Liebe Romands in Bundesbern: Macht es wie im Fussball!

In weniger als einem Monat wird man in der höchsten Spielklasse des Schweizer Fussballs doppelt so viel Französisch hören als bisher. Zum Saisonanfang der Super League werden nicht mehr zwei, sondern gleich vier von zehn Vereine welsche Clubs sein. Was sagt man dazu? Der unerwartete Aufstieg von Lausanne Sport und Servette Genf bringt neben dem FC Sion und Neuchâtel Xamax zwei Mannschaften ins Rennen, die zu den Grossen des Schweizer Fussballs gehören.

Sind sich die Welschen normalerweise doch gewöhnt, gegen die Omnipräsenz und Omnipotenz der Deutschschweizer in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens zu meckern, so können sie diesmal gar nichts sagen. Wenn man bedenkt, dass zwei von zehn Schweizern Französisch sprechen, waren die Romands in der letzten Saison mathematisch gesehen korrekt vertreten. In der Spielsaison 2011-2012 werden sie also übervertreten sein.

Gerade wegen ihrer Erfahrung als Minderheit könnten jetzt die Romands erwarten, dass ihre Landsleute von ennet der Saane nun selbst ein bisschen frustriert sind – nicht zu reden von den Tessinern, die die nächste Saison von der Zuschauertribüne aus mitverfolgen müssen. «Überhaupt nicht», erwiderte mir kürzlich ein Zürcher Fussballfan. «Im Gegenteil, der Sport wird so viel interessanter. Servette zum Beispiel ist eine Mannschaft, deren grosse Zeiten gute Erinnerungen bei uns hinterlassen haben – samt den Genfer Fans. Wir sind darum einiges glücklicher, Lausanne oder Servette in der Super League zu haben als Vaduz.»

Von einem Departement zum anderen und je nach Hierarchie-Ebene hingegen gibt es riesige Unterschiede, so dass manchmal das Deutsche fast oder ganz vorherrscht.

Wer Leistung erbringt, braucht keine Quoten: Spieler von Servette jubeln nach einem Tor im entscheidenden Spiel der Barrage.

Wer Leistung erbringt, braucht keine Quoten: Lausannes fans feiern nach einem Tor gegen Biel.

Also gut, dann sind ja alle zufrieden. Warten wir also auf den Anpfiff, um zu sehen, wer der Bessere ist und geniessen die Deutschschweizer Fairness. Aber vom Sport ausgehend, können wir Welschen nicht anders, als aus dieser schönen Leistung der Französischsprachigen eine Parallele zur Politik zu ziehen. Und ohne weit suchen zu müssen, finden wir schon einen Vergleich in der Anzahl französisch- oder italienischsprachiger Präsidenten der wichtigsten Parteien des Landes.

Christian Levrat (SP), Romand. Christophe Darbellay (CVP), Romand. Ueli Leuenberger (Grüne), klarer Deutschschweizer, aber wohnhaft in Genf. Und schliesslich Fulvio Pelli (FDP), Tessiner. Bleiben nur noch die SVP mit dem St. Galler Toni Brunner und der Berner Hans Grunder an der Spitze der jungen BDP. Natürlich ist diese Verteilung eher zufällig und bedeutet nicht unbedingt, dass diese Leute die Fähigsten sind. Bei den grossen landesweiten Debatten ist es für die frankophonen Medien aber ein Vorteil. Sind die französisch- oder italienischsprachigen Chefs der Regierungsparteien für uns zugänglicher.

Weniger rosig sieht die Situation in der Bundesverwaltung aus. Es ist nicht die allgemeine Verteilung der Sprachen, die zu wünschen übrig lässt. Diese ist im Gegenteil sehr nahe an der demographischen Realität. Von einem Departement zum anderen und je nach Hierarchie-Ebene hingegen gibt es riesige Unterschiede, so dass manchmal das Deutsche fast oder ganz vorherrscht. Neben den regelmässigen Interventionen der welschen und der Tessiner Politiker zu diesem Thema hat eine Studie, die 2009 herausgekommen ist, die Untervertretung der lateinischen Schweiz in den Kadern unterstrichen. Das hat den Bundesrat dazu bewegt, Massnahmen zu ergreifen, die nun seit einem Jahr in Kraft sind: fixe Quoten, Schaffung und Anstellung eines Delegierten für Mehrsprachigkeit, Einstellung von Übersetzern.

