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«Die BScene hat an Bedeutung gewonnen»

Luca Bruno am Donnerstag den 14. März 2013

Siebzehn Jahr, Blondes Haar… Dieses Wochenende, am 15. und 16. März 2013, geht das Basler Clubfestival BScene zum siebzehnten Mal über die zahlreichen Bühnen der Stadt. Einmal mehr geben sich also neue und alte Bekannte während zwei Tagen die Ehre und zeigen dabei die Basler Musikszene von ihrer hoffentlich besten Seite.

Viel haben wir in den letzten beiden Jahren über die BScene geschrieben. Höchste Zeit also, dass auch die Organisatoren einmal zur Sprache kommen dürfen. Deshalb standen uns Christoph Meneghetti, Präsident der BScene, und Jennifer Jans, Programmverantwortliche des Festivals, in einem längeren Gespräch Red und Antwort. Sie gewährten dabei einen ausführlichen Einblick hinter die Kulissen des Festivals…

BScene 2012: Jaro Milko & The Cubalkanics in der Kuppel. (Foto Dominik Plüss)

BScene 2012: Jaro Milko & The Cubalkanics in der Kuppel. (Foto Dominik Plüss)

Wo beginnt die Organisation einer BScene?
Christoph Meneghetti: Am Anfang einer jeden Ausgabe steht immer die Frage, wie gross die diesjährige BScene werden soll. Sobald wir dies festgelegt haben und somit wissen, welche Grössen von Clubs wir benötigen, beginnen wir damit, die jeweiligen Lokalitäten anzuschreiben. Wir sprechen uns dabei logischerweise schon weit im Vorfeld des Festivals mit den jeweiligen Clubs ab, damit sich diese das Datum des Festivals reservieren können. Über die Jahre sind zahlreiche freundschaftliche Beziehungen entstanden und dank eines intensiven Feedback- und Debriefing-Prozesses kommt es relativ selten vor, dass Clubs kein Interesse an einer Zusammenarbeit zeigen. Schliesslich darf auch nicht vergessen werden, dass die BScene für die teilnehmenden Clubs auch eine Möglichkeit sein kann, Publikum zu erreichen, welches an den anderen 51 Wochenenden des Jahres vielleicht nie bei ihnen vorbeischauen würde.
Neue Räume gehören im Idealfall dazu und trotzdem könnten wir nie eine BScene organisieren, die sich ausschliesslich aus Lokalitäten zusammensetzt, welche im Vorjahr nicht dabei waren. Die Frage, welche Clubs wir unbedingt dabei haben müssen, um das aktuelle Ausgangsverhalten der Stadt optimal wiederspiegeln zu können, stellt sich für uns aber jedes Jahr wieder aufs Neue. Selbstverständlich würden wir auch sehr gerne vermehrt kleinere und speziellere, beziehungsweise temporäre, Lokale mit ins Programm nehmen, wollen aber nicht vor bewilligungstechnische Probleme gestellt werden. Dass wir letztes Jahr mit der Jägerhalle in die Falle getappt sind, war uns Warnung genug…
Jennifer Jans: Der Inhalt des Programms ist natürlich ebenfalls äusserst zentral. Wichtig ist es, beim Aussuchen der Bands möglichst viele verschiedene Musikstile zu berücksichtigen. Schliesslich soll von allem, was das Publikum interessiert, ein bisschen was dabei sein. So haben wir dieses Jahr zum Beispiel das Hirscheneck wieder dabei, womit es also endlich auch wieder einen Metalabend geben wird. Klingende Namen sind wichtig, um einen Grossteil des Publikums von einem BScene-Besuch überzeugen zu können. Wobei ich auch denke, dass es ebenfalls einen kleinen Teil gibt, der in erster Linie wegen dem Festival an sich und nicht etwa wegen den Bands an die BScene geht.
Meneghetti: Es existieren bekanntlich verschiedene Arten von Festivalbesuchern, was für uns auch immer eine organisatorische Herausforderung darstellt: Es gibt solche, die komplettes Vertrauen in die Programmierung haben und sich auf das Programm eines Abends einlassen, auch wenn sie nicht genau wissen, was sie erwartet, und dann gibt es wiederum solche, die sich ihr Programm um einen einzigen Act, den sie unbedingt sehen wollen, herum zusammenstellen. Und dann gibt’s natürlich noch diejenigen, die sich ein wirklich detailliertes Programm erstellen und dann in jeder Pause aufs Velo steigen und quer durch die Stadt fahren.
Unser Ziel ist es jedenfalls, die Leute dazu zu animieren, ihren Abend bereits im Voraus zu planen. Dieses Jahr haben wir uns dafür etwas Neues ausgedacht: Das Soundposter, eine Webseite mit integrierter Kartenapplikation, welche Karte, Programm und Audioplayer in einem vereint. So kann sich jeder bereits im Vorfeld auf möglichst einfache Weise geographisch orientieren und sich sein persönliches Programm zusammenstellen.

