Dem Komplex der Westschweiz ein Ende setzen

Ein «Sprachenkrieg» sei es. Dahinter stecke der «Wille, eine Deutschschweizer Monokultur durchzusetzen». Es sei ein Zeichen von «Geringschätzung». Westschweizer Politiker haben die Absicht der Nidwaldner, im Gefolge des Thurgaus ihren Lehrplan für den Sprachunter­richt ebenfalls zu überdenken, aufs Heftigste verurteilt. Sie stiessen ins selbe Horn wie die Medien und sprachen vom «Aufgeben» des Französischen, von einem «Angriff» auf die Westschweiz und vom «Ende des nationalen Zusammenhalts». Der am häufigsten in die Runde geworfene Begriff war, auf sämtlichen Ebenen, jener vom «Krieg». «Sprachenkrieg» prangte auf der Titelseite der Zeitung «Le Temps». Die Sendung Infrarouge des RTS von letztem Dienstag lief unter dem Titel: «Sprachenkrieg: Tschüss Switzerland?».

Die Romands haben schon immer lebhaft auf die Diskussionen in der Deutschschweiz reagiert, gerade was Sprachthemen betrifft. Meistens zu Recht: Eine Minderheit muss kämpfen, um bestehen zu können. Allerdings sollte man für Anliegen kämpfen, für die sich der Aufwand auch lohnt, und man sollte seine Worte mit Bedacht wählen. Das gilt besonders dann, wenn es um Sprachen geht. In der Schweiz herrscht kein Krieg, weder ein Sprachenkrieg, noch irgendein anderer. Der Begriff wird missbräuchlich verwendet, streng genommen ist er sogar eine verbale Entgleisung: Einen Teil der Bevölkerung zu beschuldigen, einen Krieg vom Zaun zu brechen, und sei es ein Sprachenkrieg, kann ernsthafte Folgen für den nationalen Zusammenhalt haben, den zu verteidigen man vorgibt.

In der Schweiz herrscht kein Krieg, weder ein Sprachenkrieg noch irgendein anderer.

Einsammeln = ramasser: Über den Französischunterricht in der Deutschschweiz wird heftig debattiert. Sich zu sammeln, täte allen Beteiligten gut. Foto: Keystone

Im Wissen, dass sie zu weit gegangen sind, haben einige Politiker ihre Aussagen korrigiert. In der RTS-Sendung vom Dienstag war von Krieg nicht mehr die Rede. Man bevorzugte Ausdrücke wie «Angriff» oder «Aufgeben» des Französischen. Diese zwei Wörter waren immer wieder zu hören. Nur: Auch sie sind falsch gewählt. Der Thurgau und Nidwalden geben nichts auf. «Wir wollen Französisch als Landessprache stärken». Res Schmid, der Nidwaldner Regierungspräsident, überbrachte diese Mitteilung nach Genf, und das in hervorragendem Französisch. Er nahm drei Stunden Reiseweg auf sich, nur um zu sagen, zu wiederholen: «Wir lieben das Französische und wir möchten, dass unsere Kinder es besser sprechen».

Liessen sich die Westschweizer Politiker damit beruhigen? Mitnichten. «Sie werden mich nicht überzeugen», liess Mathias Reynard schon im Vorfeld verlauten. Res Schmid versuchte denn auch gar nicht, ihn zu «überzeugen». Er kam von Stans nach Genf, um jene ins Bild zu setzen, die es vielleicht noch nicht vernommen hatten: Nidwalden will den Französischunterricht stärken, nicht aufgeben. Weil diese Aussage aber der Komplott-These und der These vom Angriff auf die Westschweiz zuwiderläuft, hörte ihm niemand zu. Ein offener Nidwaldner, der nach Genf kam, um das Gespräch zu suchen, traf auf verschlossene Romands. Eine verkehrte Welt.

