler Szene noch in den Kinderschuhen steckte (Adidas Superstar oder Puma States – mit breiten Schuhbändeln, versteht sich) und bei jedem Event neben Rappern und DJs auch die Breakdancer und Graffiti-Sprayer zum Zuge kamen.

Aber wer die Karriere von DJ Ace unter die Lupe nimmt und auch nur über einen kleinen Funken Liebe zu HipHop verfügt, wird zwangsläufig nostalgisch. Und als Basler B-Boy ist man typischerweise traditionsbewusst. Da ist es sicher auch keine schlechte Idee, dass Ace seine neue Partyreihe mit dem altbewährten Schlachtruf «Hip-Hop Hurraaayyy!!!» betitelt. Geboten werden der Partycrowd am Samstag Untergrund-Banger und Party-Hits – und natürlich Rapklassiker aus den 90er-Jahren (kommt in Basel immer gut an). «Der historische Bezug zur HipHop-Kultur ist wichtig», sagt Ace, «gerade in Basel, wo die Leute was im Kopf haben».

Als Appetizer gibts hier den 65-Minuten-Mix der aktuellen DJ Ace Radioshow.
DJ ACE Show Week 08 2011 by DJ ACE

Hip-Hop Hurraaayyy!!!
Samstag, 26. Februar, 22:00 – 04:00 Uhr, Singerhaus, Basel
Mit: DJ Ace (Kings Organisation), DJ Tray (UCM) und DJ Giddla (TNN)
Special: Live Video-Clip-Shooting von Makale
Eintritt: CHF 20.- inkl. CD-Album
Alter: Jungs ab 21, Mädels ab 18 (Ausweispflicht!)

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7 Kommentare zu “Der «King» ist zurück in Basel”

  1. Ueli-Paul-Roland sagt:

    BAZ verkommt zu einem Faschoblättchen.

    • Joel Gernet sagt:

      Geschätzter Ueli-Paul-Roland…mich würde wirklich einmal interessieren, wie Sie ihre gewagte These (Rap = Fascho = BaZ = Fascho) begründen. Beste Grüsse und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

  2. Marc sagt:

    Weisst du, dieser ACE hat eine Glatze 😉

  3. Marc Urs Schmassmann sagt:

    Beachtet diesen Ueli-Paul-Roland nicht! Der will nur Aufmerksamkeit…
    Gäll du Ueli!!!!!

  4. sirbumpalot sagt:

    Was ist eigentlich unterdessen mit seinem Laden passiert? Seit ich dort immer dem Verkäufer erklären musste, was ich suche, bin ich nicht mehr hingegangen. Gibts den Laden noch?

  5. Lord Finesse sagt:

    Ich dachte immer, “Kings” sei nur eine spezifische Statusbezeichnung für in der Graffiti-Szene, die man sich über Jahre erarbeiten muss (was ACE zweifellos gemacht hat). Dass man diesen Status auch in der gesamten HipHop-Szene erreichen kann, ist mir neu. Und auch falls dem so ist, finde ich es höchst fragwürdig, dass ein Blog einer seriösen Zeitung eine Einzelfigur wie ACE nur aufgrund einer neuen Partyreihe so gross aufzieht. Gut, auch ihr braucht Inhalte und er die Promo. Trotzdem frage ich mich wirklich, ob diese ein wenig fragwürdige Ansammlung von “urban legends” wie die Finesse-Geschichte (Entschuldigung, aber im Vergleich zu Lord Finesse ist ACE etwa so legendär wie Marco Streller zu Maradona), der angebliche Columbia-Plattenvertrag (im Nachhinein erfahren) oder die Fenerbahçe-Hymne (auch schon im Stadion gespielt) dem “King” eher schaden oder nützen. Und was sie mir als kulturinteressierten und HipHop-affinen Leser bringen sollen, bleibt mir schleierhaft. Man hat das Gefühl hier würden irrelevante Informationen unverifiziert ins Netz publiziert. Und was erfährt man schlussendlich: Dass es im Singerhaus eine neue Partyreihe gibt, dass Rapklassiker aus den 90ern in Basel gut ankommen (obwohl ich selbst diesen Sound auch mag, zeigt es auch eine konservative Haltung, die leider dem gesamten Basler Nachleben in den letzten Jahren mehr geschadet als genutzt haben) und schlussendlich: Dass der historische Bezug zur HipHop-Kultur in Basel wichtig ist, da hier die Leute was im Kopf haben (Zitat ACE). Was denn bitte schön? Weil nicht intelligente Leute die Geschichte verneinen und es deshalb nicht nötig haben? Oder weil man in Basel alles Neue scheut? Oder weil hier alle an raphistorisch begründeter Amnesie leiden? Bitte nächstes mal ein bisschen weniger Belanglosigkeit, dafür mehr Inhalt. Eine Figur wie ACE, die schon so lange im Business ist, hätte weiss Gott interessantere, persönlichere Geschichten zu erzählen, zum Beispiel, wie man sich als No Name-Schweizer in Millionenstädten über Wasser halten kann (ich kenne es, lebte selbst 3 Jahre in den USA), wie es ist, zu scheitern oder wie es ist als Schweizer türkischer Abstammung wieder in der Türkei zu leben. Psychologisch interessantes halt, die mal etwas anderes von ACE vermitteln als das “DMC Champ hier, New York da”-Businessman-ACE-Bild. Aber schlussendlich kann man ja alles mit Gold übersprayen bzw. crossen. Auch Worte.