Während wir auf die Wirkungen dieser Massnahmen warten, nehmen wir uns ein Beispiel am Fussball. Es brauchte dort keine Quoten, damit die Romands an die nationale Spitze zurückkehren. Sondern Training, Engagement und Schweiss. Und als sich der Erfolg einstellte, wurden auch keine Polemiken laut. «Eine Selbstverständlichkeit», fand man vor allem aus der Deutschschweiz. Dort hat man sich darüber gefreut, mehr Welsche in der Super League zu sehen, und vor allem an vollere Stadien gedacht.

Es braucht also Einsatz, um zu gewinnen und Fortschritte zu erzielen. Die Anwärter auf Kaderstellen in der Bundesverwaltung aus der lateinischen Schweiz müssen sich ganz einfach eine Botschaft zu Herzen nehmen: Sie müssen die Besten sein.

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29 Kommentare zu «Liebe Romands in Bundesbern: Macht es wie im Fussball!»

  • steve sagt:

    Weshalb bezieht sich Herr Nappey ausschliesslich auf die Quotendiskussion bezüglich der Sprachminderheiten und nicht auf die entsprechenden Quotenforderungen von Frauenrechtlerinnen?

    • Arsène Grichblai sagt:

      Sie meinen „Liebe Frauen: Macht es wie im …“, haben Sie denn einen Vorschlag?

  • Alain Burky sagt:

    Es gab eine Zeit, da haben die Romands den attraktivsten Fussball in der Schweiz gespielt.
    Servette-Genf, die Koenige der Nacht aus Lausanne oder Xamax Ne.
    Und – ein Lucien Favre ist immer noch Vorbild.

  • Warum immer diese Diskussionen über die Sprachgebiete. Die Journalisten sind anscheinend interessiert, diese „künstlichen Grenzen“innewrhalb der Schweiz aufrecht zu erhalten. Fehlt nur noch der Ausdruck „Röstigraben“…

  • Frédéric sagt:

    Freue mich auf spannende Spiele in der guten alten Pontaise, ENDLICH geht wieder was in der 2. & 4. grössten Stadt der Schweiz was Fussball anbelangt. Quoten hin oder her, ich glaube für den nationalen Zusammenhalt gibt es noch ganz andere, wichtige Elemente! Die Schweizer müssen das „Fremde“ erkunden, sich für die „Anderen“ interessieren und auch einmal in den Zug steigen und über den Röstigraben fahren. Da sind die Deutsch Schweizer definitif aktiver, interessieren sich mehr für die Romandie als umgekehrt. Dafür bin ich den Deutsch Schweizern dankbar! Belgische Zustände herrschen hier nicht

    • Alain Burky sagt:

      Danke Monsieur Frédéric,
      Als Deutschschweizer lebe ich in F und wurde sehr gut aufgenommen …

    • Alain Burky sagt:

      Das sehe ich auch so.
      Und als in Frankreich lebender, gut integrierter Deutschschweizer nehme ich gerne zur Kenntnis,
      dass man dem mit „Emmental“ angeschriebenen Kaese hier „Gruyère“ sagt …

  • Raphaël Mahaim sagt:

    Ce que je retrouve implicitement dans ce billet, c’est une forme de „racisme à rebours“, où les Romands sont décrits comme une espèce à part, capable du meilleur (super league, présidents des partis politiques, etc.) comme du pire (incapacité à s’implanter dans l’administration fédérale). Cessons de voir les Romands comme un groupe ethnique distinct de la Suisse allemande! Et nous les Romands, ne faisons pas de la Suisse alémanique le méchant bourreau de la minorité francophone. La cohabitation de minorités et d’une majorité ne peut se faire que si on cesse de les opposer systématiquement!

  • Dahlu sagt:

    „(…) nicht zu reden von den Tessinern, die die nächste Saison von der Zuschauertribüne aus mitverfolgen müssen (…)“ …Von wo aus haben Supporter der AC Bellinzona in der vergangenen Saison denn die Spiele mitverfolgt? Dürfen Tessiner Fussballer in der nächsten Saison nicht mehr Fussball spielen? Nur noch gucken? Hab ich da was verpasst? Anyway: Ich freue mich über die Rückkehr der Lausanner und Genfer. Gespannt darf man über den kommenden Zuschauerschnitt sein und hoffen, dass sich in den letzten Jahren diesbezüglich was bewegt hat am Lac Léman…

  • Karl Eigenmann sagt:

    Wirklich unerwartet war der Aufstieg von Servette und Lausanne ja nicht! Quotenregelungen zum „Schutz“ von Minderheiten sind doch gänzlich unnötig und manchmal gar kontraproduktiv. Die Romands werden von den Deutschschweizern z.T. regelrecht verhätschelt und diesen gefällt das – da müssen im Verhältnis dazu die Tessiner und Rätoromanen hinten anstehen. Aus meiner Sicht schlüpfen die Romands immer mehr in eine Rolle, vergleichbar zu der der Süditaliener, die sich vom Norden durchfüttern lassen…

