Archiv für die Kategorie ‘Plymouth Rock’

Kunstexzesse

Ewa Hess am Mittwoch den 25. Mai 2016

Die Kunst ist das Zuhause der Wildheit. Der Gedanke befiel mich am letzten Wochenende, an zwei Veranstaltungen, die inmitten stierer postindustrieller Gebäude die Wildheit feierten. Wildheit im Sinne eines unverfälschtern expressiven Ausdrucks kreatürlicher Existenz.

Was: Finissage der Ausstellung von Bailey Scieszka in der Galerie Plymouth Rock sowie Vernissage einer Ausstellung im ZHDK-Offspace Taylor Macklin
Wo: an der Luegislandstrasse 105
Wann: Freitag, den 20. Mai 2016
Was: Erste Auktion der Hammer Auktionen mit Werken afrikanischer und ozeanischer Kunst
Wo: an der Baslerstrasse 71
Wann: Samstag, den 21. Mai 2016

Sie sehen es schon an den Adressen: Schwamendingen und Altstetten. Das ist, was Kunst anbelangt, bereits ein «Walk on the Wild Side». Dazu kommt, dass wenn wir von postindustriellen Gebäuden sprechen, wir meistens romantisch verfallene ehemalige Schifffabriken und Bierbrauerein meinen, meist schick renoviert, selbstverständlich mit rücksichtsvoller Hervorhebung der ursprünglichen Stilelemente. Nun, im Fall Luegislandstrasse und Baslerstrasse ist die Postindustrialität weniger pittoresk. Nüchterne Zweckbauten der 60er-Jahre beherbergen hier einen noch ungentrifizierten Mix an Galerien, Kunstmaterialhändlern, Eventveranstelrn, Künstlerateliers sowie Billiganbietern von Spezialelektronik.

Grosse, helle Kinderaugen, vulkanisch aus dem Inneren ausbrechende Zeichnungen: Bailey Scieszka at her best

Grosse, helle Kinderaugen, expressive Zeichnungen: Bailey Scieszka at her best (alle Bilder H. Jokeit, E. Hess, zVg)

Irgendwie ist es nicht zum Nachteil der hier sich einnistenden Kunst, denn ein Irrgang durch die langen Korridore weckt schon dieses diffuse Gefühl der Identitätserschütterung, das die Kunstaufnahme im besten Fall begleitet. Ich war ja nicht zum ersten Mal an der Luegislandstrasse, musste dennoch mehrere SMS schicken mit der verzweifelten Botschaft: Help, cannot find you! Und dann wars da, wir standen plötzlich vor Old Put, dem Clown. Das erschreckendste an Old Put sind seine Augen. Helle, runde Kinderaugen, die einen ohne zu blinzeln anschauen. Man schaut in diese Augen und es wird einem schwindlig. Dieser helle Blick hat keinen Boden und das ist beunruhigender als wenn da einem Bosheit, Vorwurf oder Bitterkeit entgegenblicken würden.

Old Put, das ist die 25-jährige Detroiter Künstlerin Bailey Scieszka. An der renommierten Cooper Union studierte sie Skulptur, Video und Zeichnung. In New York erfand sie die Persona des alternden Kinderhandmodels Old Put. Im Zivil ist Bailey klein, rundlich, rothaarig. Als Old Put ist sie ein Paradiesvogel mit bemaltem Gesicht und zusammengewürfelten Klamotten.

Für ihr alter Ego den Clown schreibt sie Texte, die von existenziellen Gemütszuständen berichten, in endlosen, gefühlvollen Monologen (man ist an den Schlussmonolog aus James Joyces «Ulysses» erinnert) erzählt sie irgendetwas von Angst, Wut, Hoffnung, Enttäuschung, Verrat. Nach der Aufnahme verlangsamt sie den Lauf des Videos unmerklich, so dass die Stimme der schrägen Kindfrau tiefer wird, die Bewegungen wirken seltsam verhalten, wie in Trance.

