Das sammeln die Millennials

Ewa Hess am Mittwoch den 20. April 2016

Kennen Sie die Millennials? Das sind die jungen Menschen, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind und jetzt so zwischen 16 und 36 sind. Ihre Gewohnheiten interessieren gerade brennend, denn sie bestimmen bald, was gespielt wird. Und jetzt hat eine grosse Studie in den USA herausgefunden: Millennials kaufen Kunst online! Das Auktionshaus Invaluable hat immerhin 4500 Teilnehmer befragt. Und siehe da: 44 Prozent von ihnen finden ihre Lieblingskunst auf Instagram und Pinterest. Gut, wie könnte es anders sein: Diese Generation verbringt angeblich mehr als 30 Stunden im Monat auf Social-Media-Seiten.

Oh Schreck! Sie gehen also nicht ins Museum und besuchen Galerien online. Was passiert nun angesichts dieser digitalen Ureinwohner mit der viel beschworenen Aura des Originals? Armer Walter Benjamin, der auf die Unkopierbarkeit des Originals pochte, er würde sich im Grab umdrehen. Oder eine neue Theorie verfassen (z. B. «Das Kunstwerk im Zeitalter seiner digitalen Allgegenwart»).

David Shrigley, «Cup of Tea for Sale», (davidshrigley.com)

Beissende Ironie, schwarzer Humor: David Shrigley, «Cup of Tea for Sale», (davidshrigley.com)

Gut, es gibt natürlich Kunst, die sich sehr gut online bewundern lässt. Vor allem, wenn man den Künstler schon etwa kennt und weiss, wie er es in etwa meint. David Shrigley etwa, dessen Zeichnungen immer wie ein leicht zerstreuter Comic daherkommen, ist schnell erfasst, auch via Instagram.

Die Kunst von David Shrigley ist aber nicht so simpel, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag: Seine Witze sind immer leicht daneben und verweigern sich dem grossen Haha. Sie bringen eher Zweifel und Ängste zur Sprache, eine Domäne, die den scheinbar so sorglosen Millennials bestens vertraut ist. Schliesslich starten sie ihre Lebenslaufbahn in einer Welt, in der die omnipräsente globale Konkurrenz schwer auf den Schultern der Newcomer lastet. Anarchisch schwarzer Beinahe-Humor ist genau das, was der Doktor verschreibt, um kurz den Druck zu lockern. Kein Wunder, ist Shrigley unter diesen jungen Sammlern populär. Auf die gleiche Art beliebt ist etwa der New Yorker Kaws, Künstler und Designer, dessen Werke zwischen der Anmutung eines Spielzeugs und einer Comicfigur oszillieren.

Der Star der Online-Auktionspattform Paddle 8: Künstler Kaws, dessen Skulpturen an Charaktere aus Comis erinnern

Der Star der Online-Auktionsplattform Paddle 8: Künstler Kaws, dessen Skulpturen an Charaktere aus Comics erinnern.

Shrigleys Preise bewegen sich zudem in einem erträglichen Bereich – auch das ist für die jungen Sammler wichtig. Denn trotz all dem Gerede von Start-up-Millionären in dieser Generation gehen die Forscher davon aus, dass diese Generation im Schnitt dennoch einen eingeschränkteren Zugang zum Kapital haben wird (das heisst, bevor sie die Milliarden erben, die ihre Eltern angehäuft haben, doch bis dahin kann es noch lange dauern, wenn man die rapid abnehmende Sterblichkeitsrate anschaut). Dennoch werden die Millennials Kunst kaufen, schon allein weil sie an sie glauben. Sie sind in einer Zeit gross geworden, in der alle Märkte ausser dem Kunstmarkt strauchelten. Für sie ist Kunst wie Gold. Und sie benutzen ihre eindrücklichen digitalen Skills, um ihrer habhaft zu werden.

Einer der beinahe täglichen Posts von Chritie's Chef Brett Gorvy auf Instagram.

Einer der beinahe täglichen Posts von Christie’s-Chef Brett Gorvy auf Instagram.