Wie transparent ist die Selektion der schlussendlich auftretenden Bands?
Jans: Sehr transparent.
Meneghetti: Wir haben eine Programmjury zusammengestellt, die ein möglichst breites Bild der Basler Musikszene abdecken soll. Ausserdem existiert ein online abrufbares Juryreglement, in welchem klar definiert ist, wie die Jury zusammengestellt wird, wie sie arbeitet und welche Grundsätze sie dabei befolgt.
Jans: Bands, welche nicht für das finale Programm selektiert werden, werden darüber informiert und wir bieten all jenen, die sich beworben haben, an, sich ein Feedback einzuholen. Auch dieses Jahr haben wieder einige «Abgewiesene» davon Nutzen gemacht.

Das «Sprungbrett», lange Zeit eine Institution der Basler Musikszene, musste letztes Jahr aufgrund immer weniger Anmeldungen und gleichzeitig schwindendem Zuschauerzuspruch die Segel streichen. Steckt die Basler Bandlandschaft in einer Krise? Und wie steht es um die BScene?
Meneghetti: Seit etwa drei Jahren hat sich die Anzahl Bewerbungen bei zirka 300 eingependelt.
Jans: Dabei muss erwähnt werden, dass wir im Vergleich zur letztjährigen Ausgabe dieses Jahr zwar weniger Anmeldungen erhalten haben, was aber wohl vor allem damit zusammenhängt, dass wir uns heuer strikt an die einmonatige Bewerbungsfrist gehalten und diese nicht wie in vergangenen Jahren noch um einen zusätzlichen Monat verlängert haben.
Meneghetti: Die Anzahl Bewerbungen nach einem Monat ist jedenfalls vergleichbar mit derjenigen der vergangenen Jahre. Sowieso finde ich es persönlich eher schwierig, ein qualitatives Urteil über die Basler Musikszene zu fällen. Was ich jedoch immer wieder beobachte, ist diese Wellenbewegung, mit welcher regelmässig neue Bands angeschwappt werden und die ebenso schnell Panik auslöst, wenn nicht genauso plötzlich noch weitere, neue und aufregende Namen in der Szene auftauchen. In den letzten Jahren waren das beispielsweise zuerst Mañana und The Bianca Story, später dann Venetus Flos und We Loyal, welche automatisch diese fordernde Haltung nach «mehr» ausgelöst haben. Ich wäre somit eher vorsichtig damit, der Basler Musikszene eine Krise herbeizuschreiben – viel eher hängt das wohl mit der eigenen Ungeduld zusammen.
Jans: Ich habe das Gefühl, dass Bands früher vielleicht etwas ambitionierter waren und sich mehr Zeit genommen haben, um an ihrer Musik zu schleifen – was sicher auch mit den vereinfachten technischen Möglichkeiten zusammenhängt. Heutzutage kann man seine Songs in Eigenregie aufnehmen und erreicht damit problemlos einen gewissen Qualitätsstandard, womit sich die einen oder anderen halt ein bisschen zu schnell zufrieden geben…

BScene '13: Alle Informationen im Überblick.

Meneghetti: Als ich vor einigen Jahren noch selbst für das Programm verantwortlich war, hatten wir jedes Jahr zahlreiche Bands, die sich nur mittels sehr rudimentären Demos, aufgenommen meist nur mit einem einzigen, in der Mitte des Proberaums aufgestellten Mikrofons, beworben haben. So etwas gibt es heute eigentlich nicht mehr.
Man müsste vielleicht einmal in den Zeitungsarchiven nachschauen und dieser Frage genauer nachgehen. Ich habe nämlich den Verdacht, dass es sich hierbei ähnlich wie beim Theater verhält: So wird auch dem Theater nachgesagt, dass es sich in einer «konstanten Krise» befindet. Man kann Theaterjournalismus aus dem 19. Jahrhundert lesen und feststellen, dass die damaligen Befürchtungen praktisch deckungsgleich mit denjenigen von heute sind. Die Angst, dass sich Leute von einer Kunstform abwenden, bestand damals wie heute – glücklicherweise scheut sich die BScene nicht vor Veränderungen und wir haben ja jedes Jahr die Chance, neu zu würfeln… Also natürlich nicht vollkommen neu – schliesslich gilt es ja, die Erwartungen der Öffentlichkeit oder unserer langjährigen Partner wie beispielsweise dem RFV, mit welchem wir schon lange zusammenarbeiten, zu erfüllen – aber dennoch haben wir bei der Zusammenstellung der Lineups für die einzelnen Clubs einen grossen Handlungsspielraum. Dazu kommen Specials, Workshops und die ständigen Versuche, unser Publikum noch näher einzubinden, mit denen wir jederzeit neue Möglichkeiten haben, unsere Akzente zu setzen

Die BScene geniesst also nach wie vor einen hohen Stellenwert?
Meneghetti: Es stellt sich die Frage, wie und ob man den Stellenwert eines solchen Events überhaupt messen kann. Fest steht: Vor 2005 wurde die BScene nur jedes zweite Jahr durchgeführt, seither jährlich. In der Übergangsphase wurden abwechselnd eine grosse und eine kleine Ausgabe durchgeführt, mittlerweile ist das Festival aber jedes Jahr gleich gross, wodurch es ganz sicher an Bedeutung gewonnen hat. Und wenn man die positive Rückmeldung in den Medien, das stets positive Feedback der teilnehmenden Bands oder die Anzahl Zuschauer betrachtet, kann man also durchaus feststellen, dass die Bedeutung unseres Festivals auch weiterhin steigt.
Jans: Der Name «BScene» ist auf jeden Fall ein fester Begriff für die hiesige Musikszene und wird in einem Atemzug mit dem JKF oder dem Imagine Festival genannt, wenn es um Plattformen geht, auf denen sich Bands aus der Region in einem grösseren Rahmen präsentieren können.

