Grüne Wirtschaft: Richtiges Ziel, falscher Weg

Damit war zu rechnen: Wenn das Anliegen nicht überzeugt, wird auf die Organisation oder den Mann gespielt. Aber eigentlich möchte ich mich ja gar nicht mit den Grünen anlegen. Denn auch wir unterstützen das Ziel einer grünen und ressourceneffizienten Wirtschaft. Ressourcenschonung steht in unserer Strategie ganz oben. Nicht das Ziel ist das Problem, sondern der vorgeschlagene Weg. Wir müssen das Erreichte aber auch nicht schlechtreden, um politisches Kapital daraus zu ziehen. Stattdessen sind wir stolz, dass wir bereits heute die grüne Nummer 1 sind, und arbeiten daran, uns weiter zu verbessern.

Economiesuisse engagiert sich mit offenem Visier. Das haben wir auch in der Anhörung getan. Gerne hätten wir uns anschliessend den Fragen und Kritiken der Grünen gestellt, die aber leider ausgeblieben sind. Die nachträglich erhobenen Vorwürfe sind unhaltbar.

Hier die Richtigstellung:

«Schweiz ist bereits ‹grüne Nr. 1›»

Wir haben mehrere anerkannte Vergleiche (z.b. World Economic Forum, Dow Jones Indices oder Forbes) zitiert, die klar aufzeigen, dass die Schweiz weltweit zu den nachhaltigsten Ländern gehört. Dass wir als industrialisiertes Land mit hohem Lebensstandard auch einen hohen Ressourcenverbrauch haben, ist unbestritten. Der ökologische Fussabdruck sagt aber nicht aus, wie nachhaltig ein Land ist. Länder wie Kanada oder Australien mit einer kleinen Bevölkerung und einer grossen Fläche schneiden sehr gut ab, obwohl Kanada mit seiner Teersand-Ölförderung oder Australien mit seinen veralteten Kohlekraftwerken zu den grössten «Verschmutzern» zählen.

«Lebensstandard und Konsum müssten drastisch eingeschränkt werden»

Um einen ökologischen Fussabdruck von eins zu erreichen, müsste die Schweiz ihren Ressourcenverbrauch um zwei Drittel (minus 65 Prozent) reduzieren. Selbst mit rasantem technologischem Fortschritt würden wir dieses Ziel nur erreichen, indem wir unsere heutige Lebens- und Konsumweise drastisch einschränken. Das sieht auch der Bundesrat so. Er spricht von einem «abrupten Strukturwandel», von «negativen Beschäftigungszahlen» und «sehr hohen volkswirtschaftlichen Kosten».

Nationale Verbote und Einschränkungen sind der falsche Weg.

Wirft Economiesuisse vor, die Umweltkommision mit Unwahrheiten getäuscht zu haben: Nationalrat Bastien Girod (GP). (Keystone/Peter Klaunzer)

Wirft der Economiesuisse vor, die Umweltkommision mit Unwahrheiten getäuscht zu haben: Nationalrat Bastien Girod (GP). (Keystone/Peter Klaunzer)

«Geforderte Massnahmen stehen in keinem anderen Land der Welt zur Diskussion»

Tatsache ist, kein anderes Land diskutiert eine Selbstregulierung zurück auf einen ökologischen Fussabdruck von eins. Nationale Verbote und Einschränkungen sind der falsche Weg. Economiesuisse unterstützt stattdessen ein international koordiniertes Vorgehen für eine bessere Ressourcenschonung. Zudem muss nicht das ganze System auf den Kopf gestellt werden, um den Import von illegal geschlagenem Holz zu verbieten – das ist bereits verboten.

«Paradigmenwechsel weg vom bewährten wissenschaftlichen, emissionsorientierten Ansatz»

Der neue Ansatz geht davon aus, dass Ressourcenverbrauch per se «schlecht» ist und staatlich gesteuert werden muss. Während Emissionen klarerweise unerwünscht sind, ist Ressourcenverbrauch eine absolute Notwendigkeit. Wasserverbrauch ist beispielsweise nicht per se «schlecht».

