Die letzte Hoffnung unserer Altersvorsorge

Altersvorsorge sollte entpolitisiert werden: Demonstration gegen «Berset-Paket» in Lausanne (30. Mai 2015). (Keystone/Laurent Gillieron)
Ist unser Erspartes in Bundesbern am besten aufgehoben?
Unser 3-Säulen-Vorsorgesystem ist im 20. Jahrhundert konzipiert worden und weder auf den demografischen Wandel noch auf die heutige Langlebigkeit ausgerichtet. Um den Schiffbruch rechtzeitig zu verhindern, ist die Eigenverantwortung zu stärken. Die freie Wahl der Pensionskasse ist das dafür geeignete Instrument.
10 Revisionen hat die AHV seit ihrer Einführung im Jahre 1948 hinter sich. Dank Wohlstand und Fortschritt in Medizin und Technik leben wir immer länger. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Allerdings muss die Altersvorsorge mit dem demografischen Wandel Schritt halten. Die Politik hat es versäumt, das im 20. Jahrhundert konzipierte 3-Säulen-Vorsorgesystem an die Bedingungen des 21. Jahrhunderts anzupassen.
Heute schreibt die AHV trotz 10 Milliarden Bundesbeiträgen über 320 Millionen CHF Verlust. Ein Arbeitsleben lang zahlen wir in die kapitalgedeckte Pensionskasse ein. Vom angesammelten Kapital werden jährlich 6,8 Prozent ausbezahlt, es ist folglich darauf ausgelegt, dass der durchschnittliche Schweizer 14,7 Jahre lang eine Rente beziehen wird. Gleichzeitig beträgt die heutige Lebenserwartung aber 85 Jahre – ein finanzielles Defizit ist vorprogrammiert. Das wird von den arbeitenden Personen in der Schweiz gedeckt, von denen jährlich je 1000 CHF an die Pensionierten umverteilt werden. Damit entspricht der aktuelle Rentenumwandlungssatz nicht mehr der Realität: er ist viel zu hoch. Als weitere Herausforderung kommt die von vielen Zentralbanken forcierte 0-Zins-Politik hinzu – galt die Anlagerendite bei den Pensionskassen doch lange als «dritter Beitragszahler».
Was nun? Wir müssen die Parameter in unserem Vorsorgesystem überdenken. Macht ein starres Referenzalter zum Eintritt in die Pension Sinn? Wieso legt der Bundesrat um Innenminister Alain Berset fest, wie unsere Vorsorgegelder zu investieren sind (der internationale Finanzmarkt richtet sich nicht nach den Wünschen von Schweizer Bundesräten)? Wieso wird der Rentenumwandlungssatz nicht von der Politik entkoppelt und vernünftig mathematisch berechnet?
Wieso eigentlich vertrauen wir den Grossteil unserer Vorsorge, also die Früchte langjähriger Arbeit, Bundesbern an, und übernehmen nicht mehr Eigenverantwortung?
Eine grundlegende Rentenreform kann nur gelingen, wenn wir institutionelle Regeln definieren, die von uns allen respektiert und gelebt werden. Dabei gilt es zwei Stossrichtungen zu verfolgen:
- Die AHV braucht dringend eine Schuldenbremse, welche den Rentenklau an der arbeitenden Bevölkerung bremst, ohne die laufenden Renten zu gefährden. Konkret heisst dies: Wenn die AHV Verluste schreibt, soll das Rentenalter pro Jahr um einen Monat erhöht werden. Des Weiteren sollen die Beiträge in das Umlagesystem langfristig gesenkt werden, um die kapitalgedeckte Vorsorge zu stärken.
- Die Eigenverantwortung in der 2. Säule ist zu stärken. Mit der Möglichkeit einer freien Pensionskassenwahl können sich Anbieter von hoher Qualität besser abheben, und wir alle können die Kasse auswählen, die unseren Bedürfnissen entspricht. Durch diesen Wettbewerbsmechanismus setzen sich die besten Kassen durch. Heute reglementiert der Bundesrat jedes kleine Detail bis hin zur Anlagestrategie der Pensionskassen. Die finanziellen Folgen durch die vielfach veralteten Vorschriften tragen wir alle.
Zusammengefasst heisst das: Weg von der Monopolversicherung, hin zu einer Versicherungspflicht mit Entscheidungsfreiheit. Die Altersvorsorge ist ein zu wichtiges Thema, um sie zum Spielball von Interessenpolitik zu machen. Sie muss entpolitisiert werden. Denken Sie an die kommenden Generationen und lassen Sie uns nicht zum Totengräber der Altersvorsorge werden.