«Ich bin nicht beruhigt», sekundiert Staatsrätin Elisabeth Baume-Schneider. Das lässt tief blicken: Beruhigt will man sein, wenn man Angst hat. Oder wenn man geschwächt ist. Es entspricht einer defensiven Position, es ist ein historischer Westschweizer Reflex, ein Erbe der Vergangenheit – jener Zeit, in der die welsche Minderheit vom grossen Deutsch­schweizer Bruder abhängig war. Aber diese Zeit ist längst passé. Die Westschweiz hat sich zum wirtschaftlichen Motor des Landes entwickelt. Der Genferseebogen treibt das Schweizer Wachstum an. Es wäre an der Zeit, dass die Politiker das erkennen, damit endlich ein Schlussstrich unter den Minderwertigkeitskomplex – und die emotionalen Reaktionen – gezogen werden kann. Dann wäre der Weg frei für einen konstruktiven Dialog zwischen den Sprachregionen.

41 Kommentare zu «Dem Komplex der Westschweiz ein Ende setzen»

  • Franz Käfer sagt:

    Wenn dass fehlen einer Landessprache in den Schulzimmern den zusammenhalt der CH infrage stellen würde warum lehren wir dann kein Italienisch oder Rumansch an den Schulen wenn diese Logik doch angeblich so sehr stimmt?!?, zb sind wir Basler,Zürcher,Schwyzer,Zuger,Luzerner etc. weniger mit Tessin verbunden als mit Genf?NEIN, und wer etwas anderes behauptet der ist nicht ehrlich & nicht glaubwürdig in dieser Diskussion. Die Westschweizer Politiker suchten offenbar etwas um sich aufzuregen und die Fake Sensation der Presse die Blätter an den Mann bringen will gab ihnen genau dass was sie suchten.

  • Stephan sagt:

    Ich (und alle vor mir seit 1848, wie ich annehme) habe vor 30 Jahre die Primarschule im Kanton St. Gallen noch ohne Frühfranzösisch absolviert. Die Schweiz hat es damals schon gegeben. Sie wird auch weiter existieren, wenn das Frühfranzösisch wieder abgeschafft wird.

    • Heinrich Zimmermann sagt:

      Genau so war es, die einen hatten nachher in der Sek Freude an der Sprache und andere fuehlten sich gequaelt. Es ist einfach lächerlich den Zusammenhalt der Schweiz an dieser Sprachregelung anzubinden, denn so müssten ja auch Italienisch einbzogen sein. Um sich zu verständigen braucht es mehr als ein erzwungener Schulunterricht in der jeweiligen Sprache.
      Die, die leichte Sprachen lernen, werden die Verbindung schon kitten. An der Air14 konnten wir sehen, wie deutsch die Welschen sprechen konnten, es reichte gerade knapp um etwas zu bestellen an der Speisetheke. Aber mühsam war es alleweil.

  • Hans P. Meier sagt:

    Zitat: „Die Westschweiz hat sich zum wirtschaftlichen Motor des Landes entwickelt.“ Schön wäre es. Ausser Genf und noch ein klein wenig das Waadtland bedient sich die Romandie munter am Topf des Finanzausgleichs.

    • Gisler sagt:

      Die Quote der NFA-Bezüger ist bei rein französischsprachigen Kantonen tiefer als bei deutschsprachigen. Die Romandie ist wirtschaftlich stark. Dumm ist die Argumentation auch umgekehrt: Wirtschaftsmotor = französisch obligatorisch. Landessprachen lernen ist nicht nur wirtschaftlich relevant (französisch wird öfter gebraucht als viele meinen), sondern kulturell und gesellschaftlich bereichernd. Man kann unterschiedlicher Meinung sein, wie früh welche Sprache gelehrt werden soll. Mich beunruhigen aber Voten, die nur englisch als Schweizerische Amts- und Kommunikationssprache fordern.

    • Raymond Allaman sagt:

      Von den vier rein französischsprachigen Kantonen sind im NFA zwei Geberkantone (GE, VD) und zwei Nehmerkantone (JU, NE). Ich glaube bei den rein deutschsprachigen Kantonen sieht das entsprechende Verhältnis wesentlich schlechter aus. Vermutlich passt eine wirtschaftlich erfolgreiche Romandie einfach nicht in Ihr vorgefasstes Bild der müssiggehenden und immerzu Weisswein trinkenden Romands.

    • Chris Meier sagt:

      Fakt ist, dass die Romandie im Verhältnis zur Fläche und Einwohnerzahl deutlich unterdurchschnittlich zum BIP und zum Steuersubstrat beiträgt.

