Peitsche, Mischler, Troubleshooter

Politblog

Adrian Amstutz (SVP), Ignazio Cassis (FDP) und Roger Nordmann (SP) füllen oder füllten das Amt des Fraktionschefs auf ganz unterschiedliche Weise aus. Fotos: Keystone

Wähle dein Herzblatt! Soll es Thomas Aeschi sein? Der smarte Unternehmensberater mit besten Beziehungen nach Herrliberg, immer sauber frisiert und rasiert, weit gereist und mit einem Diplom von Harvard? Oder vielleicht doch Alfred Heer? Der bodenständige IT-Unternehmer mit der lockeren Zunge und dem Herz auf dem rechten Fleck, der offensichtlich daran zweifelt, dass wir vom Affen abstammen? Es ist an dir, SVP!

Am nächsten Freitag wird die Partei ihren künftigen Fraktionschef wählen. Ebenso die FDP. Bei den Freisinnigen gibt es allerdings keine Herzblatt-Wand. Der Meldeschluss ist abgelaufen, Beat Walti der einzige Kandidat. Walti, Aeschi/Heer – wenn zwei der grössten Fraktionen im Bundeshaus eine neue Leitung erhalten, wird das das gesamte Gefüge innerhalb des Parlaments verändern. Auf welche Art und Weise, das hängt vor allem davon ab, wie die neuen Chefs ihre Rolle spielen werden. Vorbilder gibt es zuhauf. Eine kleine Typologie:

Die Strategen

Wo wäre die FDP wohl heute, wenn es Gabi Huber nicht gegeben hätte? Das besonders eindrückliche an der ehemaligen Fraktionschefin: Selten stimmten äussere Erscheinung (zäh, kontrolliert, trocken, sehr trocken) so mit der Rolle überein, die jemand auch gegen innen spielte (zäh, kontrolliert, trocken, sehr trocken). Huber schaffte es, die Parteiflügel innerhalb des Freisinns zu «versöhnen» (mit sanfter Gewalt) und fand gleichzeitig eine Sprache mit ihren Kollegen aus den anderen Fraktionen, die verstanden und akzeptiert wurde.

Die Mischler

Gehören eigentlich in die gleiche Kategorie wie die Strategen, sind einfach nicht ganz so erfolgreich. Ein Tick charmanter gegen aussen, ein Tick ohnmächtiger gegen innen. Ignazio Cassis war so ein Fraktionschef, bevor er kraft seines Tessiner Akzents in den Bundesrat gewählt wurde. Er wird jetzt auf der obersten Ebene den Mischler geben.

Die Peitschen

Die SVP-Kategorie. Caspar Baader, Adrian Amstutz, et al. Angst und Schrecken. Böse Blicke und scharfe Worte. Jene Sorte von Lehrern, die unliebsame Schüler zuerst vor allen bloss und dann vor die Tür stellen.

Die Troubleshooter

Besonders in grösseren Fraktionen wird einem die Rolle oftmals auch von den Kollegen aufgedrängt (Alternative: Umschulung zur «Peitsche»). Der war gemein zu mir! Warum darf die jetzt schon wieder reden? Warum bekomme ich die langweilige Kommission? Und warum bin ich nie im Fernsehen? In Fraktionen sitzen Menschen, und Menschen benehmen sich in Gruppen… Eben. Aktueller Hauptvertreter der Troubleshooter-Fraktion: Roger Nordmann, der sich im Moment an der Kunst versucht, bei den Sozialdemokraten alle auf dem etwa gleichen Grad von Gehässigkeit zu halten.

Die Gute-Laune-Verbreiter

Von einem Filippo Lombardi (er ist Fraktionschef der CVP), hört man jetzt nicht unbedingt, dass er einen politischen Masterplan hätte (ausser seine Person betreffend). Wenigstens ist er gesellig. Wenn man sich die anderen Kategorien so anschaut: Vielleicht ist das nicht die dümmste Wahl.

2 Kommentare zu «Peitsche, Mischler, Troubleshooter»

  • magerius sagt:

    Gefreite mit Major Charakteren waren und sind nie akzeptable Wahrhaftigkeiten!

  • Tom Maier sagt:

    schlussendlich sind die Fraktionschefs einfach ein Abbild der jeweiligen Partei, also eine plakative Zusammenfassung wie eine Partei funktioniert. Kann sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen.
    Ein interessanter Bericht, Danke Herr Loser.

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