Während also ihre Eltern auf dem Sofa im «Artforum» und den Auktionskatalogen blättern, scannen sie hektisch unzählige Social-Media-Seiten. Instagram ist im Kunstbereich der absolute König (auch Pinterest hat eine gewisse Bedeutung). Erst kürzlich habe ich berichtet, dass Brad Pitt ein Werk von Jean-Pierre Roy erst auf Instagram gesehen hat, bevor er einen schnellen Abstecher an die Armory-Messe machte und es kaufte.

Pitt ist mit seinen 53 Jahren ja kein Millennial, doch die Gewohnheiten der jungen Generation gelten als hip und erweisen sich auch für Ältere als ansteckend. Das weiss zum Beispiel der kluge und sympathische Christie’s-Präsident Brett Gorvy, dessen Beiträge auf Instagram richtige Geschichten erzählen und ihm eine Followerzahl gesichert haben, die im Moment um die 13’000 beträgt. Gorvy muss meiner Einschätzung nach auch etwa um die 50 Jahre alt sein, was wiederum zeigt, dass es nicht immer einen anderen Millennial braucht, um die Millennials zu begeistern.

Ed Atkins: «Recent Oujia», zur Zeit in Amsterdam zu sehen

Die Ästhetik von Videogames bei Ed Atkins: Szene aus dem Video «Recent Oujia», zurzeit in Amsterdam zu sehen.

Natürlich sammeln die Jungen gerne Werke von Künstlern aus ihrer eigenen Generation. Nicht nur, weil sie noch nicht allzu teuer sind, sondern auch, weil sie ihr eigenes Lebensgefühl am direktesten zum Ausdruck bringen.

Nehmen wir etwa Ed Atkins, geboren 1982. Kaum einer der älteren Künstler bringt dieses Post-Internet-Feeling so auf den Punkt wie der Brite. In Atkins’ Videoinstallationen wirkt die Welt der Videogames, Figuren wie aus «Second Life» entsprungen sprechen in Shakespeare-Tonfall. Verachtung der Marktmechanismen und existenzieller Aufschrei einer von der Technik entmachteten Kreatur gehen eine krude, doch sehr intensive Mischung ein, der sich nur wenige entziehen können. Schon gar nicht diejenigen, die dem Diktat des Digitalen schon in der Wiege erlegen sind.

Kolumbianischer Künstler Camilo Matiz macht siech über die Millenials lustig: sein Werk war ein beliebtes Selfie-Hintergrund an der letztjähriger Art Basel Miami Beach

Der kolumbianische Künstler Camilo Matiz macht sich über die Millennials und ihre Second-Screen-Mentalität lustig: Ironischerweise war sein Werk ein beliebter Selfie-Hintergrund an der letztjährigen Art Basel Miami Beach (Instagram/regram @Olivertwisty)

Kunst auf Youtube, auf Instagram, in den Online-Auktionshäusern… Was ist denn nun mit der Aura des Originals? Komplett ausser Kraft gesetzt?

Ja und nein. Erstens glaube ich (sorry, Walter B.), dass die Aura das Physische transzendieren kann. Etwas von der ursprünglichen Ausstrahlung springt auch auf die Reproduktion über.  Es gibt für uns – Millennials oder Babyboomer, ganz egal – nun mal nicht nur eine «echte Welt» oder nur eine «digitale Welt». Es ist ein Mix, und das Hirn ergänzt das jeweils Fehlende.

Darum, hallo Millennials, macht vorwärts, holt euch die Kunst, die euch gefällt, wo immer ihr sie findet. Es macht uns nichts aus, dass ihr im Museum und in der Galerie das Handy zückt. Wie sagt es der kolumbianische Filmemacher und Künstler Camilo Matìz (geboren 1976) – «Make a selfie, fake a life»? Blödsinn! Nein, nein, das hängt doch alles zusammen. Das Leben ist echt, und die Kunst ist es auch. Instagram und Selfie sind nur ein Teil vom Ganzen.

Frauenpower!

Ewa Hess am Dienstag den 12. April 2016

Ich traf schon früh am Nachmittag ein – mitten in der Riesenbaustelle, die sich Zürich-West nennt, liegen die Hallen des Art Dock wie ein grosser bunter Wal auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs. Auf dem Zaun davor prangen die Namen von vielen Künstlern – und von nur ganz wenigen Künstlerinnen. Dafür hängen über dem Eingang zwei kugelrunde blaue Brüste.