      • Fabian sagt:

        Weiss nicht von wo Sie das haben, aber gemäss BFS sprechen 22.6% der Schweizer Frazösisch. Gleichzeitig ist die Romandie für 24.6% des BIP verantwortlich (ebenfalls gemäss BFS). Nimmt man bei den Deutschschweizer Kantonen Zürich aus, sieht es noch bedeutend düsterer aus, da dieses allein für 21.9% des CH BIP verantwortlich ist.

        • Chris Meier sagt:

          Hier vergleichen Sie Äpfel mit Birnen.

          • Fabian sagt:

            Darf ich Sie bitten mir zu erklären, warum dies Apfel und Birnen sind? Ich erachte es als durchaus im Bereich des Möglichen,dass mir ein wirtschaftswissenschaftlicher Grundsatz durch die Lappen gegangen ist. Als grober Überblick halte ich aber das Verhältnis Anzahl Personen einer Landessprache zu BIP der entsprechenden Landesregion als durchaus geeignet das Verhätlnis der Sprachregionen zum jeweiligen Anteil am BIP aufzuzeigen.

          • C. Forster sagt:

            Keineswegs. Saubere Argumentation, die zeigt, dass die Romandie als Gesamtes sogar leicht überdurchschnittlich einzahlt. Vielleicht wieder mal Zeit, um zu schauen wie’s ennet der Sahne aussieht? Da läuft einiges punkto Innovation.

  • Mark Keller sagt:

    Die Politiker aller Couleur vergessen, dass man nicht Französisch sprechen muss, um die Welschen Schweizer zu verstehen. Wenn dem so wäre, dann müssten wir auch Italienisch und die beiden Hauptidiome des Rätoromanischen in den Schulen unterrichten. Merkwürdigerweise kommt niemand auf diese absurde Idee! Ich habe noch nie einen Politiker, der den Landeszusammenhalt untergehen sieht, wenn in der Deutschen Schweiz kein Französich mehr unterrichtet wird, denselben Unsinn erzählen hören, wenn es um die Italienische Schweiz ging! Nach vorne blicken heisst: für die ganze Schweiz ENGLISCH zu lernen!

    • Germain Michel sagt:

      Mein Vorschlag wäre, dass die Deutsch-Schweiz in Mundart-Schwarz umbenannt wird.
      Das hätte die folgenden Vorteile:
      1. alle SVP-Anhänger hätten keine Verbindung mehr zum grossen Kanton
      2. für alle Mundart-Schweizer wäre Deutsch auch eine Fremdspräche, dann würde man mit gleich langen Spiessen kämpfen

      (Ironie aus)

  • Pius Tschirky sagt:

    Habe schon gelesen, dass bei der Aushebung viele Junge nicht mal einen normalen Deutschen Satz schreiben könnten. Dafür muss man aber eben in der Primarschule schon Französisch und auch noch Englisch in den Lehrplan zwängen. Wer ein perfektes Deutsch lernt, wird es auch einfacher haben, Französisch und Englisch zu lernen und aus eigener Erfahrung kann man das sehr wohl auch noch in der Sekundarschule! Das Probem scheint mir auch vielmehr darin zu liegen, dass man für diese Zwängereien und den dahinterstehenden Akteuren horrende Summen an Steuergeldern zahlen muss!

    • Michi sagt:

      Also, wenn ein 19-Jähriger keinen deutschen Satz schreiben kann, liegt das kaum an Französisch und Englischunterricht, sondern an fb, sms, twitter und dem ganzen Zeugs.

      • Pius Tschirky sagt:

        Oder am Deutschlehrer!

        • Daniela Meyer sagt:

          oder man kommt aus dem Kanton Aargau, wo im Kindergarten nur Mundart unterrichtet wird……Sprache lernen die KInder am Einfachsten in den ersten Lebensjahren….

          • C. Forster sagt:

            Sorry, aber als ich jung war, wäre Hochdeutsch im Kindergarten auch undenkbar gewesen. Sprachen lernt man besser später, im Kindergarten geht’s um anderes.