47 Kommentare zu «Die letzte Hoffnung unserer Altersvorsorge»
Anstatt mein Geld für Jahrzehnte an den immer chaotischeren Finanzmärkten zu geringsten Zinsen und hohen Gebühren vegetieren zu lassen (2. und 3. Säule), ist es mir lieber, dieses geht direkt an die Rentner (AHV). Dies ist kostengünstiger, alimentiert nicht die Banken und treibt nicht die Mietpreise in die Höhe (Pensionskassen investieren gross in Mietobjekte und treiben die Preise hoch).
Da haben Sie recht.
Und wenn der Nullzins zum Standard wird, macht die 2. und 3. Säule ohnehin wenig Sinn, da sich das gesparte Geld gar nicht mehr vermehren kann.
Das war jetzt aber nicht der Wille des Volkes. Das hat zuerst die existenzsichernde AHV an der Urne abgelehnt und dann froehlich den kapitalgedeckten Pensionskassen zugestimmt. Und die hat es jetzt. Also seid jetzt endlich mal zufrieden mit dem eigenen Willen. War ja schliesslich ein Schnaeppchen, also da mussten wir doch zuschlagen.
Ja, Herr Hostettler. Sie haben recht mit den hohen Gebühren
1. … gerade weil diese immer wieder von Banken und Versicherungen versteckt + weggelogen werden.
2. Die Rechnung ist einfach (wenn auch nicht präzis, siehe Ziff. 1):
45 Beitragsjahre (Alter 20 – 65) mal ~1% Gebühren von Banken + Versicherungen auf der angelegten Summe = 45% der angelegten Summe. Banken + Versicherungen fressen also knapp die Hälfte weg, ohne Banken + Versicherungen wäre die Rente der 2. Säule doppelt so hoch, Lohnabzüge könnten gesenkt werden, Sozialhilfe wäre weniger nötig. Dies könnte erreicht werden durch mehr Wettbewerb, also z.B. die freie Wahl durch jedeN VersichertEn
– der Anlage
– des Vertragspartners.
ABER:
… die Versicherungs- + Bankenlobby will weiter abzocken + sponsored Politiker
Sie machen eine Rechenfehler, 1 % über 45 Jahre ergeben nicht 45 % des akkummulierten Altersvermögens, da sie ja dieses von sehr wenig bis nach 45 Jahren mehr anhäufen.
@Niklaus
Klar ergäbe es MEHR (1.01^45 = 1.56): Zinseszins-Effekt.
-> Darum haben ich von ~1% gesprochen
… und 0.000% Gebühren wäre auch nicht möglich
Man kann’s auch umgekehrt rechnen ~1% Verlust pro Jahr auf der angelegten Summe wäre 0.99^45 = 0.636 … das wären dann 36% Verlust
… aber dann hätten wir den Zinses-Zins-Effekt auf dem verlorenen Geld nicht berücksichtigt, also wäre der Verlust höher als 36%
… darum finde ich 45% Verlust (also etwa die Hälfte) eine vernünftige Daumenschätzung
Rechnen ist nicht ihre Stärke.
Wenn sie während 45 Jahren CHF 100.00 sparen und jährlich eine Gebühr von 1% zahlen, haben sie am Schluss CHF 3’638.15. Das sind 81% des Totals der Einzahlungen von CHF 4’500.00.
Es gibt langsam aber sicher keine grosse Hoffnungen mehr in der gesicherten Altersvorsorge. Wer nicht selbst genügend gut betucht war und genügend Kapital für das Alter Ordnen konnte, wird das Nachsehen haben. Wird es doch noch soweit kommen, dass dann diese Mittellosen zur Pension vom Staat ein Wässerchen bekommen um sich in angenehmster Weise von dieser Welt zu verabschieden.
So lassen sich dann für viele auf einfache Weise die Probleme der Altersversorgung definitiv und endgültig lösen.
Der Ansatz ist richtig, nur sollte man zu Ende denken.
Die Rechnung in der Pensionskasse ist ganz einfach: Rente = angespartes Kapital / Bezugsdauer (20Jahre) + die Zinsen aus dem Kapital. Genau wie bei jedem Bankkonto. Das ergibt eine mit zunehmendem Alter sinkende Rente, was dem reellen Bedarf entspricht. Die fixe Idee, dass die Rente einmal festgelegt unveränderlich sein soll, die muss aus den Köpfen raus.
