
Get Well Soon: Konstantin Gropper (ganz links im Bild) und seine fünf Mitstreiter (Foto: Simon Gallus)
Im Studio fast ausschliesslich alleine, auf der Bühne dann mit bis zu sechs Mitmusikern, macht Multiinstrumentalist Konstantin Gropper alias Get Well Soon auf seiner aktuellen Europatour nun auch zum ersten Mal Halt in Basel. Die mittlerweile europaweit erfolgreiche Band aus Mannheim bringt ihren Folk-Rock, der irgendwo zwischen Friska Viljor und Efterklang anzusiedeln ist, morgen Freitag, am 25. Januar 2013, in den Rossstall der Kaserne.
Während eines Tourstopps in Brüssel nahm sich Konstantin Gropper nun Zeit, um sich mit uns telefonisch über das bevorstehende Konzert, sein aktuelles Album, italienische B-Movies, Henry Darger und seine Produktionsarbeit für andere Künstler zu unterhalten. Ein Ausflug in den Verstand von jemandem, in dessen Schlafzimmer regelmässig Ideen wie für fiktive B-Movies rund um eine scharlachrote Bestie («The Scarlet Beast O’ Seven Heads», 2012) oder Konzeptalben über den Stoizismus («Vexations», 2010) entstehen…
Ihr aktuelles Album «The Scarlet Beast O’ Seven Heads» widmet sich thematisch ganz und gar dem Weltuntergang. So trägt beispielsweise der zweite Song des Albums den Titel «Let Me Check My Mayan Calendar». Wie enttäuscht sind sie also darüber, dass die Welt am 21. Dezember 2012 schlussendlich doch nicht untergangen ist?
Konstantin Gropper: Gar nicht so sehr. Ich bin eigentlich fest davon ausgegangen, dass da nichts passieren wird. Ich habe das sowieso von Anfang an eher als eine Art Witz verstanden.
Woher kommt dann ihre derzeitige Faszination mit dem Weltuntergang?
Der ernste Hintergrund ist natürlich schon das bisschen Endzeitstimmung in Ökonomie und Ökologie, welches während den letzten zwei Jahren aufgekommen ist. Durch einen künstlerischen Filter betrachtet, gibt das meiner Meinung nach ein sehr interessantes Bild ab. Ausserdem haben sich Themen wie «Weltuntergang» oder «Katastrophen» kunsthistorisch betrachtet ja schon immer als sehr fruchtbar erwiesen. Wenn die Leute Angst haben, neigen sie wohl dazu, alles nochmals zu überdenken…
«Roland, I Feel You», die Leadsingle ihres aktuellen Albums, ist Roland Emmerich gewidmet, der seinerseits in seinen zahlreichen Hollywood-Blockbustern ebenfalls regelmässig den Weltuntergang zum Thema gemacht hat. Das dazugehörige Musikvideo scheint allerdings viel eher von italienischen B-Movies inspiriert zu sein. Wo steht da der Zusammenhang?
Wenn ich meine Alben schreibe, gehe ich in der Regel sehr bildhaft an meine Arbeit heran. Je nach Möglichkeit versuche ich immer, einen Soundtrack für einen imaginären Film zu schreiben. Italienisches Kino, B-Movies und speziell auch Westernfilme hatten musikalisch gesehen einen sehr grossen Einfluss auf das neue Album, was sich somit auch irgendwie im Videoclip hätte widerspiegeln sollen.
Weil das Video noch vor dem Erscheinen des Albums veröffentlicht wurde, war unser Hintergedanke eher, dass der Clip nicht nur speziell diesen einen Song, sondern wenn möglich eben das ganze Album repräsentieren sollte. Ich habe in letzter Zeit bei meinen Videos dem Regisseur [Anm.: Philipp Käßbohrer], der gleichzeitig auch einer meiner besten Freunde ist, immer relativ freie Hand gelasssen. Ich finde jedenfalls, dass ihm die Umsetzung der Themen des Albums sehr gelungen ist.