  • Michael sagt:

    Wenn man an der Sprachgrenze wohnt, ist man sich solche Diskussionen gewohnt. Sie gehören zum Alltag. Sobald man weit davon entfernt ist (Genf, Thurgau), nimmt man dies als Affront auf. Beidseitig der Sprachgrenze mache ich ein etwas sonderbares, manchmal sehr mystifiziertes Verständnis zur anderer Landessprache aus. Muss nicht sein. Gehen wir das doch rational an: Französisch / Deutsch x Lektionen mit einem Sprachziel Ende obligatorische Schule ein B2/2. Fertig. Weg dorthin: Egal-

    • Mark Keller sagt:

      Es wäre weit zielführender – und für das Verständnis anderer Kulturen und Mentalitäten zweckmässiger – dass in der ganzen Schweiz Ende der obligatorischen Schulzeit von 9 Jahren in Englisch mindestens der Level B2 ( ev. sogar C1) erreicht, gesprochen und auch gelebt würde (englischsprachige Medien)! Englisch in den Unterricht integrieren.

      • Michi sagt:

        1 Englisch ist keine Landessprache und wer nicht Muttersprachler ist, redet sowieso ein künstliches Englisch. Am Ende reden alle in einer Fremdsprache und der Dialog wird eine entsprechend oberflächliche Qualität haben. Fürs Bisnäs mag das klappen, aber wenn sie wirklich die Kultur anderer Landesteile verstehen wollen, ist Englsch nicht die Lösung. Oder laufen die Sendungen auf TSR, SRF, RSI seit neustem auf Englisch? Ich spreche nicht perfekt Französisch und erwarte vom Romand auch kein fehlerfreies Deutsch. Aber wir sollen beide sprechen können, wie uns der Schnabel gewachsen ist.

        • Michi sagt:

          2 und uns dennoch verstehen. Bundesbern funktioniert auf diese Weise und allen ist es so am wohlsten.

          • Joel Christen sagt:

            Bundesbern hat vor 20 Jahren noch so funktioniert. Heute sprechen die Welschen zunehmend deutsch, weil sie sonst von den Deutschschweizern nicht verstanden werden. Das erachte ich als Deutschschweizer als eine ungesunde Entwicklung, die dem Zusammenhalt der verschiedenen Landesteilen nicht gerade förderlich ist.

          • Mark Keller sagt:

            Joel Christen, das ist Quatsch! Was ist mit dem Tessin? Was ist mit Graubünden? Der Zusammenhalt der Landesteile wird durch die Haltung von Bürgern wie Felix Halter (unten) gefährdet! Mit einer gemeinsamen Sprache, die auch ausserhalb der Schweiz nützlich ist, wird der Zusammenhalt gefördert, wenn diese gemeinsame Sprache auch in allen Landesteilen gleichberechtigt zu der lokalen Muttersprache gelebt wird.

        • Mark Keller sagt:

          Es geht hier nicht um jetztige Landessprachen. Übrigens könnte man Englisch sehr wohl zu einer Landessprache machen. Der Zusammenhalt der Schweiz hat NICHTS mit dem Erlernen von Französisch durch die Deutsch-Schweizer zu tun. Diese Behauptung entbehrt jeder Grundlage, und ist ein reines Scheinargument. Zum gegenseitigen Verständnis ist eine gemeinsame Sprache erforderlich, die fliessend beherrscht wird (mindestens B2, oder sogar C1). Die bedeutendste Weltverkehrssprache ist nun mal Englisch. Da läge es auf der Hand diese Sprache auch in der Schweiz zu nutzen.

          • Michael sagt:

            @Keller: Das mit dem Englisch ist ein etwas sehr Züri-Zentrierte Sichtweise.. Nur weil Ihr Chef bei Ihrer Bank Micky Maus-Englisch mit Ihnen spricht, hat dies noch lange keine gesamtschweizerische Relevanz. Öffnen Sie Bitte Ihr Visier, was soll ein Emmentaler, ein Entlebucher oder ein Neuenburger mit Englisch? In der Landi ein Sack Saatgut auf Englisch Einkaufen? Bitte…

          • Englisch als übergeordnete Landessprache würde bedeuten, dass sämtliche Unterrichtsfächer in Englisch und der jeweiligen Landessprache abgehalten werden müssten, um ein halbwegs anständiges Niveau zu erreichen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, lässt aber spätestens mit der übernächsten Generation sämtliche angestammten Landessprachen aus Bequemlichkeit von der Bildfläche verschwinden. Die zahlreich anwesenden Dolmetscher und Übersetzer an intern. Kongressen, Gipfeltreffen, usw. zeigen betr. Englisch als Weltsprache jedenfalls ein ganz anderes Bild!