Was: Vernissage der Ausstellung «Frauenpower», 100 Jahre (1916–2016), 144 Zürcher Künstlerinnen, noch bis 18.8., Mo–Fr 12–20 Uhr, Sa + So 10–18 Uhr
Wann: Samstag, den 9.4., 15–20 Uhr
Wo: Art Dock, Hohlstrasse 258–260, Zürich

Private View

Schon vor dem Eingang wird klar, dass es um Frauen geht (ein Werk von Lilian Hasler).                     Fotos: Ewa Hess

Als Bice Curiger später die Eröffnungsrede der Ausstellung «Frauenpower» hält und den Chef des Art Docks, Ralph Bänziger, einen «grossen bärtigen Feministen» nennt, gibt es Gelächter. «Ich bin doch ein Macho», korrigiert der 75-jährige Architekt, dessen unermüdliches Engagement den Ort überhaupt möglich macht und dem so viele Getreue an diesem Nachmittag gefolgt sind, um die lokale Kunst zu feiern. Diesmal ganz im Zeichen des XX-Chromosoms.

Ralph Bänziger hält die Büste von Helen Dahm hoch, Bice Curiger spricht über «Frauenpower»

Ralph Bänziger hält die Büste von Helen Dahm hoch, Bice Curiger spricht über «Frauenpower»

Kürzlich hat ja die «New York Times» die Xenix-Bar zur hipsten Bar Zürichs erklärt (Kollegin Meier hat auf Watson.ch berichtet). Art Dock müsste in der gleichen Logik zur coolsten Galerie der Stadt proklamiert werden, da es sich dabei ebenfalls um eine authentisch ungezähmte Stätte der Urbanität handelt, die sich dem Diktat der neoliberalen Stromlinienförmigkeit komplett entzieht.

Art Dock

Authentisch ungezähmt: ein Zuhause der Zürcher Kunst am Fuss des Prime Tower

Als Erstes treffe ich den Kultfotografen Willi Spiller. Er blickt in den langen schmalen Raum im hintersten Raum der Halle, wohin die von den Art-Dock-Aktivisten Fritz Billeter und Ralph Bänziger geretteten Nachlässe des Zürcher Bildhauer-Paars Otto Müller und Trudi Demut für die Zeit der Wechselausstellung hingeschoben worden sind. Es sieht fantastisch aus – die grossen und kleinen Müller-Köpfe so eng aneinandergestellt, der grosse geheimnisvolle Raum voller Kunst.

Vernissagenbesucher Manon (ganz links mit brille), Willi Spiller (vor einem Bild von Chantal Wicki) und ein Werk von XY

Vernissagenbesucherin Manon (ganz links mit Brille), Fotograf Willi Spiller und ein Werk von Marlyse Brunner.

«Stell dir vor», sagt Willi, «ohne Art Dock wäre das alles vielleicht im Hagenholz gelandet» (das ist die grosse Zürcher Kehrichtverbrennungsanlage). Tatsächlich gilt offensichtlich in Zürich nicht anders als anderswo die Maxime, dass keiner im eigenen Einzugsgebiet für einen Propheten gehalten werden kann. Und anlässlich der aktuellen Schau zeigt sich: vor allem keinE für eine Prophetin.

Objekte von XY, Vernissagengäste, der «Schienensaal»

Objekte von Barbara Roth, Vernissagengäste, der «Schienensaal»

Weil, meine Damen und Herren, schliesslich schreiben wir das Jahr 2016, und die Sache mit der Frauenemanzipation ist eigentlich längst gegessen. Und doch, wie will man es sich erklären, dass hier im wilden Art Dock, zwischen den rostigen Schienen und der grossen Baugrube des vielleicht bald schon hier stehenden Justiz- und Polizeizentrums ein Kontinent an Zürcher Frauenkunst wie aus dem Nichts auftaucht? Wieso erst jetzt?