  • Morten Lupers sagt:

    Pour les jobs dans l’administration fédérale, ne serait-il pas une bonne idée d’adopter la règle Canadienne qu’il faut qu’on parle les trois (ou au moins deux des trois) langues Suisses? Ce serait aussi une motivation pour les jeunes Suisse-Allemands (et les „Welsch“) qui ont de la peine de s’appliquer aux études des langues des autres. Par exemple, si sans Français, tu ne vas n’importe où, on verra qui fait une carrière dans la politique. Ce serait aussi un signal fort de la Suisse officielle qu’on essaie de joindre les trois parts et d’avancer l’échange à travers les fossés mentales.

    • Morten Lupers sagt:

      Evidemment, au Canada, ce ne sont pas forcément toutes les langues Suisses qu’on doit savoir. Ce sont plutôt l’Anglais et le Français, ce qui n’est pas du tout normal, que les gens les sachent. Je croyais toujours que l’ignorance de l’une partie Suisse envers les autres était une tragédie, mais au Canada, c’est comme si le gens au-delà de l’age de 35 vivaient dans deux mondes différents, comme à l’époque qu’ils allaient à l’école on n’enseignait la langue des autres que très tard. Le résultat est que les touristes Suisses parlent avec tous, et eux, ils restent entre eux-même. Pas a copier, ça.

      • Eddy Beutter sagt:

        Cher Morton, votre suggestion est interessante. Le seul hic dans tout cela, c’est qu’il a bien plus de Suisse Allemands qui parlent le Français, que de Romands qui parlernt l’Allemand, donc votre propostion risque d’être un autogoal.

  • Armin Köppel sagt:

    Gratulation an die erfolgreichen Clubs. Als St. Galler glaube ich aber kaum, dass der Zuschauerschnitt steigt. Und ein Fragezeichen stelle ich auch hinter die Leistung einer Region im heutigen Fussball. Gerade in Sion und bei Xamax ist es doch „eingekaufte Leistung“, wenig eigener Nachwuchs. Superliga Fussball hat sich verabschiedet von regionalen Mannschaften und folgt (auch wegen FIFA-Politik..) den Spuren von „Investoren“ oder Geldwäschern…??? Trotzdem Allez les Welsch..

  • Helveticus sagt:

    Habe ich die These bezüglich Bundesverwaltung richtig verstanden? Quoten solange die Leistung nicht reicht, und falls doch, ist es auch recht. Frei nach dem Motto: egal wie gut oder schlecht, die lateinische Schweiz darf nicht untervertreten sein, weil es ungerecht ist, übervertreten ist dann aber voll in Ordnung. Etwa, weil man sich kulturell überlegen glaubt?

    • Pesche sagt:

      Ui ui ui, ich glaube wenn sich in der Schweiz eine Gruppe kulturell überlegen verhält sind es die Deutsch Schweizer und nicht die Romands.

      • Helveticus sagt:

        Warum sollte das so sein: Weil die Deutschschweizer mehr Landessprachen sowie andere Sprachen beherrschen als die Romands? Nein im Ernst: im Deutschschweizer Sprachgebiet leben 70 Prozent der Bevölkerung. Die Minderheiten sind in unserm Land überrepräsentiert. Das ist auch okay so. Aber Quoten brauchen wir nur da, wo eine Minorität droht, völllg ausser Acht gelassen zu werden, also etwa die Tessiner in Gremien mit geringer Grösse wie dem Bundesrat.

  • daniel sagt:

    wenn es, um zu den ‚besten‘ zu gehören, nötig ist perfekt deutsch zu sprechen, dann ist der begriff ‚der/due beste‘ nicht richtig definiert. zu den ‚besten‘ zu gehören muss sich auf die leistung beziehen und nicht auf die sprachliche zugehörigkeit. Aus eigener erfahrung kann ich sagen, dass die muttersprache in bern eine wesentliche rolle bei der anstellung spielt und nur untergeordnet die leistung eines bewerbers.