Der Bund könnte «direkt in den Markt eingreifen, indem er für die Wirtschaft zwingend benötigte Ressourcen einschränkt oder verbietet»

Die Vorlage beinhaltet praktisch einen Freipass für staatliche Eingriffe in die Ressourcenkreisläufe. Die unklare Formulierung lässt vieles offen. Der Bundesrat könnte beispielsweise seltene Rohstoffe verbieten, die die Hightech-Industrie oder der Pharma- und Biotech-Sektor dringend benötigen.

«Fehlende Regulierungsfolgenabschätzung»

Regulierungsfolgenabschätzungen sind gesetzliche Pflicht. Der zitierte Ecoplan-Bericht reicht nicht aus. Hingegen belegt er, dass die Wirtschaft zu Recht besorgt ist. Für einen Schokoladenproduzenten kann es beispielsweise existenzbedrohend sein, wenn er seine ausländischen Lieferanten nicht zu ökologischen Verbesserungen zwingen kann und den dringend benötigten Kakao-Rohstoff nicht mehr erhält.

«Die Wirtschaft lehnt die Initiative Für eine grüne Wirtschaft ohne indirekten Gegenvorschlag ab»

In der Vernehmlassung haben alle Industrieverbände, die Bauindustrie und der Gewerbeverband Nein gesagt. Zusammen mit Economiesuisse decken diese nahezu 100 Prozent der produzierenden Wirtschaft in der Schweiz ab. Allein Economiesuisse umfasst 100 Branchenverbände, 100’000 Unternehmen mit insgesamt 2 Millionen Arbeitsplätzen.

11 Kommentare zu «Grüne Wirtschaft: Richtiges Ziel, falscher Weg»

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    die wahrheit liegt in der mitte. die forderungen der grünen sind überrissen. andererseits muss die wirtschaft wieder zu einem vernünftigen mass finden. solange economiesuisse weiterhin die ungebremste zuwanderung unterstützt um die konzerne mit billigen ausländischen arbeitskräften einzudecken, ist sie nicht glaubwürdig. es ist zeit, den „billigen“ weg ad acta zu legen und in richtung ausbildung, fortbildung und förderung der schweizer fachkräfte zu arbeiten und zu investieren. und da die wirtschaft dies nicht freiwillig tut, braucht es im minimum kontingente für ausländische arbeitnehmer.

    • Markus Petersen sagt:

      Aber die Grünen wollen an der ungebremsten Zuwanderung doch auch nichts ändern. Die Ecopop-Initiative, welche exakt dies aus ökologischen Gründen fordert, wird von niemandem stärker bekämpft wie von den Grünen. Unsere Umwelt geht so oder so vor die Hunde – Grüne und Economiesuisse streiten sich nur darum, wie.

      • Philipp M. Rittermann sagt:

        herr petersen. das das schlimme an der politik. sie hat verlernt, für einheitliche ziele einzustehen. das sind reine interessens-gesellschaften. grüne und linke wollen primär den schweizer dazu verdammen, den konsum einzuschränken ohne das wachstum zu reduzieren, was natürlich absolut illusorisch ist. die bürgerlichen halten am ungebremsten wachstum fest, weil sie ihre eigenen felle davonschwimmen sehen und nicht bereit sind, den steilen, aber dafür nachhaltigen weg zu gehen. bei beiden beispielen profitiert jeweils nur ein kleine elite. es braucht nun begrenzungen. und einen wachen bürger.

    • Josef Marti sagt:

      Land und Menschen gehen der economiesuisse am A… vorbei; der CH Büezer soll in Geiselhaft der Multis gesetzt werden. Genau die nötigen Investitionen der Gesellschaft in Bildung wird schon seit Jahrzehnten verhindert mit einer Steuersenkungsorgie nach der andern. Vielmehr soll das internationale Kapital von im Ausland generiertem billigem Humankapital profitieren können, damit die Gewinnquote sprich Besitzeinkommen (Zins, Bodenrente, Profite) zulasten der Lohnquote weiter gesteigert werden kann. Grüne und Linke spielen dabei den Steigbügelhalter in diesem Spiel.

