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Warum nur, Hund?

Ewa Hess am Dienstag den 11. November 2014

Ich kam etwas spät zur Vernissage, Jakob stand schon vor der Türe und rauchte eine Selbstgedrehte. Findest du nicht, sagte er, als er mich ausser Atem ankommen sah, dass der Name dieser Galerie schon gross genug auf deinem Blog leuchtet? Er spielte damit auf die sogenannte Wörterwolke an, die hier rechts gerade sichtbar ist und die alle Begriffe, die im Blog vorkommen, in einem Grössenverhältnis abbildet. Wenn etwas zweimal erwähnt wird, erscheint es grösser, bei dreimal noch grösser usw… Und okay, stimmt, ich bekenne mich schuldig, ich habe schon mehrmals von Karma berichtet. Na und? Die Kunst, die man dort sieht, hat für mich Inspirationspotenzial. Wie das Video, das ich am Freitag in der Ausstellung sah – verstörend. Aber hinreissend. Wie es sich für ein tolles Kunstwerk gehört.

Was: Gruppenschau «I bought a hyacinth flower with lots of leaves, just to make me feel like spring»
Wo: Karma International, Hönggerstrasse 40, Zürich
Wann: Freitag, 7.11.2014 (Ausstellung bis 13.12.)

Gut, der Titel der Gruppenausstellung ist etwas enigmatisch. Die Galerie, die von Marina Olsen und Karolina Dankow mit leichter Hand und poetischer Grundhaltung geführt wird, schickt anstatt einer Erklärung ein Gedicht mit auf den Weg. «Animal, vegetable, mineral», heisst die erste Zeile. Und tatsächlich: Tier, Gemüse, Mineral. Alle drei kommen in der Ausstellung vor: Aus Salz sind die wunderbaren Objekte von Carissa Rodriguez, einer US-Künstlerin, die zum Programm der Galerie gehört. Blumen – die doch eine Art dekoratives Gemüse sind – fotografiert Ketuta Alexi-Meskhishvili, eine NY-Georgierin (und Frau von Andro Wekua). Das Tier kommt auch vor – es ruht in den Armen des israelischen Künstlers Uri Aran. Es ist ein grosser Hund, mir scheint, ein Boxer (oder doch ein Labrador?). Man sieht ihn nur von hinten, seine Lage ist zwiespältig.

Der weinende Mann und sein Hund: Uri Arans Video

Der weinende Mann und sein Hund: Uri Arans Video. Kurzer Ausschnitt aus dem Werk hier.

Ich spreche von einem Video, das der Künstler 2010 gedreht hat und das in Ausstellungen in Israel und den USA schon zu sehen war. Es ist ein kurzes Stück, knapp 4 Minuten lang. Der Inhalt ist schnell erzählt. Ein Mann – es ist der Künstler selbst – sitzt und weint. Er hält ein grosses braunes Biest in den Armen und streichelt es gaaaanz langsam. Der Hund lässt sich das gefallen, ja, man hat sogar das Gefühl, dass er es ist, der den Mann im Arm hält und tröstet. Der Mann weint still und haltlos. Warum nur, sagt die Trauer des Mannes, warum nur? Er scheint etwas – oder, viel wahrscheinlicher, jemanden – verloren zu haben. Der Hund sagt nichts, bewegt nur manchmal ein Ohr.

Die Werke von Uri Aran (37) haben schillernde Qualität. Er zeichnet (wunderbar, es gibt auch Zeichnungen von ihm bei Karma), macht Installationen, die wie Miniaturmodelle von seltsam aufgefüllten (zugewachsenen?) Innenräumen aussehen – und er macht Videos. In diesen geht es oft um Wunschträume, Erinnerungen und andere Sentimentalitäten. Man kann nicht sagen, dass Aran die Sentimentalität entlarvt. Er folgt ihr willig, gibt sich ihr hin, aber auf eine so irritierende Weise, dass es dem Zuschauer ganz anders wird.