      • Alfred Frei sagt:

        Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich habe irgendwie den Eindruck, dass die Leute, die nach Englisch als gemeinsame Sprache aller Schweizer rufen dieselben sind, die bei jeder Gelegenheit aus allen Rohren gegen die USA schiessen.

  • Felix Halter sagt:

    Die Maulhelden der „Vin blanc-Fraktion“ würden gut daran tun, den honorablen Kantonen aus der Deutschschweiz, die ihnen den fainéantise romand via kantonalen Finanzausgleich versüssen, nicht mit Krieg zu drohen, ansonsten könnte die Geldquelle versiegen.
    Laut war es schon immer, ennet dem Röstigraben, wenn es um Forderungen geht. Ganz leise wird es jeweils, wenn es dann um Taten geht.

    • Michi sagt:

      wegen Haltungen wie der ihren kommt es wohl überhaupt erst zu solchen Reaktionen.

    • Aus Ihrem Kommentar spricht die typisch überhebliche Haltung von Deutschschweizern der Nachkriegsgeneration, die um jeden Preis aufrecht erhalten bleiben muss. Seither sind aber mehr als 50 Jahre vergangen. Höchste Zeit, veraltete Vorurteile und Klischees endlich abzustreifen.

    • jurg bangerter sagt:

      Die Bergkantone und meist auch kantolischen Kantone der CH erhalten am meisten Finanzausgleich, bin mir sicher dass das Französische Unterwallis das deutschspr. Oberwallis mitfinanziert und die 2 sprachige Region Biel-Seeland Bern am Leben erhält. Auch sollten sie vielleicht aus ihren Erdloch rauskommen und mal die Romandie bereisen und warum nicht Französisch lernen.Sprachen sind gut fürs Gehirn.Auch könnten Sie Nestlé-Cailler und Blancpain besuchen und die Region Maraichère de la Suisse die mehr Geld einbringt als der ganzenTourismus und Hotelindustrie der Schweiz.

  • Martin Frey sagt:

    Die schrillen Töne in der Diskussion muten tatsächlich absurd an. Die Exponenten sind ideologisiert und vergessen dabei gerne worum es geht. Um die Kinder geht es hier nämlich zuletzt. Das Hauptproblem besteht eher darin, dass das Bildungswesen in seinem eigenmächtigen Handeln grundsätzlich nicht auf die hört, die etwas von Kindern verstehen. Wenn man nicht dauernd mehr als 50 J. Datenlage aus der Entwicklungspädiatrie konsequent ignorieren würde, hätte man nie diese Pseudoform einer Frühförderung eingeführt. Denn man weiss schon lange, dass diese zwei Wochenlektionen nichts bringen können.

    • Joel Christen sagt:

      @Martin Frey Ich war bezüglich der Sinnhaftigkeit von Frühsprachen auch eher skeptisch. Es wird ja anscheinend nichts gelernt, was man später nicht rasch nachholen könnte. Nach zwei Jahren Frühfranzösicherfahrung mit unserem Kind darf ich diese Einschätzung revidieren. Der Unterricht hat sein Interesse an der Sprache geweckt und es erfüllt ihn mit Stolz, wenn er die Pizza auch auf der anderen Seite des Röstigrabens selber bestellen kann.

      • Martin Frey sagt:

        Mag im Fall Ihres Sohnes zutreffen Hr. Christen. In dem Fall beglückwünsche ich Sie. Es gibt aber wissenschaftlich keine Datenlage dazu, jedoch sehr viele Studien darüber, wie intens und wie häufig eine etwaige Förderung zu sein hat, falls sie tatsächlich einen signifikant messbaren Benefit bringen soll. Notabene haben heute mehr als 50% der Schulkinder mittlerweile eine spezielle Förderung irgendwelcher Art, welches natürlich wieder eine Armada von Therapeuten beschäftigen hilft. Ob dies im Sinne des Schulsystems und unserer Kinder ist sei mal dahingestellt. Letztere fragt jedenfalls niemand.