Und es braucht eine Lösung für die vielen vielen Selbständigen, die es beim besten Willen nicht schaffen die nötigen 400-500’000 Franken in der PK anzusparen. Die Selbständigen vergisst man immer, in diesem Staat, als ob es hierzulande nur Angestelle gäbe.
Und wundert sich nachher über steigende Kosten in der EL, und wundert sich, dass die Rechnung insgesamt nicht aufgeht.
Rentenaltererhöhung kommt nur in Frage wenn den Unternehmen Zwangskontingente für Ü60 ff. auferlegt werden. Notfalls kann man die Pensionierung resp. AHV und 2. Säule dann auch ganz abschaffen, so dass man nur noch eine IV braucht.
Orientieren Sie sich am ältesten Postangestellten der USA, der im Alter 95 gemeint hat, irgenwann sei es halt Zeit um aufzuhören.
Die zweite Säule könnte man aufheben unter der Voraussetzung, dass die Beiträge und Leistungen der AHV angepasst werden. Daran haben aber die privaten Versicherungen und die Berater, die sich an der 2. Säule gesund stossen, kein Interesse bzw. sie werden versuchen, entsprechende Bestrebungen mit aller Kraft zu verhindern.
Ich gehe mit Ihnen einig, dass die Pensionskasse frei gewählt werden sollte. Entfallen würde dabei, dass man bei jedem Stellenwechsel auch die Kasse wechseln muss, was immer ein Risiko sein kann, wenn sie z.B. in Unterdeckung ist. Der unverhältnismässige Verwaltungsaufwand durch die vielen PK würde sinken, was den Versicherten zugute käme.
Nicht einig gehe ich mit Ihnen, dass das BVG vom Bund zu stark reglementiert ist. Für die PK bestehen unzählige Schlupflöcher und schwammige Gesetzesformulierungen, die sie immer auf Kosten der Versicherten ausschöpfen. Ist sie in Unterdeckung wird gekönt und auf Kosten der Versicherten saniert, hat sie Überschüsse verhält sie sich ruhig und arbeitet in den eigenen Sack. Auch das Unternehmen mit eigener PK profitiert vom Sparhafen im Hintergrund.
Wenn auf dem Finanzmarkt keine Rendite mehr zu erzielen ist, ist das Prinzip 2. Säule gescheitert. Folglich kann für eine angemessene Rentenversorgung nur die erste Säule, die auf tatsächlicher Wertschöpfung basiert, langfristig funktionieren. Alles andere ist Wunschdenken und Klientelpolitik.
Sie verwechseln wohl wieder die nominellen Zinsen mit den Realzinsen. Auf dem Finanzmarkt kann auch heute eine Rendite erzielt werden und so wird es auch in Zukunft bleiben.
Ein guter Beitrag dazu hier:
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Die-Nullzinsen-sind-keine-Nullzinsen/story/20919552
Auch die erste Säule hat Nachteile. Was machen Sie, wenn die zukünftige Generation beschliesst, keine AHV mehr einzuzahlen (weil die Last immer grössen wird)? Ein Mix zwischen den 3 Säulen ist doch weiterhin ein sinnvolles und bewährtes System, allerdings muss es der Inflation/Deflation sowie der steigenden Lebenserwartung angepasst werden.
Ein sehr wichtiger Kommentar. Leider sind viele Menschen schlichtweg nicht in der Lage, real anstatt nominal zu denken.
Als Einschränkung kann man anfügen, dass es erstens verschiedene Arten zur Messung der Inflation gibt, und zweitens jeder Mensch einen eigenes Bedürfnis an Waren und Dienstleistungen hat. Deswegen kann die „individuelle Inflation“ deutlich von der offiziellen abweichen.
Völlig richtig erkannt. Die BVG-Versicherten inkl. Arbeitgeber zahlen in den 40 Jahren 500% eines angenommenen Lohnes ein. Bei der anfänglichen Verzinsung mit 4% machte der Zinsanteil 559% aus. Bei einem Zinssatz von 1.5% sinkt der Zinsanteil auf 149.82%. Bei Null Prozent sinkt er gar auf Null.