Die postindustriellen Ränder von Zürich: die ehemalige UBS-Kantine an der Baslerstrasse, stimmungsvoll für Kunst adaptiert

Die postindustriellen Ränder von Zürich: die ehemalige UBS-Kantine an der Baslerstrasse, stimmungsvoll für Kunst adaptiert

An den seltsamen Clown musste ich einen Tag später denken, als wir im fröhlich zusammengewürfelten Mobiliar an der Baslerstrasse Platz nahmen, um der Auktion afrikanischer Kunst beizuwohnen. Es war die erste Versteigerung des Kunsthändlers Jean David, der die Galerie Walu vor Jahren schon von seinen Eltern übernommen hat und auch schon für Koller afrikanische Kunst auktionierte. In der Ausstellung in der ehemaligen Kantine von UBS an der Baslerstrasse schauten einem die afrikanischen Masken genau so unergründlich blank wie der kindliche Clown aus Detroit in die Augen. Manche grinsen mit Muschelzähnen. Manche strecken die Zunge raus.

Grinsen mit den Muschelzähnen, machen einen auf Kubismus: die Masken der Stammeskunst

Grinsen mit den Muschelzähnen, machen einen auf Kubismus oder Surrealismus: die Masken der Stammeskunst.

Natürlich fühlt man sich beim Anblick der grossartigen Meisterwerken der Stammeskunst an all die Anleihen erinnert, welche moderne Kunst bei der Kunst des südlichen Kontinents machte. Dort steht ein «beinahe Giacometti», hier grinst einem ein «beinahe Braque» entgegen. Da gibt es «fast surreale» Doppelgänger oder grosse Löffel mit Beinen, die direkt aus einem Gemälde von Max Ernst heruntergesprungen sein könnten. Doch die Verwandschaft erstreckt sich, ganz universell, in die unmittelbare Gegenwart.

Welche Skulptur ist von Max Ernst? Rechts «Moonmad» des Surrealisten, links eine Figur aus Gabun

Welche Skulptur ist von Max Ernst? Rechts «Moonmad» des Surrealisten, links eine Figur aus Gabun, geschätzt auf höchstens 2000, verkauft für 8.500 Franken

Wie sehen gerade zurzeit in Zürich so viel Dokumentation über die Einflüsse von weit entfernten Kulturen auf die Moderne und ihre «Verrücktheiten»: Dada Afrika im Museum Rietberg, Dada anders im Haus Konstruktiv (obwohl hier klugerweise der Spiess umgedreht wird und auch der nördliche Einfluss im Süden ein Thema ist). Aber an diesem Wochenende an den Rändern von Zürich wird einem die wilde Seele der Kunst mit aller Macht vorgeführt.

Einerseits werden wir mit dieser jungen US-Künstlerin Scieszka konfrontiert. Kaum hat sie die angesagte Kunstschule Cooper Union in New York absolviert und erste Erfolge in der Metropole gelandet, in die postindustrielle Wüste Detroits, wo, wie sie selbst sagt, – «gar nichts» ist. An diesem modernen Unort  kann sie sich ausdrücken, die existenzielle Klage eines schmerzhaft vergesellschaftlichten Tiers den ehemaligen Autofabriken und den verlassenen Wohnblöcken entgegenschreien.

Bailey Scieszka mit ihrem Galeristen Mitchell W. Anderson und vor ihrer Zeichnungswand

Bailey Scieszka mit ihrem Galeristen Mitchell W. Anderson und vor ihrer Zeichnungswand

Sie ist eine Rarität der heutigen Kunstszene, weshalb Mitchell W. Anderson, der gewiefte Plymouth-Rock-Gründer und selbst ein Künstler, sie nach Zürich geholt hat, um uns etwas zu zeigen, was wir hier weniger sehen: wilde Expression. Der Durchmarsch der Konzeptkunst in den letzten fünfzig Jahren war radikal: Heute ist alles Konzept. Ein Vulkan wie Bailey Scieszka einer ist  (oder wie Jean-Michel Basquiat einer war) ist selten geworden.

Leere Chaträume (rechts) des britischen Künstlers Ian Wooldridge (rechts)

Leere Chaträume (rechts) des britischen Künstlers Ian Wooldridge (rechts)

Im benachbarten ZHDK-Offspace Taylor Macklin ist eine wunderbare Installation von Ian Wooldridge zu sehen: «The Skin of a Drum». Ein komplexes konzeptuelles Werk, das in multiplen medialen Schichtungen funktioniert (Chatroom-Kameras, die Menschen, die vor ihnen sitzen, die aber schon weggegangen sind, die leeren Räume, in welchen vielleicht die Masturbation stattfand, das alles ausgewählt, zerstückelt, mit Musik unterlegt und auf hautähnliche Projektionstücher geworfen…). «A silent rave», sagt Nachbar Mitchell nachsichtig lächelnd. Bailey Scieszka lacht dazu ihr schrilles Clown-Lachen, das keine wirkliche Heiterkeit anzeigt.