Werke von Jenny Losinger-Ferri (links), Noomi Gantert (Mitte) und Barbara Hée

Werke von Jenny Losinger-Ferri (links), Noomi Gantert (Mitte) und Barbara Hée

Es kommt einem ein bisschen vor wie an dieser Biennale Venedig, als Harald Szeemann die ganzen Chinesen aus dem Ärmel geschüttelt hatte und alle staunten: Wo kommt denn das alles plötzlich her? (Es kam aus der Sammlung Sigg, weiss man jetzt, aber das tut hier nichts zur Sache). Meine Damen, was gab und gibt es in Zürich für tolle Künstlerinnen!

Der Nachlass von Otto Müller, links eine büste vom Schriftsteller Paul Nizon

Der Nachlass von Otto Müller, rechts eine Büste vom Schriftsteller Paul Nizon

Allein die Bildhauerinnen füllen Bände: Nebst der Quasi-Hausherrin hier, also Trudi Demut, noch Annemie Fontana, Marianne Olsen, Rosa Studer-Koch, Irene von Moos, Nelly Bär, Ellen Weyl-Bär, Isabelle Waldberg-Farner, Hermana Mörach-Sjövall, Alice Schenk, Liliane Csuka … Brauchen Sie mehr Namen? Es gibt mehr. Die Ausstellung im Art Dock sollte flugs zur Schulpflicht erklärt werden.

Otto Müllers Nachlass schaut vom Rande zu, Svelana Hanselmanns malerische Installation über den alten Schienen

Otto Müllers Nachlass schaut vom Rande zu, Svetlana Hansemanns malerische Installation über den alten Schienen.

Gut, der Name «Frauenpower» ist … wie soll man sagen … ein bisschen antiquiert? Die Organisatoren selber hadern etwas damit. Denn «Frauenpower», das klingt nach einem esoterischen Feminismus der ersten Stunde und entlockt, wie Isolde Schaad in einem schönen Einführungstext schreibt, der jüngeren Frauengeneration höchstens ein breites Gähnen. Frauenpower ist heute etwas, das nicht mehr schwesterlich zur Parole erklärt werden muss, das gibt es ganz selbstverständlich, und die jüngeren Künstlerinnen würden niemals unter einer «Frauenkunst»-Flagge antreten wollen. Jede ist ein Individuum «in her own right».

WErke von Helen Dahm, Klaudia Schifferli und Marion Strunk

Werke von Helen Dahm, Klaudia Schifferli und Marion Strunk

Aber, wie Bice Curiger am Schluss ganz richtig sagt, das Wort mag veraltet wirken, die Ausstellung (2500 Quadratmeter!) tut es nicht. Und der Name passt. Aus diesen 144 Kojen strahlt einem eine Schaffenskraft entgegen, die zum grossen Teil noch unbekannt und auch unerforscht geblieben ist. Darum ist die Ausstellung auch eine «Grundlage für kommende Forschung», wie Bice Curiger es in ihrer ruhigen Art schon mal ankündigt.

Art-Dock-Präsident Fritz Billeter, Skulpturen von Sieglinde Wittwer, die beliebten Würste

Art-Dock-Präsident Fritz Billeter (Mitte), Skulpturen von Sieglinde Wittwer, rechts die beliebten Würste.

Da ist also die grosse Helen Dahm «als Anker». Die erste Frau, die den Zürcher Kunstpreis bekommen hat. Dann kommen eben die vielen Bildhauerinnen, von denen einige Schülerinnen der grossen Französin Germaine Richier sind. Richier, die in den vergangenen Jahren im Mittelpunkt einer internationalen Wiederanerkennung steht, war ja mit dem Zürcher Bildhauer Otto Bänninger verheiratet war und hat sich auch um die Ausbildung in Zürich verdient gemacht.

«Faces» von Garance

Wandfüllend: «Faces» von Garance

Dann alle die «Konkretinnen», also die Damen, die im Schatten der Zürcher Konkreten Bill, Graeser, Lohse standen und erst jetzt mit ihrer ganzen der Strenge dieser Kunstrichtung abgerungenen Verspieltheit wiedererstrahlen: Nebst der schon zu Ausstellungsehren gekommenen Verena Loewensberg auch noch Nelly Rudin, Jenny Losinger-Ferri, Elena Lux-Marx, Hey Heussler oder Elsie Wyss. Und viele weitere!