Wie ist es also nun mit dem Hund hier? Sehen wir hier ein Beispiel von dieser bedingungslosen tierischen Liebe, die immer jenen warmen, leise atmenden vegetativen Beistand spendet, den der Mensch braucht? Oder missbraucht der Mensch im Video den Hund, indem er das Tier wie eine entschwundene Geliebte im Arm hält und streichelt? In der Ausstellung in Herzliya Museum in Israel (Manimal, manimal), in der Arans Video schon einmal gezeigt wurde,  wurde damals just das Verhältnis von Mensch und Tier thematisiert. Seit den Höhlen von Lascaux haben Menschen, wenn sie künstlerisch tätig waren, Tiere abgebildet. Doch die atmende Kreatur  war immer nur als die Verkörperung einer dem Menschen wichtigen Funktion da (also zeigten Jäger Tiere, die sie gejagt haben, der Hofmaler pinselte die grossen Hunde des Königs etc). Auf eine sehr leise, fast schon listige Art stellt Arans Video dieses Verhältnis auf den Kopf. Es ist nämlich der Hund, der die Szene im Video emotional beherrscht – mit seiner ruhigen Überlegenheit.

Blick in die Ausstellung, eine Keramik-Skulptur von Simone Fattal, Galeristin Karolina Dankow neben einem Salz-Objekt von Carissa Rodriguez

Blick in die Ausstellung, eine Keramik-Skulptur von Simone Fattal, Galeristin Karolina Dankow neben einem Salz-Objekt von Carissa Rodriguez.

Es ist manchmal so bei den Gruppenausstellungen, dass ein Werk die Rezeption der anderen beeinflusst und verändert. Dieses Video macht diese wunderbare Ausstellung zu einer, in der die Welt auf eine geheimnisvolle Weise «dem Tier, dem Gemüse und dem Mineral» gehört. Der Mensch, dieses gwundrige und unberechenbare Wesen, ist darin Gast und Beschenkter. Und erst noch einer, der nicht so recht weiss, wie ihm geschieht.

Künstler Peter Fischli im Gespräch mit Galeristin Marina Olsen, Künstlerin Simone Fattal im Gespräch mit den Architekten Boris Gusic und Christoph Junk von «Gruppe», Werke von Emanuele Marcuccio (aus Metal Aluminium und Cortisoncreme)

Künstler Peter Fischli im Gespräch mit Galeristin Marina Olsen, Künstlerin Simone Fattal im Gespräch mit den Architekten Boris Gusic und Christoph Junk von «Gruppe», Werke von Emanuele Marcuccio (aus Metall, Aluminium und Cortisoncreme).

Über all das habe ich mit den anderen Vernissagegästen nicht gesprochen. Es war mir irgendwie zu intim. Vielleicht ging es den anderen auch so? Viele waren da: Künstler Peter Fischli, Kurator Niels Olsen (er ist mit einer der Galeristinnen verheiratet), Künstler Bernhard Hegglin und Tina Brägger, Architekten Boris Gusic und Christoph Junk (vom Büro Gruppe). Die Letzteren haben die schöne Struktur entworfen, auf der Fattals Skulpturen präsentiert waren.

Auch die ausstellenden Künstlerinnen Ketuta Alexi-Meskhishvili und Simone Fattal waren da. Mme Fattal, eine libanesische Grande Dame, die in Paris lebt, zeigte wunderbare Objekte aus Keramik und Metall. Halb kleine Götter, halb Gestalten aus dem Untergrund. Auch diese Skulpturen waren vom Zartgefühl dieser Schau gezeichnet. Ihrer Form unsicher, der amorphen Lehmmasse mit einer stetig suchenden Hand entrungen. Auf dem Nachhauseweg war man immer noch berührt. Und verstand: Die grosse, gottgleiche, heroische Geste ist out. Leises Ahnen und leichtfüssiges Mittanzen sind die moderneren Erkenntnishilfen.