Jean David von den Hammer Auktionen umringt von den Meisterwerken der Stammeskunst

Jean David von den Hammer Auktionen umringt von den Meisterwerken der Stammeskunst

Die Auktion am Tag darauf ist aber, muss man anmerken, auch kein richtig fröhlicher Anlass, obwohl sie wunderbar läuft. Die Werke wecken Begehrlichkeiten der anwesenden Fachleute. Es sind zum grossen Teil museale Stücke aus zwei tollen Schweizer Sammlungen aussereuropäischer Kunst: derjenigen des Zürcher Anwalts Rudolf Blum und seiner Frau Leonore sowie von Carlo Monzino, dem 1996 verstorbenen italienischen Sammler.

Afrikanische Zeitzeugen: beinahe gicometti und ein Kollege derer aus dem Appenzell

Verwandschaften, wohin das Auge blickt: ein afrikanischer Beinahe-Giacometti und eine südliche Kollegin der Masken aus dem Appenzellerland.

Diese Köpfe, Gestalten, Wärter unergründlichen Geheimnisse, sind noch so lebendig, weil sie expressiv vom Leben der Menschen, die sie hergestellt haben, sprechen. Von ihrer Liebe zu den Tieren, die sie umgaben, von ihrem Imponiergehabe und von ihren Ängsten. Sie sind schön, begehrenswert, wunderbar. Irgendwie passt es einem nicht, dass sie an den meistbietenden verkauft werden.

So ist das eben mit der unzivilisierten Wildheit – sie ist das vielleicht Menschlichste an uns Zweibeinern.

Die grössten Schweizer Talente

Ewa Hess am Dienstag den 24. Februar 2015

Es war eine heavy-duty Vernissagenwoche in Zürich, liebe Leserinnen und Leser. Wir sind uns bestimmt einige Male über den Weg gelaufen. Am Donnerstag eröffnete das Kunsthaus seine Japonismus-Schau, am Freitag die Kunsthalle ihren ersten Ausstellungsreigen sowie das Migros-Museum für Gegenwartskunst die Xanti-Schawinsky-Retrospektive. Auch die Galerien des Löwenbräus legten ihre ersten starken Karten im neuen Jahr auf den Tisch: Thomas Pils bei Eva Presenhuber, Tobias Madison bei Francesca Pia, Shana Moulton bei Gregor Staiger, und im Parkett-Ausstellungsraum gibt es eine tolle Installation vom Basler Künstler Kilian Rüthemann. Mich hat aber am Freitag, als die Eröffnungen im Löwenbräu stattfanden, ein heimtückischer Virus befallen. Kaum wieder auf den Beinen, fuhr ich am Samstag nach Schwamendingen. Zwei Offspaces eröffneten dort ihre neuen Räume: Plymouth Rock und Taylor Macklin.

Was: Gruppenausstellung «A Form Is a Social Gatherer» mit Werken von 40 Künstlern sowie eine Einzelschau des norwegischen Künstlers Marius Engh
Wo: Offspaces Plymouth Rock und Taylor Macklin, beide an der Luegislandstrasse 105
Wann: Vernissagen Samstag, 21.2., Ausstellungen bis 21. März

Grosstädtisch: Luegislandstrasse

Grossstädtisch: Luegislandstrasse. Links geht es zu den Offspaces

Petersburgjoin

Plymouth Rock: Werke von 40 Künstlern in «Petersburger Hängung»

Mitchell W. Anderson kennt Ihr schon, liebe Leser. Es ist jener rührige Texaner und Zürcher Expat, selbst auch Künstler, der mit seinem Offspace in einer Spiralgarage (Private View berichtete vor exakt einem Jahr hier) der satten Zürcher Kunstszene vorführte, wie man sich einen Tick grossstädtischer gebärden könnte. Sein Kassenhäuschen an der Badenerstrasse ist aber seit letztem Herbst Vergangenheit. Legendär bleibt es, denn Mitchell zeigte uns dort einige sehr gute Schauen (etwa die «Guyton Price Smith Walker» genannte Ausstellung, die sehr junge Varianten der Appropriation Art vorführte).

Mitchell schrieb mir nun vor einigen Tagen Folgendes: «Hi Ewa, Plymouth Rock finally has a new space. It’s super nice and not really like anything in Zurich at all. Huge windows overlooking the highway. A 40 person group show, with half new names and half familiar ones. Half Swiss, half international. It will be crazy good and quite the grand opening.» Klar, dass ich nach Schwamendingen fuhr.