Bei einem angenommenen Lohn von Fr. 6000, 4% Verzinsung und 7.2% Umwandlungssatz ergibt sich eine Jahres-Rente von Fr. 41223. Mit Verzinsung 2% und Umwandlungssatz 6.4% beträgt die Rente noch 24663. Ein jährliches Minus von 16560. Bei einer angenommenen Lebenserwartung von 20 Jahren ergibt dies ein Minus von rund 331000 Franken. Wahrlich kein Pappenstiel.
genau. was bringt es mir, zwischen anbietern wählen zu können, wenn die 2. säule (wie auch die 3.) gar nichts mehr abwirft? die ahv muss im gegenteil gestärkt und ausgebaut werden, um die belastenden effekte babyboomer und finanzkrise abzufedern. jetzt dort zu sparen und abzubauen wäre etwa gleich gescheit, wie in unsicheren aussenpolitischen zeiten bei der rüstung zu sparen.
sicherheit, auch rentensicherheit kostet. aber ich denke die meisten schweizer werden sich diese sicherheit nicht nehmen lassen und die neuen aushöhlungsversuche der rechtsbürgerlichen an der urne stoppen.
‚(Die Altersvorsorge) … muss entpolitisiert werden.‘
Das ist doch wohl nicht ernst gemeint. Was sonst als ein politisches Thema ist die gesetzliche Altersvorsorge denn?
Keine Angst, sowas kann nur von einem der letzten gläubigen Neoliberalfanatikern kommen. In der Schweiz gilt ja die Glaubens- und Meinungsfreiheit. Äh, übrigens, was hätte wohl Silberschmidt geschwafelt, wenn statt Berset ein FDP-Mann diesem Departement vorstände ? Schono blöd, gell.
Knapp, aber treffend!
Es ist sehr wichtig, dass die Jugend auch eine Stimme in dieser Debatte hat. In diesem Sinne danke ich für diesen Beitrag und hoffe, dass die Politiker im Sinne einer nachhaltigen Finanzierbarkeit unserer Vorsorge Sorge tragen.
Die Jugend will im Gegensatz zu Herrn Silberschmidt grösstenteils nicht noch mehr „freier“ Markt und Spekulation.
Wir wollen eine sichere und unkomplizierte Altersvorsorge. Dies bedeutet aber nicht automatisch, dass das Rentenalter angehoben werden muss, sondern es bietet eine Chance, das Geld dort zu holen wo es ist, nämlich bei den gut verdienenden Aktionären, bei den Immobilienhaien, etc…
@Siegrist
Tönt ja so als würde sich die Jugend gerne mit Faulenzen und Klauen begnügen…
Ich bin ja auch der Meinung, dass nur der Staat mit Grundstücken Gewinn machen dürfte. Aber das bedürfte wohl andererweitiger Gesetzesänderungen. Und auch heute schon gibt es die Möglichkeit des Baurechtzinses.
Typisch neoliberale Irrwege die von völlig unsinnigen Annahmen zum menschlichen sozialen Verhalten ausgehen. Privatiseren alles mögliche und verstehen das als Freiheit, treiben damit aber hunderte tausende in die Abhängigkeit von privaten Investoren und ihren Wunschvorstellungen zur Gesellschaft.
Entpolitisieren heisst, das künftig AGB, und eben Investoren entscheiden, mit unbezahlbaren Gerichten und neoliberalen Richtern.
Zurück auf Feld eins…
Der Umwandlungssatz im Gesetz (6.8%) gilt nur für den obligatorischen Teil des Alterskapitals. Wegen dem vom Bundesgericht bestätigten Anrechnungsprinzip (Schattenrechnung) können die Pensionskassen schon heute davon abweichen und in den Reglementen niedrigere Sätze festlegen. Man kann sich also fragen, was das Gejammer eigentlich soll. Die theoretische, maximal erreichbare Rente im BVG-Obligatorium beträgt weniger als 2’400 Franken pro Monat. Löcher im obligatorischen Teil des Alterskapitals der Versicherten sind zudem weit verbreitet und nach geltendem Recht irreparabel.
Bei so einer empfindlichen Sache wie Rentenfinanzierung das hohe Lied des freien Marktes zu singen nutzt leider überhaupt nichts, wenn die Märkte aus den Fugen sind.
Als ob derzeit am Kapitalmarkt Gewinne zu erzielen wären. Tonnenweise Instituionalisiertes Geld auf der Suche nach sinnvollen Investitionen, und weit und breit keine in Sicht.