Ausserdem ist es auch diese Ästhetik zwischen «sehr brutal» und «sehr süss», sowie die wiederkehrende Verwendung von übersättigten Farben, die mich bei diesen B-Movies, speziell den italienischen, schon immer sehr fasziniert haben. Diese Filme können einerseits sehr brutal, gleichzeitig aber auch wieder sehr romantisch sein. Und dazu kommt dann natürlich noch die Filmmusik, die oftmals in einem starken Kontrast zum Geschehen auf der Leinwand steht… Übrigens war die erste Platte, die ich mir überhaupt je gekauft habe, eine von Ennio Morricone. Dieses Album gehört auch heute noch immer zu meinen absoluten Lieblingsalben.
Ist es nur ältere Filmmusik, die sie beim Entstehungsprozess ihrer Musik inspiriert, oder gibt es auch neuere Beispiele, die erwähnenswert sind?
Ehrlich gesagt war ich leider schon seit längerer Zeit nicht mehr im Kino. Spontan fällt mir gerade der Soundtrack zum Scorsese-Film «Shutter Island» ein, den ich als sehr gelungen in Erinnerung habe. Dort wurde allerdings keine Originalmusik, sondern hauptsächlich klassische Musik aus dem 20. Jahrhundert verwendet. Wahnsinnig toll umgesetzt, das Ganze.
Auf «The Scarlet Beast O’ Seven Heads» lassen sich allerdings auch Referenzen abseits der Filmmusik finden. Der Track «Just Like Henry Darger» beispielsweise, der vom Chicagoer Künstler Henry Darger handelt…
Ja, ich war an einer Ausstellung von Dargers Werk und war anfänglich von seinen Bildern, bald aber auch von seiner ganzen Lebensgeschichte äusserst fasziniert. Es ist einfach eine sehr inspirierende Story und ich denke, dass speziell Künstlern seine Lebensgeschichte sehr nahe geht.
Diejenigen, die sich im Referenzdschungel von Get Well Soon verirren, werfen ihrer Musik vor, «zu bemüht» beziehungsweise «zu ernst» zu sein. Wie reagieren sie auf solche Kritik?
Meine Vorgehensweise ist hierbei die Folgende: Ich lese keine Kritiken. Deswegen weiss ich auch nicht, was da so geschrieben wird. Ich habe selbst ja auch nicht wirklich Einfluss darauf, wie meine Musik auf jemand anderen wirkt. Ich kann nur so viel sagen: Ich selber nehme mich eigentlich gar nicht so ernst. Ich würde behaupten, dass in meiner Musik sehr viel Ironie und Humor steckt und ob man diesen Humor jetzt erkennt oder sogar teilt… das ist halt die Frage… Ich habe auf jeden Fall sehr grossen Spass an meiner Musik.
Auch abseits von Get Well Soon sind sie ein vielbeschäftigter Mann. So schrieben sie vor einem Jahr den Soundtrack zur Arte-Serie «Xanadu» und treten regelmässig als Gastmusiker auf Platten anderer Künstler auf. Womit beschäftigen sie sich zurzeit?
Letztes Jahr habe ich für das Stück «Der Meister und Margarita», welches letzten Dezember am Schauspielhaus Frankfurt Premiere feierte, die Musik geschrieben. Ansonsten beschäftigte ich mich momentan gerade mit Produktionsarbeit für andere Künstler. Im Moment arbeite ich gerade am neuen Album von Casper. Und zwar bin ich nicht nur für Arrangements zuständig, das ist so ein richtiges Teamwork-Ding! Was danach so kommt, ist momentan noch völlig offen…
Get Well Soon: Diesen Freitagabend (25. Januar) Live im Rossstall der Kaserne. Doors: 21:00h, Konzert: ca. 21:45h.
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