Links: Mitchell W. Anderson, Mitte: ausstellende Künstler, rechts läuft der Künstler Marius Engh ins Bild, im Hintergrund spricht Maria Florut (Galerie Eva Presenhuber) mit Thomas Julier (Taylor Macklin)

Links: Mitchell W. Anderson, Mitte: die lange Liste der ausstellenden Künstler, rechts läuft der Künstler Marius Engh ins Bild

Das Setting könnt Ihr Euch vorstellen. Industrieller Eingang im grünen Neonlicht, Autos sausen vorbei. Hätte ich nicht die netten Schifferlis (Christoph, Sammler, sowie Frau Grazia, ihres Zeichens Keramikerin) vor der Tür getroffen, dann wäre ich wohl noch lange im Gebäude herumgeirrt, bevor ich die Galerien fand. Mehrere Türen tragen wie in «Alice im Wunderland» die Aufschrift THIS DOOR, man folgt diversen Treppen und Korridoren, von welchen sich manche auch als Sackgasse entpuppen.

Treppenhaus und gute Frage

Treppenhaus und eine berechtigte Frage

Man folgt dem Gemurmel und tritt in die Räume ein. Den Ausstellungstitel «A Form Is a Social Gatherer» versteht man erst mal wörtlich, denn es herrscht eine angeregte Stimmung. Die rohen Räume sind voll junger Menschen. Die in «Petersburger Hängung» angeordnete Ausstellung – was heisst, dass die Werke die Wände in mehreren Reihen füllen – scheint ein ziemliches Sammelsurium zu sein. Die ebenfalls an die Wand gehängte Skizze mit Namen gibt rudimentär Aufklärung. Ein Prinzip der Auswahl erschliesst sich daraus nicht. Anders als die Vernissagengäste, treten die Werke untereinander kaum in ein Gespräch. Die berühmten Attitüden Harald Szeemanns, deren Form den Siegszug der Konzeptkunst in den 70-er Jahren besiegelte, klingen hier zwar nach. Es ist ein diffuses Nachklingen, wie der ferne Wirrwarr der Stimmen im Gang vorhin.

Die «Petersburger Hängung», links als Planskizze, rechts an der Wand

Eine Planskizze als Orientierungshilfe, rechts ihre Ausführung

Es sind Zeichnungen, Skizzen, Fragmente. So viele, dass man die Bruchstücke kaum in ein sinnvolles Ganzes einbetten kann. Mia Marfurt, Fabian Marti, Kaspar Mueller, Thomas Sauter, Urban Zellweger  – das sind Namen, die man kennt und schätzt. Die mit Werken gefüllten Wände sind eine Momentaufnahme des Zustands einer bestimmten Szene. Die Szene ist anwesend und findet hier ein Zuhause. Es wirkt alles sehr cosy, trotz der industriellen Roheit. Zu cosy? Eine Sehnsucht nach Dringlichkeit stellt sich unwillkürlich ein.

Es ist eine Generation, für die Kunst zu machen so selbstverständlich ist wie das Atmen. Es ist eine Zeit, in der Museen und Kunstschulen die Offspaces den jungen Künstlern/Kuratoren zur Verfügung stellen – so wird Taylor Macklin (betrieben von Thomas Julier, Gina Folly, Adam Cruces, Selina Grüter und Michèle Graf) von der Zürcher Kunstschule ZHdK finanziell unterstützt. Dagegen ist an sich nichts zu sagen. Ausser, dass nur-da-zu-sein manchmal nicht genug ist, um Applaus erwarten zu können.

Sind Offspaces unsere «Grössten Schweizer Talente» der Kunst? Gleichzeitig mit der Vernissage am Samstag läuft im  Fernsehen diese volkstümliche Sendung, in der jeder mal vorführen darf, was er so kann. Kaum gibt jemand auf der Bühne einen Ton von sich, weiten sich die  Augen der Juroren auf eine Weise, die jedem Stummfilmschauspieler zur Ehre gereichen würde. Das Publikum springt auf die Stühle und weint, egal ob die Stimme des Sängers trägt. Dort, auf dem medialen Jahrmarktplatz, ist eine solche Haltung fast angenehmer als die Pöbelei ähnlicher Formate beim nördlichen Nachbarn. Die Schweizer Kunstszene, die eine der wichtigsten des neuen Europas ist, wünscht man sich angriffiger. Unwillkürlich hält man Ausschau nach einer Form, die mehr ist als ein Social Gatherer. Die herausfordert, schreit, beleidigt, beim Vorbeigehen nach dem Betrachter schnappt.