Wenn Europa seine Abhängigkeit von Ölscheichen und Gasoligarchen reduzieren wollte, dann wären genügend sinnvolle Investitionen in Sicht.
Das Problem ist jedoch, dass die Gleichen welche alles privatisieren wollen, auch diese sehr teure Abhängigkeit nicht reduzieren möchten.
Es ist schade, wie wenig Hintergrundwissen Herr und Frau Schweizer über ihre Vorsorgesysteme wissen. Klar, muss nicht jeder Versicherungsmathematiker sein – aber wann begreifen die Leute endlich mal:
Es sind auch Ehegattenrenten versichert! Die „Bezugsdauer-Formel“ ist einfach falsch. Andri Silberschmidt, Mike Wieland – beide haben es nicht begriffen.
Sehr geehrte Frau Rubina Rilischio
Sicher sind die Ehegeattenrenten mitversichert. Aber wenn ich rechne und ich und meine Frau die maximalen Einzelrenten beziehen würden, bekämen wir Im Monat Fr. 4’700.00, jetzt bekommen wir Fr. 3’525.00. Ist das gerecht, heute da meistens beide Ehepartner berufstätig sind und auch die 2. Säule dem Hinterbliebenen vermacht werden kann ist diese mehr als ungerecht. Für Renten und Steuern muss ein Vollsplitting vorgesehen und umgesetzt werden.
Für meine Frau und mich, macht dies Fr. 1’175.00 im Monat oder Fr. 14’100.00 im Jahr oder umgerechnet auf die Lebenserwartung 85 Fr. 282’000.00 aus. In
dieser Betrachtung ist die steuerliche Heiratsstrafe noch nicht berücksichtigt.
Die AHV ist nicht an der Einzahlungsleistung, sondern am Bedarf orientiert. Sie ist im ursprünglichen Sinne des Wortes sozial angelegt.
Nur verstehen wir das nach Drei Jahrzehnten Axiom: „Egoismus ist gut! Gemeinsinn funktioniert nicht!“ nicht mehr.
Ws ging mir ja nicht darum, etwas über die Angemessenheit oder das Versicherungsniveau der erreichten Rentenleistung auszusagen. Hauptanliegen: die oft zitierte, aber falsche Milchbüechli-Rechnung zu kritisieren.
Davon gibt es hier, in den Kommentaren, übrigens noch weitere. Sobald z.B. noch ein Zinseffekt dazu kommt, versagt das Gerechne vollends. Man kommt nicht umhin, das für gezielte Desinformation zu halten: „Seht nur, so werden wir beschissen.“
Da kann ich auch milchbüechlig dagegen halten: Wer „nur“ 40 Jahre einzahlen, und 20 beziehen will, muss sich eine halbe spätere Rente pro Zeit einzahlen. Auch ohne Zins und Ehegattenrente.
„Du willst 2’000.- pro Monat Rente? Dann musst du bereit sein, 1’000.- pro Monat einzuzahlen (zusammen mit der Firma).“
@Hotel Papa
Wenn der Papierli-Zustand „ledig“ oder „verheiratet“ über so viel Geld entscheidet, kann das System nicht fair funktionieren – es ist ja auch nicht fair ausgelegt.
Und was heisst denn Bedarf? Ein 10-fach Millionär bräuchte allenfalls wohl weder PK noch AHV, kriegt beides aber trotzdem. So ganz bedarfsbezogen ist das System also auch nicht.
Und wie wäre ein Bedarfsgerechtes System? Jeden Tag seinen letzten verdienten Rappen für Luxus auszugeben – nur damit dann im Alter der Sozialstaat für einen aufkommen muss?
Insofern ist es praktisch unmöglich ein faires System aufzubauen, sind doch gewisse Leute durchaus an ihrer eigenen Armut komplett selbstverschuldet.
Die Frage ist also nicht bloss nach Fairness, sondern nach Nutzen. Was nützt uns allen am meisten?
Alle die nicht rechnen können sind gegen eine Änderung und für beibehaltung der heutigen (zu hohen) Renten. Es braucht neue, aktuelle Grundlagen für die längere Lebenserwartung und die tieferen Kapitalerträge. Das ergibt dann eine Minimalrente, die ist sicher und eine periodische Überschussbeteiliging, diese ist von den aktuell erzielten Daten abhängig.
Das zweite Problem ist die Zwangsversicherung beim Arbeitgeber, die PK muss frei wählbar sein, dem Arbeitgeber steht es frei selbst ein Kasse zu führen.