Einblick in die Künstlerinnen-Kojen, der Hausherr Ralph Bänziger

Einblick in die Künstlerinnen-Kojen (links Werke von Edith Schindler, rechts Helen Dahm), Hausherr Ralph Bänziger

Auch Einzelpositionen wie Hanny Fries dürfen nicht vergessen werden. Und dann die ganze Fraktion der «electric bodies» (Bice Curiger nach Klaus Theweleit). Also Manon, Heidi Bucher, oder Ella Lanz. Die jüngsten wie Judith Albert, Kathrin Freisager oder Ursina Gabriela Roesch (sie hat die Ausstellung auch kuratiert). Entdeckungen wie Garance oder Textilkünstlerinnen wie Lissy Funk oder Elsi Giauque.

Gut besuchte Vernissage hört dem Spiritus Rector Ralph Bänziger zu, der laut eigener Aussage «Dure bi rot» auftritt

Gut besuchte Vernissage, man hört dem Spiritus Rector Ralph Bänziger zu, der laut eigener Aussage «Dure bi rot» auftritt.

Die Vernissage ist schon mal sehr gut besucht, und es zeigt sich, dass ein weiter zurückliegendes Geburtsdatum auch eine Gnade sein kann. Obwohl – oder gerade weil – Weiss die vorherrschende Haarfarbe der Vernissagenbesucher ist, wirkt das Zusammentreffen der Unentwegten der Zürcher Kunst genauso elektrisch wie das Erwachen der von Geschlechtszwang befreiten Körper in der «Transformer»-Ausstellung von Jean-Christophe Ammann von 1974, welche die Vernissagenrednerin in diesem Zusammenhang erwähnt. Diese Menschen haben in ihren Leben einiges erprobt und viel gewagt. Die Gegenwart mit ihrer multimedial zerstückelten Aufmerksamkeit hat für einmal ein Nachsehen. Man gönnt sich eine Bratwurst, ein Gläschen Weisswein, und gibt sich der intensiv materiellen Ausstrahlung der real anwesenden Werke hin.

Uuthentisch ungezähmt: Art Dock in Zürich West

Ein urbanes Biotop: Art Dock in Zürich West. Die Nutzungserlaubnis läuft im August ab.

Die Zukunft allerdings, die Zukunft … Die macht den Betreibern von Art Dock doch etwas Sorgen, wenn sie sie auch wegzulachen versuchen. Denn die Frist der Nutzung läuft im August ab. Sollte das etwa die letzte Ausstellung hier werden? Ralph Bänziger, der überall gleichzeitig anwesende Spiritus Rector mit Polterstimme, ruft am Schluss noch scherzhaft zu einer Demo bis vors Stadthaus auf.

Denn Art Dock darbt, hat kein Geld und keine Aussicht auf Besserung, Präsident Fritz Billeter fasst die Bilanz folgendermassen zusammen: Die letzte, von der Kritik bejubelte Ausstellung «Wahnwelten» habe bei Art Dock mit 40 Rappen pro Eintritt zu Buche geschlagen (und mit vier verkauften Bratwürsten pro Kopf). Der Eintritt wird nämlich ohne Kontrolle erhoben, man soll die 15 Franken in eine Urne am Eingang reinwerfen. Macht offensichtlich nicht jeder. Von der Stadt, die jetzt gerade Millionen in die Dada-Feier und die Manifesta investiert, habe man exakt 4000 Franken Unterstützung bekommen.

Freiwillige Hilfskräfte in der Buvette, Blick in den Magma-Dock

Freiwillige Hilfskräfte in der Buvette, Blick in den Magma-Dock

Wirkungsvoller als eine Pfefferspray-Demo (obwohl manche ergraute Ex-Kombattanten gar nicht so abgeneigt zu sein scheinen und die Nüstern wie Schlachtrösser blähen) wäre vielleicht wirklich eine Erwähnung in der «New York Times». Oder im «Economist»? Das sind Organe, die im Stadthaus ernst genommen werden. Man müsste die Sache vielleicht an die Hand nehmen.