  • Thierry sagt:

    Un tout petit pays dans un continent qui n’arrive pas à s’imposer, le tout sur une tête d’épingle dans un univers inconnu et on arrive à vouloir perpétuellement couper le pays en 2 ou 3… Pourquoi ne pas accepter une bonne fois que nous sommes suisses et que nous pourrions tous représenter notre pays, sans devoir forcément mettre en avant nos différences mais plutôt nos points et objectifs communs… Sans doute plus difficile et moins porteur pour la 1e page du Matin mais ca serait tellement plus agréable à vivre…

  • BASILE sagt:

    Toutes ces histoires entre Welsches et Cascaboulons, c’est pour noyer le poisson, pour cacher la merde au chat. Le vrai problème c’est la toute-puissance du fric, de la clope et de la bagnole, (mais surtout du fric) dans cette societé capitaliste pourrie! Les problèmes de logement ou de transport à Genève ne dependent absolument pas de Berne, mais des problèmes entre Genevois. Entre la droite et la gauche, autrement dit, entre deux visions de la vie dans la collectivité qui s’affrontent. C’est là que le bas blesse. Et que dire des HUG, gerés par 1 technocrate qui n’est même pas medecin!!!

  • Armin Köppel sagt:

    Spinnen wir die These weiter: Sofern die Waadt in Frankreich oder Frankokanada vielleicht einen hübschen, gewandten Politiker engagiert, sich den von einem Russischen Gasmogul zahlen lässt, ihn mit Werbung an Hemd und Hosen ausstattet und ihn dann trotz noch offener Arbeitsbewilligung ins Wahlrennen um den Bundesrat schickt, ist die Chance gross dass diese Leistung der Waadt gewürdigt wird und er eine Wahlchance hat…sonst könnte man noch Beziehungen spielen lassen oder so… Tolles Beispiel für Leistung einer Region, bravo

  • Andreas Ungricht sagt:

    Und wer es macht wie Xamax, den Club einfach ins Ausland verkauft, der kommt völlig unter die Räder und findet kein Personal. Besonders dann, wenn man dem Personal mit der Erschiessung droht.

  • Felix Güetli sagt:

    Seit Flavio Cotti haben wir keinen italophonen Bundesrat mehr gesehen. Der sicher valable Urs Schwaller wurde ernsthaft als quasi Latino-Bundesratskandidat präsentiert. Wir brauchen für den Bundesrat die ungeschriebene Regel, dass die Sprachen angemessen vertreten sein müssen. Sonst „vergisst“ die Mehrheit leicht die Minderheit. Nicht aus Bösartigkeit, sondern aus Gedankenlosigkeit. Das gleiche gilt für die Bundesverwaltung. Eine fixe Quote lehne ich ab. Aber wenn in einem Bundesamt plötzlich 90% Deutschschweizer sitzen, stimmt etwas nicht.

  • Basile sagt:

    Pour Xamax, il y a beaucoup de vrai là-dedans. Parce qu’on ne veut tout simplement pas accepter de descendre d’un étage ne serait-ce que momentanément. Donc, que fait-on? Plutôt que de réduire la voilure on vend au plus offrant? Règle capitaliste n°1 (ça ne surprend personne). Et que fait alors le repreneur? Tout ce qu’il veut sous prétexte qu’il a beaucoup d’argent! Ce qui veut aussi dire n’importe quoi. Les anciens dirigeants continuent pourtant à investir. Dans ces conditions, on aurait pu prendre un nouveau président, sans changer de propriétaire. Mais ça aurait sûrement été trop simple!

  • Ehrlich, dieser von Journalisten herbeigeredete Graben zwischen den Sprachgebieten …. mich an . Eigentlich dürfte zu solchen Ansinnen überhaupt niemand Stellung beziehen! Da es aber einige nicht lassen können dieser Hetze zu folgen, muss ich einfach schreiben, dass ich die fähigen Leute aus allen Sprachregionen zu schätzen weis.Wer etwas kann, (und will) wird sich auch auf die richtige Art bemerkbar machen, da braucht es keine Nachhilfe der Besserwisser.

  • Chappuis Jean-François sagt:

    Une fois pour toute, il faut enterrer la hache de guerre entre romands et alémaniques à Berne!
    Chacun a ses qualités et ses défauts et forme un tout qui s’appelle le fédéralisme et il faut composer avec afin que tous y trouvent leur compte.
    Nos politiciens romands ne sont ni meilleurs ni moins bons que ceux d’outre Sarine. Il faut arrrêter de faire des comparaisons!
    Au niveau de l’Administration Fédérale, si les romands sont peu nombreux, c’est dû au problème du bilingisme. Nos amis tessinois l’ont bien compris et parlent trois langues au minimum…

  • En effet, comme nous le verrons plus en détail au point 5 de notre ordre du … Mais il n’y a pas eu de bouleversement et nous ne pouvons que constater l’importance qu’il y a à pouvoir prochainement faire un pas qui sera peut-être

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