Das dritte Problem sind die staatlichen Kassen, die wenn schlecht geführt, immer wieder vom Steuerzahler saniert werden müssen. Es herrscht Wunschdenken und Unwissen bei unseren Politkern vor, das Problem wird so lange negiert, bis zum Knall, den werden unsere Kinder zahlen müssen!
Gut gejammert! Während die Bürgerlichen dafür sorgen, dass es den Reichen und Unternehmen in diesem Land immer besser geht, erwarten sie von den Lohnsklaven ständig mehr Bescheidenheit. Wie wärs, wenn die vermögenden Bürgerlichen einfach auf ihre Renten aus AHV und PK zugunsten der bedürftigen Bürger verzichten? Das wäre doch mal eine Lösung, die unserer Gesellschaft viel mehr bringt als das ständige Gejammer der Privilegierten!
70 Franken mehr AHV – gut dass die „bürgerlichen“ diesem unsinnigen Ansinnen zusinnen!
Im Artikel wird die „…von den Zentralbanken forcierte 0% Politik“ erwähnt, die sich auf die Renditen der Pensionskassen negativ auswirkt. Ist es aber nicht viel eher eine den Zentralbanken u.a. durch Fehler der Wirtschaft wie auch der Politik auf’s Auge gedrückte Auswirkung der Geldmengenausweitung verursacht durch die Finanzkrise (2007) oder der grassierenden Staatsverschuldung (USA, Spanien, Irland, Griechenland, Portugal etc., etc.). Und natürlich gäbe es ja noch die Möglichkeit die AHV-Beitragssätze sowohl der AN als auch der AG entsprechend zu erhöhen. Nur will das selbstverständlich die Wirtschaft nicht. Lieber die Sozialwerke über Erhöhung der MwSt. sanieren. Warum wohl?
Glücklicherweise wird der Unfug mit einem Rentenalter > 65 nicht die geringste Chance beim Stimmvolk haben. FDP und SVP betreiben hier eine zynische Vernebelungstaktik, um das Hauptthema – Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen schlicht und ergreifend bis 65 mehr einzahlen! – zu verschleiern.
Was für eine erbärmliche Politik…
Man schaue auf die Parteizugehörigkeit – und den Rest kann man sich sparen! Ausser wenn man mal wieder staundend vor dem Riesenberg an Ungereimtheiten stehen will, der aus dieser Küche regelmässig über uns ergossen wird. Auszug:
1. Für wen, ausser für in den Finanzmärkten gut bewanderte Wohlhabende, ist die vorgeschlagene „Lösung“ praktikabel? Für 98% der Bevölkerung sicher nicht!
2. Die tiefen Zinsen sind ja ein Zeichen dafür dass der „Markt“ für „Kapital“ heute übersättigt ist: Wieso soll man jetzt ausgerechnet noch mehr Kapital anhäufen?
3. Die AHV ist wie das Stöckli auf dem Bauernhof: die Aktiven versorgen die Alten mit. Anpassungen wegen Lebenserwartung, Produktivität usw. sind nötig, aber die Sache ist so transparent wie kein Kapitalmarkt jemals sein wird!
Die Politik hat auf der ganzen Linie versagt. Ebenso hätte schob längst die 1. und 2. Säule den heutigen Gegebenheiten angepasst werden sollen. D.h. die heutigen Rentner müssten weniger bekommen weil immer weiniger in diese Institutionen einzahlen. Aber das ist halt ein heisses Eisen das kein Politiker anfassen möchte.
Die Jungen zahlen immer mehr Abgaben und bekommen davon wahrscheinlich nichts mehr zu sehen!
„Denken Sie an die kommenden Generationen und lassen Sie uns nicht zum Totengräber der Altersvorsorge werden.“
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Ja, bitte Herr Silberschmidt , denken Sie endlich einmal an die vielen Leute, die von der tiefen AHV nicht leben können und erhöhen Sie die Beitragssätze! Keine andere Sozialversicherung hat so lange die Beitragssätze eingefroren wie die AHV (seit 1975!). Sie betreiben nur Sozialabbau….. Sie müssen noch viel lernen….
Martin Bär – dieser „Andri Silberschmidt“ muss nichts lernen wenn er nicht will.