Der «Popmonster»-Gig an der BScene 1999. (Foto: Tino Briner)

Der «Popmonster»-Gig an der BScene 1999. (Foto: Tino Briner)

Im Gegensatz zum Hip-Hop, welcher durch das «Grand Beatbox Battle» mittlerweile ziemlich gut in die BScene integriert wurde, scheint die elektronische Musik, die sich in dieser Stadt eindeutig im Aufwind befindet, weiterhin eine Art «Stiefkind» des Programms zu sein. Wie sehen die Bemühungen aus, um diesen Missstand zu korrigieren?
Jans: Auch das war eine Diskussion, welche wir im Vorfeld des Festivals intensiv geführt haben. Wir haben uns kurz überlegt, einen Abend zu programmieren, an welchem wir an einen bestimmten Ort ausschliesslich DJs oder zumindest Bands wie LaFayette, die elektronische Musik live spielen, einladen, schlussendlich wollten wir bei der Zusammenstellung des Programms aber nur jene Bands und Musiker berücksichtigen, die sich aus eigenen Stücken beworben haben.
Meneghetti: Früher war es so, dass die BScene ausschliesslich ein Rock- und Indie-Festival war. Das ist mittlerweile natürlich nicht mehr der Fall und trotzdem gibt es wohl noch immer viele Musiker und Bands, gerade diejenigen von elektronischer Natur, die sich von der BScene (noch) nicht angesprochen fühlen.
Jans: Die Zeiten, in denen die BScene nur aus Rock und Indie bestand, sind definitiv vorbei. Wir werden auf jeden Fall weiterhin kommunizieren, dass auch elektronische Musik ihren Platz an der BScene hat. Nächstes Jahr müssen wir vielleicht noch stärker unterstreichen, dass sich gerne auch DJs bewerben können.

Nehmen wir einmal an, dass ein musikliebhabender Investor der nächsten BScene-Ausgabe unlimitierte finanzielle Mittel zur Verfügung stellen würde. Wo würden sie die ersten Hebel ansetzen?
Jans:
Mir gefällt grundsätzlich, wie die BScene aufgebaut ist und dementsprechend würde ich auch nicht allzu viel an ihr ändern. Durch die Tatsache, dass wir aufgrund unserer eher begrenzten finanziellen Mittel dazu gezwungen sind, den Bands eher relativ niedrige Gagen auszuzahlen, hätte ich natürlich nichts dagegen, wenn wir die Bands in diesem Bereich ein bisschen mehr unterstützen könnten.
Meneghetti: Ich würde es gerne ermöglichen, dass jeder BScene-Auftritt zu etwas «Speziellem» wird. Jeder Band die Möglichkeit zu geben, mit einem Orchester ins Studio zu gehen oder von einem Arrangeur einen fünfstimmigen Chorsatz zu erhalten, ist ein Traum von mir. Wir haben dieses Jahr ein Chorprojekt, für welches extra Arrangements geschrieben wurden und für welches zahlreiche Personen grosse Teile ihrer Freizeit geopfert haben – solch punktuelle Projekte können wir uns leisten, aber für das Festival wäre es natürlich noch besser, wenn jede Band, die an der BScene spielt, so etwas Einmaliges machen dürfte. Den auftretenden Künstlern also nicht Geld zum Behalten, sondern zum Ausgeben geben.
Trotzdem: Auch ich möchte den Charakter des Festivals nicht wirklich verändern. Die BScene ist Regional, von Basler Bands für Basler Bands. Es ist für uns wichtig, auch weiterhin so nah bei der Szene zu bleiben, wie wir es jetzt sind – und ich glaube nicht, dass man es mit mehr Geld unbedingt viel besser machen könnte.

BScene ’13: Diesen Freitag- und Samstagabend (15. und 16. März 2013) im bird’s eye, Singerhaus, Parterre, Volkshaus, Hirscheneck, SUD, in der Kaserne, sowie in der Kuppel. Beginn der Sets: jeweils 21:30h, 22:45h, 00:00h und 01:30h. Detailliertes Programm auf der Webseite.

WETTBEWERB: Wir haben zwei Zweitagespässe zu verlosen. Wer also gratis an die BScene will, schreibt uns ein Mail mit dem Vermerk «Clubfestival». Dr Schnäller isch dr Gschwinder.

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