      • Fred Ruegg sagt:

        Herr Marti,
        Sie habens genau auf den Punkt gebracht !
        Der wichtigste Vorschlag dazu wäre: Anfänglich Besteuerung der Einkommen ohne Arbeit mit mindestens 80%, dann sukzessive Abschaffung des Privatbesitzes von Naturgütern für die nach Naturgesetzlichkeit alle Lebewesen, nicht nur Würme, Insekten,Vögel, Füchse etc. freien Zugang haben müssen,so auch wir Menschen wir jedoch den Gemeinschaftsbesitzern dieser Güter,Dorf,Kanton,Bund für den Gebrauch&Verbrauch entsprechende Vergütungen entrichten,die alleanderen Steuern ersetzen würden.Das alte römische Land &Besitzrecht gehört endlich abgeschaft!

  • P. Ralon sagt:

    Anscheinend nimmt es niemand mehr so genau mit der Wahrheit, mit Fakten. Auch die Grünen nicht. Wie kommts denn, dass man den Zusammenhang zwischen Ressourcenverbrauch und wachsender Bevölkerung verneint! Wie? Die Grünen sind in der Gunst der Wähler genau so gefallen wie die Wirtschaftselite! Und zwar deshalb, weil sie entgegen der Realität Fakten verneinen die in der breiten Masse für Veränderungen in der Gesellschaft sorgen. Sie spielen der Wirtschaft sogar in die Hände wenn man die PFZ in ihrer jetzigen Form aufrecht erhält. Unglaubwürdig sind beide, Grüne und Economisuisse!

    • Karl Gross sagt:

      Unglaubwürdig sind in diesem Fall vor allem die Grünen. Für die Ecopop-Nein-Kampagne stecken sie mit der Economiesuisse unter einer Decke. Wenn es aber tatsächlich ein Nein zur Ecopop-Initiative gibt, dann wird die Grüne-Wirtschaft-Initiative erledigt sein. Es stimmt doch sicher keine Mehrheit der Bevölkerung für das enger schnallen des eigenen Gürtels, solange die Zuwanderungswelle nicht gestoppt ist.

  • gabi bossert sagt:

    Nicht nur alle Anderen, auch die CH nützt mehr Erde als ihr zusteht. Das bedeutet Fussabdruck. Kapitalismus akzeptiert keinen Umweltschutz, den ihn einschränkt Gewinne zu steigern. Die Economiesuisse geht mit dem Umgang unserer Lebensgrundlage mindestens so fahrlässig um, wie vielleicht die Grünen zu übertreiben geneigt sind. Obwohl Übertreibung subjektiv zu betrachten ist. Die Economiesuisse duldet den Ressourcenraubbau unseres berüchtigten Rohstoffhandels, weil es ihr wirtschaftlich gut geht dabei. Nachhaltige Wirtschaft ist verpönt, sie bringt nicht das sofortige Geld.

  • Roland K. Moser sagt:

    Guten Tag Herr Lanz
    Mit 1 Hektare Landwirtschaftsland kann man in unserem Klima 4 bis 5 Personen ernähren. In der Schweiz hat es noch 1 Million Hektaren Landwirtschaftsland. Wieviele Menschen sind in der Schweiz überzählig?

    • Stefan Gerber sagt:

      Guten Tag Herr Moser. Gegenfrage:
      Mit den NULL Litern Rohöl die in der Schweiz gefördert werden kann man genau NULL Motorfahrzeuge betreiben. Wie viele Motorfahrzeuge sind in der Schweiz überzählig?
      Mit den NULL Gramm seltene Erden die in der Schweiz gefördert werden kann man genau NULL Computer/Handys bauen. Wie viele Computer/Handys sind in der Schweiz überzählig?
      Mit den NULL Gramm Uran die in der Schweiz gefördert werden kann man genau NULL kWh Strom erzeugen. Wie viele AKWs sind in der Schweiz überzählig?

      • Roland K. Moser sagt:

        Die Überbevölkerung wird am Verhältnis Bevölkerung zu vorhandene Lebensmittel gemessen. Das ist internationaler Standard.
        Pro Tag müssen also Lebensmittel-Hilfslieferung für 3,2 Millionen Menschen in die Schweiz importiert werden. Wenn diese 3,2 Millionen Überzähligen repatriiert werden, fällt der CO2-Ausstoss für die Lebensmittel-Hilfslieferung weg und der ökologische Fussabdruck der Schweiz verkleinert sich massiv. So wird auch die Wirtschaft grüner und die AKWs können wir auch sofort abstellen, weil die AKWs rein zufällig den Strom für die 3,2 Millionen Überzähligen produzieren.

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