Ein grosser Knall

Ewa Hess am Donnerstag den 4. September 2014

Der Sommer, liebe Leserinnen und Leser des Private-View-Blogs, war, wie er war. Wer zu Hause geblieben ist, verbrachte die Tage eh in den Museen. Und das ist ganz gut so, denn nichts macht so sehr Lust auf gute Kunst wie gute Kunst. Willkommen zur neuen Saison! (English version here)

Wo: Zürich
Wann: Freitag, 29. August
Was: Saisonstart der Galerien

Es geht los! Selfie vor dem Löwenbräu (links) Ein Objekt von Slavs and Tatars in der Kunsthalle, die schmale Löwenbräu-Treppe
Es geht los! Gedränge auf der Löwenbräu-Treppe (links), ein Objekt von Slavs and Tatars in der Kunsthalle (Mitte), Doppelselfie vor dem Löwenbräu.

Ab Mittwoch gab es in Zürich jeden Abend Eröffnungen, es ging Schlag auf Schlag und man musste gut in Form sein, um der heissen Kunstspur folgen zu können. Ich war aus dem Häuschen, weil eine meiner Lieblingskünstlerinnen in der Stadt war: Judith Bernstein. Mehr über sie und ihre tolle Schau bei Karma International später, doch sie war unter anderem der Grund, weshalb dieser Saisonstart so oversexed ausgefallen ist. Meine Herrschaften, all diese Körperteile und Stellungen und Entblössungen … Nicht nur Judith, die man als einen weiblichen Homer der Genitalien bezeichnen kann, war da, sondern auch noch Dorothy Iannone im Migros-Museum, die Bardin der Liebe in allen ihren Verrenkungen. Auch Peter Hujar bei Mai 36 dürfen wir nicht vergessen. Ja, wenn Bernsteins Genitaliendarstellungen etwas Heroisches an sich haben, Iannones sexy Zeichnungen Märchen aus 1001 Nacht erzählen, sind Hujars Nackte wie Sonette – melancholisch und kraftvoll zugleich.

«Organsmic Man» von Peter Hujar (links), Judith Bernsteins Werk "Birth of Universe: Gold Cunt" (2013, Mitte); «I Was Thinking of You» (1975) von Dorothy Iannone
«Orgasmic Man» von Peter Hujar (links), Judith Bernsteins Werk «Birth of Universe: Gold Cunt» (2013, Mitte); «I Was Thinking of You» (1975) von Dorothy Iannone.

Am Freitag war im Löwenbräu die Bude voll. All den Unkenrufen zum Trotz, welche prophezeiten, dass es nach dem Umbau nie mehr «so wie früher» sein werde. Klug, dass die Architekten die Haupttreppe des Gebäudes genau so schmal belassen haben, wie sie früher war. Auch Vernissagenbesucher sind Herdenvieh, so ein Leib-an-Leib-Körperkontakt beim Auf- und Niedersteigen stärkt den Gemeinschaftssinn.

Die meisten haben sich zwar schon am Vorabend getroffen. Zum Beispiel bei Peter Kilchmann, wo Fabian Marti ganz neue Wege geht und zu Polyester greift. Das Material, das so sauber, glänzend und appetitlich im Endzustand aussieht, muss bei der Verarbeitung – Marti goss es für seine Objekte in Formen – recht eklig sein. Klebrig und stinkig. Wie die Ursuppe! Darum wimmelt es vielleicht in Martis «Eiern» und «Vide-poches» nur so von Wiedergeburts- und Fruchtbarkeitssymbolen. Aber vielleicht ergibt sich diese Inspiration auch aus einer biografischen Koinzidenz. Denn der bärtige Glückspilz heiratet in wenigen Wochen die schöne Karolina Dankow, Co-Gründerin von Karma International.