Was er jedoch tun könnte: 1. Sämtliche pseudonym-liberalen Meinungsäusserungen seines urstammesbrüderlichen Dorfarztes „Arnold Silberschmidt“ alias „Casimir“ studieren. QUELLE: Ortsmuseum Richterswil.
2. Die einschlägigen Publikationen der eidg. zert. „Reichmuth & Co Privatbankier“ (Gründer Karl Reichmuth, sen.) auswendig lernen. Rollenstudium für ein dürrenmattliCHes CH-Drama an der PFAUENBÜHNE. 3. Den Erlebnisbericht „DER FALL WEIL“ des ehemaligen CH-Geiselhäftlings der US-Justiz „Raoul Weil“ durchlesen. Ein „Fall für alle Fälle“! 4. „Die Undankbarkeit“ des Alain Finkielkraut geb. *1949, franz. Professor der Philosophie – zu Gemüte führen ….
Die Berechnung stimmt nur mit einem technischen Zinssatz von Null Prozent. Tatsächlich ist er aber immer noch etwa 2 bis 2,5 Prozent. Die Berechnung gilt für den aktuellen Moment mit historisch tiefster Zinsstruktur. Weder spätere Renditeentwicklungen (eher steigend) noch Änderungen in der Lebenserwartung (eher sinkend) sind berücksichtigt. Die BVG ist immer noch eine der besten Systeme für eine Alterssicherung. Einzig der Kapitalbezug des obligatorischen Teils sollte abgeschafft werden.
1. Schuldenbremse nimmt den Politikern den Anreiz langfristige Lösungen bzw. Reformen auszuarbeiten. Anstelle wird einfach das Rentenalter erhöht was vor allem zum Leid der aktiven, jungen Bevölkerung geschieht, ohne die Last auf die gesamte Bevölkerung zu verteilen.
2. Die heutige zweite Säule lebt von diesen drei Eckpunkten: Non-Profit-Struktur, Arbeitgeberbindung, Obligatorium. Ermöglicht man eine freie Wahl dann sind wir ziemlich schnell im Falle der privaten Versicherungen: Jederzeitige Liquidarbarkeit (da Wechsel möglich) dadurch hoher Liquiditätsbedarf und enorm vorsichtige Anlagestratgie. Folglich sinken die Ertragsmöglichkeiten auf ein Minimum. Ein kurfristige Unterdeckung und intertemporaler Risikotransfers (die stärke des heutigen Systems) wird nicht mehr möglich sein.
Ich schlage vor, dass es nur noch eine Alten Kasse gibt. Auch die Kasse der Ergänzungsleistung gehört dazu. Jeder und jede die in Rente gehen bekommen zB pro Monat steuerfrei Fr. 4000 (alleinstehende) und Fr. 6000 (Ehepaare). Das müssen aber alle spätestens dann wissen, wenn sie die Volljährigkeit erreicht haben. Wer in Rente geht, der ist ja materiell abgedeckt. Zu Zeiten der Arbeit kann man sich ja noch einiges ansparen, wer mehr als Fr. 4000 zum Leben haben muss. Das ist zumutbar. Der Rentenbezug soll frühestens mit 60 Jahren beginnen. Die Rechnung sollte aufgehen. Allen Rentner haben genug Geld. Geben es auch wieder eher aus und das Geld bleibt im Umlauf. Warum warten und kneifen wenn man am Arbeitsmarkt ab 50 nicht mehr gefragt bist. Der Staat wird so komfortabel entlastet.
Um die schrittweise Erhöhung des AHV-Alters kommen wir bei Unterdeckung des AHV-Fonds wohl nicht herum. Gleichzeitig muss aber die Wirtschaft (echt!) bereit sein, ältere MA zu beschäftigen! Ansonsten rutschen diese nur in die Sozialhilfe (AL/EL/Sozialhilfe) und der Staat (wir) kommt wieder für sie auf.
Der UWS der PK muss klar gesenkt werden, wie es die Rentenreform auch will. Frage ist nur, wie werden die Ausfälle kompensiert. Höhere Beiträge? Früherer Beitragsbeginn des Sparprozesses? Senkung des Koordinationabzugs? So kämen auch tiefere Löhne (Detailhandel/TZ) in den Genuss von PK-Leistungen.
Freie Wahl der PK: Guter Denkansatz und würde den Wettbewerb unter den PK fördern (Sicherheit, Anlagerenditen, Verwaltungskosten). Nur, die AG würden wohl nicht mehr jedem 1/2 der Beiträge zahlen