        • jurg bangerter sagt:

          Zweisprachig aufzuwachsen lässt nicht einholen, ein Kleinkind das zweisprachig aufwächst wird auch die Dritte und Vierte Sprache mühelos lernen, dasselbe gilt wenn Kinder in jungem Alter eine Sprache lernen, die weiteren Sprachen werden mühelos erlernt.Der Vorteil der 4 sprachigen Schweiz ist es dass uns alles das schon in jungen Jahren geboten wird, auch Swiss TV ist ein gutes Lehrmittel.

  • Beat sagt:

    Schön zu sehen dass hier nur ein einziger Kommentator die Entgleisung vom „gescheiter wäre alles in Englisch“ von sich gibt.
    Allerdings bin ich schon der Meinung dass vom Primat der französischen Sprache im Unterricht insofern abgerückt werden könnte, als dass wenigstens dort wo es wegen der grösse der Schule(n) möglich ist, stattdessen die andere Landessprache, also z.B. Italienisch angeboten werden könnte. Meines Wissens würde das der Bundesverfassung per heute nicht widersprechen. Dasselbe könnte z.B. auch generell in angrenzenden Kantonen (VS, UR, GR) gelten. Es muss nicht Französisch sein

  • Marco C. sagt:

    All diese Statistiken und ein grosses Tra-ri-tra-ra für gar nichts.
    Die Westschweiz ist die SCHWEIZ – genauso wie Ostschweiz, Zentralschweiz, usw.. Egal, wer was und wieviel dazubeiträgt am BIP. Fakt ist, das wenn man die Muttersprache seiner Landsleute spricht, man sich ganz einfach besser versteht – nur der Wille zählt – es kommt garantiert eine Antwort in unserer Muttersprache zurück. Sei es im Tessin, Romandie oder bei uns.. Einzigartigkeit der Schweiz. Bitte lasst dies auch so bleiben und lernt unsere Landessprachen anstatt Englisch.

  • Regina Vale sagt:

    Vor 20 Jahren sprach ich noch Italienisch wie ein Buch. Dann zog ich in ein Viertel, wo niemand Italienisch spricht. Heute kann ich gerade noch Pasolini-Filme im Youtube anschauen. Das nur um aufzuzeigen, dass eine Sprache, die man längere Zeit nicht gebraucht, unwiderruflich verloren geht. Uebrigens; Dass man in der Jugend leichter Sprachen lerne, stimmt nur bedingt und ist sehr individuell. Noch mehr helfen Motivation und Reife. Ich habe mit 60 noch Indonesisch und Portugiesisch gelernt, aber möglicherweise bin ich eher atypisch für meine Zielgruppe.

    • adam gretener sagt:

      Ich hatte das absolute Privileg, 3sprachig aufzuwachsen. Zwei weitere kamen später dazu. Französisch spreche ich zur Zeit leider viel zu selten. Aber wenn ich eine Woche in Genf oder dem Wallis verbringe, ist alles schnell wieder da. Und dieser Samen wird früh gesät, inklusive dem grundsätzlichen Interesse an Sprachen. Was mich immer genervt hat ist die Tatsache, dass in unseren Schulen viel zu wenig Gewicht auf die Konversation gelegt wird. Man muss doch erstmal kein Buch in Hochfranzösisch schreiben können.

  • Ursula Jungo sagt:

    Ich hasste das Franz in der Schule und liebte es Englisch zu lernen!Meine Schwiegermutter sprach nur französisch,obwohl seit gut 30 Jahren in Bern wohnend und arbeitend.Sie verlangte,dass ich mit meinen Kindern französisch spreche und nicht deutsch,was ich nicht tat,da ich kein fehlerfreies Französisch beherrschte und wir in Bern wohnten.Beide Buben lernten Franz in der Schule und können sich in dieser Sprache verständigen.Ich lernte englisch mit einem Dreimonatsaufenthalt in Brighton und liebte das Land und seine Sprache sehr,mehr als alles Französische und Englisch wurde immer wichtiger!

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.