Künstler Bruno Jakob und Galerist Peter Kilchmann in der Ausstellung «All is All» (links), Fabian Marti vor seinen Werken «Many Ouroboroi Magenta and Blue» (Mitte), Marina Olsen und Karolina Dankow von Karma International mit dem Sammler und Art Broker Manuel Gerber
Künstler Bruno Jakob und Galerist Peter Kilchmann in der Ausstellung «All is All» (links), Fabian Marti vor seinen Werken «Many Ouroboroi Magenta and Blue» (Mitte), Marina Olsen und Karolina Dankow von Karma International mit dem Sammler und Art Broker Manuel Gerber.

Aber eben, von Karma und ihrer Judith Bernstein wollte ich eigentlich erzählen. Mir ist die New Yorkerin, die damals noch nicht ganz 70 Jahre alt war, an einer Ausstellung bei Hauser & Wirth aufgefallen. Die Tochter des kalifornischen Künstlers Paul McCarthy, Mara, zeigte damals US-Positionen aus den 70er-Jahren. Auf die hat sie ihr Papa aufmerksam gemacht, der damals der Unangepassteste unter den Unangepassten war, heute aber sehr, sehr berühmt ist und sehr, sehr teuer verkauft, sodass er sich jede freche Geste erlauben kann («Don’t bring the kids», schrieb die «New York Times» 2013 anlässlich seiner grossen Schau). Dass er sich an seine weniger erfolgreichen Weggefährten erinnert hat und seine Tochter ihnen eine Ausstellung ausgerichtet hat, ist eigentlich sehr schön und stärkt den Glauben ans Gute in der Welt. Und jedenfalls in dieser Schau, die den Titel «The Historical Box» trug, hing das Ding – ein monumentaler Penis, in schwarzer Kohle, obsessiv mit kreisenden Linien hingeschmiert, realistisch und surreal zugleich. Man konnte nicht wegschauen. Per Zufall sass ich damals am Abend in der Kronenhalle neben der Künstlerin, die ihn gemalt hat: Judith Bernstein. Auf den Ausdruck meiner Bewunderung hin lächelte diese und sagte ganz trocken: «Die Ausstellenden haben ein Glück, ich habe ihnen die Ausstellung gerockt.»

Judith Bernstein, muss man dazu wissen, war in den wilden Siebzigern eines der aufstrebenden Jungtalente mit Potenzial zum Weltruhm. Kühn, begabt und engagiert, entwickelte sie einen kraftvollen Malstil von grosser Originalität. Ihre Bilder von damals sind wütend. «Fuck Vietnam» oder «Jackoff Flag» schrieb sie unter Darstellungen, zu welchen sie Toilettenzeichnungen aus Herrentoiletten inspirierten. Schon damals gab es in ihren Bildern viele Schwänze. «Fun gun» nannte sie eines, und drückte damit nicht nur die Wut auf die männlich dominierte Machtpolitik, sondern auch das Selbstbewusstsein der weiblichen Begierde aus.

Judith Bernstein in den 70-er Jahren (links, vor ihrem Werk «Horizontal Plus #3»), Bernstein-Gemälde «Jackoff Flag von 1975», Judith heute mit der Sammlerin Gitti Hug
Judith Bernstein in den 70er-Jahren (links, vor ihrem Werk «Horizontal Plus #3»), Bernstein-Gemälde «Jackoff Flag» von 1975, Judith Bernstein heute mit der Sammlerin Gitti Hug.