Werke von Marius Engh, Raumansicht Taylor Macklin

Werke von Marius Engh, Raumansicht Taylor Macklin

New kid in town

Ewa Hess am Montag den 3. März 2014
Geht es hier zum Plymouth Rock?

Plymouth Rock: eine Rampe führt zur Kunst

Grosse Galerien drängen nach Zürich, weil es hier etwas zu holen gibt: Paradeplatz ist eine gute Passantenlage für Millionäre. Zu gute, findet Mitchell Anderson. Sein Off-Space Plymouth Rock bietet ein Kontrastprogramm zum gentrifizierten Löwenbräu. Es ist eine Glasbude im Level 1 der ausrangierten Spiralgarage beim Letzigrund –  ihr ehemaliges Kassenhäuschen. Am regnerischen Tag der ersten Vernissage leuchtet es wie ein UFO im feuchten Halbdunkel der Garage.

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Neu-Galerist Mitchell Anderson (links) und sein Künstler

 

Mitchell, aufgewachsen in Chicago, lebte zuletzt in Texas. In Zürich ist er erst seit einigen Monaten. Lang genug, um eine Lücke im Kunstbetrieb der Stadt auszumachen: Kunst, die nirgends ist und irgendwo sein sollte. Den Ort mit Underground-Touch hat Anderson zufällig entdeckt und – beginners luck – sofort mieten können. Er hofft auf Zürcher und Expats und auch darauf, dass sie hier miteinander ins Gespräch kommen. Sein erster Künstler, Adam Cruces, ist ein echter Texaner, als Student der HdKZ bereits produktiv eingeschweizert. Seine Werke sind witzig, wenn sie auch den Anspruch des Noch-Nicht-Da-Gewesenen noch nicht so ganz erfüllen. Mit ultravioletter Tinte gemalten kleinen Gemälde erinnern an Künstler des 20. Jahrhunderts wie Henri Matisse, Keith Haring oder Paul Cézanne.

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Adam Cruces: Ultraviolette Hommage an Matisse

Werke aus Gläsern, an Stangen befestigt, führen kleine Kunststücke vor. In jedem Glas ist eine metallene Erinnerung an durchtanzte Nächte versenkt. Bierflaschenöffner, Schlüssel, Nippes, die in ihrem wässrigen Gefängnis erodieren. Die Ausstellung hat etwas Nonchalantes, Bewegtes – das ist  ihr grösster Reiz.

Adam Cruces: Gläser machen Kopfstand

Adam Cruces (rechts): Kunststücke mit Gläsern

Ein Objekt  mit wulstigem gelben Boden in der Mitte des Raums zieht die Blicke auf sich. Hommage an Matthew Barney? Nein, das Ding ist keine Kunst, es gehört zur Garage. Die gelben Wülste sind  Isoliationsmaterial. Die Eröffnung erfreut sich trotz Kälte und Regen eines guten Zuspruchs. Im nahe gelegenen Letzistadion spielt GC gegen FCZ, Petarden steigen. Die Kunst-Aficionados biegen unbeirrt in den dunklen Garageneingang ein, steigen die Rampe hoch.  Es werden neben anderen auch der Kunstkritiker Martin Jaeggi und der Kurator Fredi Fischli gesichtet.

Zürcher Herausgeber, Dozent und Kritiker Martin Jaeggi weiht das neue Offspace ein

Die Durchmischung nimmt ihren Lauf an der Eröffnung des neuen Offspace im Zürcher Kreis 3

Mitchell nennt seine Galerie Plymouth Rock. So heisst der Stein, mit dem die Mayflower-Siedler in Amerika den Ort ihrer Ansiedlung gekennzeichnet haben. Das soll laut Mitchell nicht als kolonialer Übergriff gedeutet werden. Was er mit dem Symbol assoziiert, ist die Energie eines Neuanfangs. Keine Infrastruktur, kein didaktisches Programm, dafür der Thrill vom Authentischen, Unverfälschten. Es muss nicht immer alles perfekt sein, will er zeigen. Und eine Spontaneität an die Limmat verpflanzen, welche arme Länder besser hinkriegen als reiche. Seine Heimat, die USA, gehört vielleicht neuerdings zu den ersteren.