Die Wahlen im Welschland: Kein Graben

Kein Graben festzustellen zwischen Welschland und Deutschschweiz: Auch im Welschland gibt die «Explosion der Mitte», so Pierre Ruetschi, Chefredaktor der «Tribune de Genève», «dieser Misstrauens-Antrag an die traditionellen Parteien» am meisten zu reden. Und natürlich die Wahl-Verlierer: selbstverständlich auch Blocher und die SVP, aber vor allem die Informatiker des Kantons Waadt. Der Staatskanzler Vincent Grandjean musste fast stündlich bekannt geben, wie es um die Auszählung im grössten Kanton des Welschlandes steht: Es wird bald klappen, nein, es klappt nicht, jetzt ist die Panne behoben, nein, jetzt haben wir eine neue Panne, die definitive Auszählung kann erst am Montag stattfinden. Peinlich, peinlich, zumal das Informatik-System des Kantons Waadt aufgrund jahrelanger Querelen zwischen Staatsinformatikern und Auftragsfirma seit Jahren immer wieder Pannen hatte.

Der zweite grosse Verlierer war für die welschen Medien nur über elektronische Links verfügbar, da er für die Elefantenrunde nach Zürich reisen musste: Ueli Leuenberger, der Präsident der Grünen, der bis vor wenigen Tagen noch mit einem Einzug der Grünen in den Bundesrat liebäugelte, gab sich am Sonntagabend eher kleinlaut. Er ist einer der Hauptverantwortlichen für die stramm linke Ausrichtung der Grünen, zu links auch für viele Welsche, die sich den Grünliberalen zugewandt haben, allerdings noch ohne grosse Bewegung: Laut Hochrechnungen schafft die GLP in der Romandie einen ersten Sitz mit der charismatischen Waadtländerin Isabelle Chevalley, aber das muss (siehe oben) noch bestätigt werden.

Sowohl GLP wie BDP, die neuen Formationen der Mitte, haben noch nicht die gleiche Bedeutung wie in Zürich und anderswo in der deutschen Schweiz.

Die Grünen waren vielen Romands zu links: Grüne-Präsident Ueli Leuenberger.

Die Grünen waren vielen Romands vermutlich zu links: Der Präsident der Grünen, Ueli Leuenberger.

Das wichtigste Thema kurz vor dem Urnengang war in den Medien am Genfersee und in den «Cafés du Commerce» der immer lauter werdende Ruf nach Transparenz in der Finanzierung der Kampagnen.

Grundsätzlich machen sich die grossen nationalen gesellschaftlichen und politischen Trends im Welschland immer mit einer gewissen Verspätung bemerkbar: Sowohl GLP wie BDP, die neuen Formationen der Mitte, haben noch nicht die gleiche Bedeutung wie in Zürich und anderswo in der deutschen Schweiz. Dafür politisiert in Genf rechts von der SVP das fremdenfeindliche Mouvement des Citoyens Genevois erfolgreich und schickt erstmals einen Vertreter nach Bern. Dies allerdings vor allem, weil es der SVP in Genf nicht gelungen ist, mehrere starke Persönlichkeiten aufzubauen.

Auch im Welschland blickt man schon seit geraumer Zeit vor allem auf den 12. Dezember, die Bundesrats-Ersatzwahl für Micheline Calmy-Rey. Der Freiburger Alain Berset, «Everybody’s Darling», hat seine Kandidatur längst angemeldet, der Waadtländer, Pierre-Yves Maillard, wird es voraussichtlich am Mittwoch tun, die Resultate der SP sind in beiden Kantonen positiv mit je einem Sitzgewinn. Der Freiburger SVP-Nationalrat Jean-François Rime hingegen, dürfte als Verlegenheitskandidat der SVP definitiv aus dem Rennen gefallen sein, er hat ein erstaunlich mageres Resultat eingefahren.

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9 Kommentare zu «Die Wahlen im Welschland: Kein Graben»

  • Erich Diem sagt:

    Dass die Grünen Stimmen verloren haben, weil sie zu links seien, ist Habakuk. Wenn man die konkreten Resultate anschaut, haben die Grünen ihre Sitze an linke Gewerkschafter verloren (zB in Solothurn).

    • Pascal Meister sagt:

      Das werden die Analysen zeigen, was konkret wie abgelaufen ist. Immerhin ist der Sitz des Zuger Grünen Jo Lang direkt zur FDP gewandert…

    • Hans Eichhorn sagt:

      Hmm, meine Stimme ging an die GLP, genau weil die Grünen viel zu weit links stehen …

  • Jeanclaude sagt:

    wie üblich guter Kommentar, trotz durchschimmerndem Frust wegen dem Resultat der SVP…

  • Hannes Estermann sagt:

    Was in keinem Kommentar (egal in welcher Zeitung ) kommentiert wird ist das Ende der unheiligen Allianz der SVP/SP.
    Das allein hat die Wahl qualitativ hochaufgewertet.

  • alfred kellerhals sagt:

    Panne informatique lors des élections nationales qui ont lieu que tous les quartes ans..! Pourquoi je ne suis pas surpris que ça arrive en Romandie…. ?

  • M. Bättiger sagt:

    Hat sich den eigentlich so viel verändert vom Ist-Zustand zum zukünftigen Parlament? Die SVP – heute mit 57 Sitzen – wird wohl 3 Sitze verlieren (die anderen Verluste sind ja schon 2007 an die BDP gegangen) dafür kommen 2 zusätzliche „rechter Sitz“ des MCR und der Lega. Die Linke (SP/Grüne/GrüneAlternative) – wird voraussichtlich 4 Sitze verlieren. Und die grosse Mitte (ob der SVP-Kritik hab ich in diesem Blatt eine echte Auseinandersetzung mit den Unterschieden dieser Mitte-Parteien sträflich vermisst) gewinnt somit ca. 5 Sitze.

  • On jette l’opprobre sur les informaticiens et les petites mains, c’est facile. Il convient cependant de rappeler que le chef du département actuel a payé à prix d’or un consultant externe, retraité chef de service du canton de Vaud pour soi-disant réorganiser l’informatique. La responsabilité de ce fiasco est donc à attribuer au plus haut niveau. Mieux aurait valu faire confiance à de jeunes collaborateurs, moins politiques mais plus compétents. Heureusement que le responsable du département s’en va, cela limitera les dégâts futurs.

  • Hans Gross sagt:

    Die Grünen hatten 2007 viele Sitze dank Proporzglück gewonnen. Das mag einen Teil der Verluste von 2011 erklären. Das andere Problem ist, dass die SP mit der Cleantech-Initiative das Umwelt-Dossier zu sich genommen hat und das Thema mit SP-Stärken wie Arbeismarkt- und Sozialpolitik verlinkt hat. Da sind die Grünen ins Hintertreffen geraten.

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