Ende 2011 besuchte ich die Künstlerin in ihrem Atelier in New York. Mitten in Chinatown war das, zuoberst in einem Haus, das in der Schweiz als baufällig gelten würde. Riesige Räume, beinahe ungeheizt, vollgestellt mit alten Möbeln. An den Wänden, unter den Sofas, in riesigen Regalen und einfach überall waren diese Leinwände und Kohlezeichnungen – grossartigste, leuchtendste, expressivste, schlicht wunderbarste Werke. Judith Bernstein, langbeinig und voller jugendlicher Energie, verscheuchte Katzen, die dort mit ihr in grosser Zahl wohnten, zeigte mir die Werke und lachte sich halb kaputt über das Leben, das sie fast ein halbes Jahrhundert als Zeichnungslehrerin geführt hatte – «Can you imagine? Thousands and thousands of slow pupils!» Damals begann es gerade gut zu laufen für sie. Danach kam alles aufs Mal: Grosse Einzelschau im New Museum, Gavin Brown Gallery, ICA London, Studio Voltaire

Wie konnte man eine Malerin von diesem Format alle diese Jahre übersehen? Ein Mysterium. 1974 fand in Philadelphia eine Ausstellung feministischer Kunst statt, «Women’s Work». Als die Kuratoren, ein Mann und eine Frau, Judith Bernsteins «Horizontal» sahen, dieses Monster von einem schwarzen Phallus, hängten sie das Werk sofort ab. Proteste von Louise Bourgeois und Clement Greenberg halfen nicht. An der Eröffnung liefen alle mit einem Button herum, auf dem stand: «Where’s Bernstein?» Gute Frage. Die für alle die Jahre danach ihre Gültigkeit behielt.

Sie war zwischen den Fronten. Den Feministinnen waren ihre Symbole vielleicht zu männlich. Und den Männern wars ungeheuer, dass ein selbstbewusstes Mädel aus New Jersey sich ihres besten Stücks so kühn bemächtigte. Doch jetzt sieht man endlich die Kraft, die in ihrem Werk steckt. Witzig und todernst, mit psychologischem Subtext und enormer Ausdruckskraft. Sie hat nie aufgehört, obwohl der Mainstream sie alle die Jahre geflissentlich übersah. Wie sagt sie das selber? «It’s political. It’s sexual. And it’s right in your face.»

Die chinesische Sammlerin Gina Kuan mit Art Consultant Thomas Stauffer (links), Künstlerin Mia Marbach, Galerist und Künstler Mitchell Anderson und Jungkuratorin Lola Kramer vor Bernsteins Werk «Birth of the Universe #2» (Mitte), Wirtschaftsjournalist Beat Schmid vor «Gold Cunt»
Die chinesische Sammlerin Gina Kuan mit Art Consultant Thomas Stauffer (links), Künstlerin Mia Marfurt, Galerist und Künstler Mitchell Anderson und Jungkuratorin Lola Kramer vor Bernsteins Werk «Birth of the Universe #2» (Mitte), Journalist Beat Schmid vor «Gold Cunt».

An der Vernissage am Freitag bei Karma waren auch Sammler äusserst angetan. Manuel Gerber (der Neffe des legendären Berner Sammlers Toni Gerber) und auch die Juristin Gitti Hug (verwandt mit Musik Hug) schauten Bernsteins alte Penisse und neue Vaginas mit begehrendem Blick an. Wenig Wunder! In den neueren Werken, in welchen Judith Bernstein nun mit leuchtender Begeisterung auch das weibliche Genital feiert, spiegelt sich das Universum: die Milchstrasse, die Galaxien, das Phänomen des Big Bang. Man fällt in diese Bilder hinein wie in kosmische Tiefen, in welchen atomangetriebene künstlerische Schaffenslust spielend Lichtjahre der Mühsal überwindet. Prima Anfang für die Kunstsaison: Päääääääng!

Seasonopening in Zürich: Big Bang!

Ewa Hess am Donnerstag den 4. September 2014

The summer, Dear Readers, was how it was. Whoever stayed at home spent the days in the museums. That’s fine, because nothing whets your appetite for art like great art. Welcome to the new season!

Where: Zürich

When: Freitag, 29. August

What: Saisonstart der Galerien

Es geht los! Selfie vor dem Löwenbräu (links) Ein Objekt von Slavs and Tatars in der Kunsthalle, die schmale Löwenbräu-Treppe
Crowd on the stairs (left), an object by Slavs and Tatars in the Kunsthalle, double-selfie in front of the  Löwenbräu.

From Wednesday onwards, there were openings every evening in Zürich. You had to be in good form to follow the hot art trail. I was excited because one of my favourite artists was in town: Judith Bernstein. More about her and her fantastic show at Karma International later; she was one of the reasons why this seasonopening has been so oversexed. Ladies and gentlemen, all this exposure and body parts and postures … It wasn’t just Judith, who can be described as a female Homer of the genitalia, but also Dorothy Iannone in the Migros Museum; the minstrel of love in all its forms. And let’s not forget Peter Hujar at Mai 36. If Bernstein‘s genitalia depictions have somewhat heroic and Iannone’s sexy drawings tell tales from 1001 Arabian Nights, Hujars nudes are like sonnets – simultaneously melancholy and powerful.

«Organsmic Man» von Peter Hujar (links), Judith Bernsteins Werk "Birth of Universe: Gold Cunt" (2013, Mitte); «I Was Thinking of You» (1975) von Dorothy Iannone
«Orgasmic Man» by Peter Hujar (links), Judith Bernstein’s work «Birth of Universe: Gold Cunt» (2013, in the middle); «I Was Thinking of You» (1975) by Dorothy Iannone.

On Friday the Löwenbräu was crammed full. The naysayers, who predicted that it would never be ‘like before’ after the renovation, were proved wrong. The architects were smart to have left the main stairs to the building as narrow as before. Vernissage visitors are herd animals too. Such body to body contact when going up and down increases the sense of community.

Künstler Bruno Jakob und Galerist Peter Kilchmann in der Ausstellung «All is All» (links), Fabian Marti vor seinen Werken «Many Ouroboroi Magenta and Blue» (Mitte), Marina Olsen und Karolina Dankow von Karma International mit dem Sammler und Art Broker Manuel Gerber
Artist Bruno Jakob and galerist Peter Kilchmann in the show «All is All» (links), Fabian Marti in front of his work «Many Ouroboroi Magenta and Blue», Marina Olsen and Karolina Dankow of Karma International with the collector and art broker Manuel Gerber.

Most people have already met each other the evening before. For example, at Peter Kilchmann Gallery, where Fabian Marti is showing works in polyester – a novelty in his oeuvre. The material, which looks so clean, gleaming and appetising in its final state, must be really disgusting to handle – Marti cast it in moulds for his objects. Sticky and stinky. Like primeval soup! Marti’s ‘eggs’ and ‘vide-poches’ are teeming with symbols of rebirth and fertility. But maybe this inspiration resulted from a biographical coincidence because this bearded lucky devil is to marry beautifull Karolina Dankow, cofounder of Karma International, in a few weeks.

But anyway, I wanted to tell you about Karma and Judith Bernstein. The New Yorker got my attention at an exhibition at Hauser & Wirth. She was almost 70 years old then. The daughter of the Californian artist Paul McCarthy, Mara, was presenting US artists from the 70s. They had been brought to her attention by her dad, who was then the most unconformist amongst unconformists. Of course McCarthy is very famous now, an his works sell for large amounts, meaning that he can allow himself to shock the world (‘Don’t bring the kids’, wrote the ‘New York Times’ during his big retrospective). That he didn’t forget some of his less successful friends and that his daughter arranged an exhibition for them, is rather lovely and strengthens the belief in the goodness of the world. Anyway, the thing hung in this show, which bore the name ‘The Historical Box’ – a monumental penis in black coal, obsessively scrawled with circular lines; both realistic and surreal at the same time. You couldn’t look away. By chance that evening I sat in the ‘Kronenhalle‘ next to the artist who had painted it: Judith Bernstein. She smiled at my admiration and said dryly: ‘The exhibitors have been lucky, I rocked the show.‘

You also have to know that Judith Bernstein was one of the aspiring young talents in the wild seventies, with huge potential for international renown. Bold, gifted and engaged, she developed a powerful painting style with great originality. Her pictures from that time are furious. She wrote ‘Fuck Vietnam’ or ‘Jackoff Flag’ under her images, which had been inspired by bathroom graffiti from the men’s toilets. There were a lot of dicks in her pictures back even then. She called one ‘Fun gun’ and expressed not only her fury at the male dominated power politics but also the self confidence of female desire.

Judith Bernstein in den 70-er Jahren (links, vor ihrem Werk «Horizontal Plus #3»), Bernstein-Gemälde «Jackoff Flag von 1975», Judith heute mit der Sammlerin Gitti Hug
Judith Bernstein in the 70eies (left, vin front of her work «Horizontal Plus #3»), Bernstein’s painting «Jackoff Flag», 1975, Judith Bernstein now with the collector Gitti Hug.

At the end of 2011 I visited the artist in her studio in New York. It was in the middle of Chinatown, right at the top of a house that would be considered to be a ruin in Switzerland. Massive rooms, almost unheated, stuffed full of old furniture. And there were these canvases and coal drawings on the walls, under the sofas, on huge shelves, just everywhere – the most magnificent, vibrant, expressive and simply the most wonderful works. Judith Bernstein, long legged and full of youthful energy with 70, shooed away the cats that live there with her in large numbers and showed me the works. She also laughed her head off about the life that she had led as an art teacher for almost half a century – ‘Can you imagine? Thousands and thousands of slow pupils!‘ Then it began to go well for her. Afterwards everything came at one: a large individual show in the New Museum, Gavin Brown Gallery, ICA London, Studio Voltaire…

How could the world overlook a painter of the calibre for all these years? A mystery. In 1974 an exhibition of feminist art ‘Women’s Work’ took place in Philadelphia. When the curators, a man and a woman, saw Judith Bernstein’s ‘Horizontal‘, this monster of a black phallus, they immediately took the work down. Protests from Louise Bourgeois and Clement Greenberg were of no use. At the opening everyone walked round with a badge, on which it was written: ‘Where’s Bernstein?’ A good question. One that has retained its validity for all these years.

She was between two fronts. Her symbols were perhaps too manly for the feminists. And for men it was simply too shocking that a confident girl from New Jersey usurped their best piece so boldly. Yet people are finally seeing the power hidden in her work. Funny and deathly serious, with psychological subtext and enormous power of expression. She has never stopped even though the mainstream intentionally overlooked her all those years. How does she put it herself? ‘It’s political. It’s sexual. And it’s right in your face.’

Die chinesische Sammlerin Gina Kuan mit Art Consultant Thomas Stauffer (links), Künstlerin Mia Marbach, Galerist und Künstler Mitchell Anderson und Jungkuratorin Lola Kramer vor Bernsteins Werk «Birth of the Universe #2» (Mitte), Wirtschaftsjournalist Beat Schmid vor «Gold Cunt»
Die Chinese collector Gina Kuan with art consultant Thomas Stauffer (left), artist Mia Marfurt, galerist and artist Mitchell Anderson and the curator  Lola Kramer in front of Bernstein’s work «Birth of the Universe #2» (center), journalist Beat Schmid in front of «Gold Cunt».

At the opening on Friday at Karma, collectors were flocking around her. Manuel Gerber (nephew of the legendary Bernese collector Toni Gerber) and the lawyer Gitti Hug (connected to Musik Hug) viewed Bernstein’s old penises and new vaginas with desiring gazes. No wonder! The newer works, in which Judith Bernstein now celebrates the female genitals with glowing enthusiasm, reflect the universe: the Milky Way, the galaxies, the Big Bang phaenomenon. You fall into these pictures like falling into strange depths, in which nuclear powered artistic passion effortlessly overcomes light years of hardship. A great start for the art season: Baaaaaaang!